Pharmakrise als Chance: Deutsches Start-up vs. Medikamentenengpässe
In den lichtdurchfluteten Büros des Münchener Start-ups QYOBO herrscht konzentrierte Stille, die nur durch das leise Klicken der Tastaturen unterbrochen wird.
Markus Felgenhauer, Mitgründer der Firma, starrt auf den leuchtenden Bildschirm seines Laptops, auf dem sich die Schicksale von Millionen von Patienten weltweit widerspiegeln könnten. QYOBO hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt:
Das junge Unternehmen will die drohenden Lieferengpässe von Medikamenten vorhersagen und so eines der drängendsten Probleme im globalen Gesundheitssystem angehen.
Die verborgenen Muster der Pharma-Industrie
Die Pandemie hat Europas Achillesferse offengelegt: die enorme Abhängigkeit von Medikamentenimporten, insbesondere aus Asien. Was als vorübergehende Krise begann, hat sich zu einem dauerhaften Zustand entwickelt, der nun auch teils lebenswichtige Medikamente betrifft.
Doch während Apothekenkunden vor leeren Regalen stehen, sieht QYOBO in dieser Krise eine Chance.
Durch das Sammeln und Analysieren von Daten aus öffentlichen Quellen, behördlichen Datenbanken und Nachrichtenmeldungen aus der ganzen Welt, schafft QYOBO Transparenz in einem Markt, der bisher von Intransparenz und Unsicherheit geprägt war.
Die Firma verknüpft diese Informationen miteinander und bietet ihren Kunden – von Pharmaunternehmen über Behörden bis hin zu Gesundheitsorganisationen – wertvolle Einblicke in potenzielle Lieferengpässe.
Ein Wettlauf gegen die Zeit
Die Arbeit von QYOBO ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Ein Brand in einem indischen Pharmawerk oder eine Kontrolle, die mangelnde Hygiene aufdeckt, kann binnen kurzer Zeit zu weltweiten Engpässen führen.
Die von QYOBO entwickelten Algorithmen erkennen frühzeitig Risiken und ermöglichen es ihren Kunden, entsprechend zu reagieren.
Das Start-up, das seine Dienste bereits an namhafte Kunden wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) liefert, sieht sich als Pionier in der Nutzung von Big Data zur Vorhersage von Medikamentenengpässen.
Die Gründer, die ihr Know-how aus der Unternehmensberatung und IT in das Unternehmen einbringen, haben erkannt, dass in der Krise nicht nur Risiken, sondern auch Chancen liegen.
Kein Ende der Engpässe in Sicht
Trotz der fortschrittlichen Analysetechniken von QYOBO ist ein baldiges Ende der Medikamentenengpässe nicht absehbar. Die globalisierten Lieferketten der Pharma-Industrie haben sich als fragil erwiesen, und eine Verlagerung der Produktion zurück nach Europa scheint aufgrund hoher Kosten unwahrscheinlich.
Das bestätigt auch die Prognose von QYOBO: Für viele Medikamente, darunter lebenswichtige Schmerz- und Atemwegsmittel, werden auch in Zukunft Engpässe erwartet.
Ein Lichtblick am Horizont
Doch es gibt auch Grund zur Hoffnung. Für einige Medikamente, wie beispielsweise die Abnehmspritzen von Novo Nordisk, zeigt die Analyse von QYOBO eine Verbesserung der Verfügbarkeit in den kommenden Jahren. Dies deutet darauf hin, dass die Pharma-Industrie langsam beginnt, auf die Herausforderungen zu reagieren.
QYOBO steht somit an vorderster Front eines neuen, datengetriebenen Ansatzes im Kampf gegen die Medikamentenkrise.
Mit ihren innovativen Lösungen bietet das Start-up nicht nur einen Ausweg aus der aktuellen Notlage, sondern auch einen Einblick in die Zukunft der Pharma-Industrie.
Während die Herausforderungen enorm bleiben, zeigt QYOBO, dass mit den richtigen Werkzeugen und dem Willen zur Veränderung auch die größten Krisen gemeistert werden können.