Rechtsstreit um Kaffee-Preise: Tchibo gegen Aldi Süd
Die Auseinandersetzung um die Kaffee-Preispolitik zwischen Tchibo und Aldi Süd gewinnt an Brisanz. Der Kaffeeröster Tchibo klagt gegen den Discounter, da dieser seit Ende 2023 seine Eigenmarke Barissimo angeblich zu Preisen unterhalb der Herstellungskosten verkauft. Dies soll nach Tchibo nicht nur dem Wettbewerb, sondern auch den Verbrauchern schaden. Nachdem die erste Instanz zugunsten von Aldi Süd entschied, befindet sich das Verfahren nun in Berufung vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf. Eine Entscheidung wird für den 13. Januar erwartet.
In der mündlichen Verhandlung ließ der Kartellsenat Hinweise verlauten, Tchibos Berufung möglicherweise abzuweisen und die Entscheidung der Vorinstanz zu bestätigen. Tchibo zeigt sich enttäuscht, während sich Aldi Süd nicht öffentlich äußern möchte. Die Landrichter hatten zuvor erklärt, Aldi Süd's Preisstrategie sei kaufmännisch vertretbar und nicht wettbewerbsgefährdend.
Professor Rupprecht Podszun von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf bewertet den Fall als Ausdruck der veränderten Machtverhältnisse im Markt der Lebensmittelhändler. Große Ketten wie Aldi verlagern stetig Produktionsprozesse in ihre Hände, was Fragen der Marktbeherrschung aufwirft. Niedrige Preise sind laut Podszun nur problematisch, wenn sie mit der Absicht eingesetzt werden, Konkurrenz vom Markt zu drängen.
Der Kaffeepreis für Verbraucher ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Studien des Statistischen Bundesamts zeigen einen Preisanstieg von rund 58 Prozent für Bohnenkaffee seit 2020. Dies ist auf die angespannte Lage bei den Rohkaffeepreisen durch schlechte Ernten zurückzuführen. Auch Tchibo hatte Anfang des Jahres Preissteigerungen angekündigt. Diese Entwicklungen machen den Rechtsstreit um die Preispolitik besonders relevant, da Eckpreisartikel wie Kaffee genutzt werden, um Kunden in die Läden zu ziehen und Mischkalkulationen bei anderen Produkten zu stützen.

