Vision of Mana im Test: Ein Fantasy Spektakel welches euch aus der Realität entführt
Das erste Spiel der Mana Reihe ist erstmals im Jahr 1993 von dem Publisher Square Enix erschienen. Aufgrund des nostalgischen Faktors mit der dazugehörig großen Fanbase genießt die Mana-Serie einen hohen Kultstatus. Zusammen mit der Tatsache, dass sich Square Enix über 15 Jahre Zeit gelassen hat, eine komplett neue und eigenständige Hauptstory für diese Serie zu entwerfen, ist Vision of Mana für viele Fans eines der am meist erwarteten Spiele des Jahres 2024.
Worum gehts?
Die Welt zerbricht und nur noch die Kraft des Manabaums verhindert ihre zerstörung. Alle 4 Jahre werden von der Fee jedes Elements eine geweihte Person ernannt und zusammen mit dem Selenwächter begegeben sich die Geweihten auf eine lange und gefährliche Reise, um am Ende der Reise mit dem Opfer der geweihten die Welt zu retten. Eure Reise beginnt mit dem Seelenwächter VAL und der ersten geweihten Hinna in Tianeea, dem Dorf des Feuers. Von dort aus macht ihr euch auf die lange, beschwerliche Reise um alle anderen Geweihten zu suchen und eurem Endziel, dem Manabaum näherzukommen.
Kurz und knapp ohne etwas zu spoilern, erklärt diese kurze Passage, die Handlung in Vision of Mana und ja genauso flach wie die erste Passage ausfällt, ist auch die Story. Es passieren zwar im Laufe eures Fortschritts immer wieder ein paar unvorhergesehene Ereignisse, die aber im Endeffekt doch nicht so unvorhergesehen sind, wie es sich die Entwickler wahrscheinlich gedacht hätten. Die Story passt eindeutig zu der Mana-Serie und wird den Vorgängern gerecht. Leider wird die Geschichte aber sehr schwach präsentiert, was auch teils an den nicht so lebendigen Charakteranimationen liegt und kommt nur sehr langsam in fahrt.
In den 40 Stunden, was ihr in Vision of Mana verbringen werdet, ist meinem Erachten nach, die plump präsentierte Story eines der größten Schwächen. Natürlich kann in Games nicht immer alles perfekt sein, aber gerade bei Square Enix, wo bei vielen Games eine starke Story den Kern darstellt, hätte ich mir eindeutig mehr erwartet.
Halb offene Welt
Die Halb offene Welt ist in kleine begehbare Areale unterteilt, welche sich in Dörfer, Städte und Landschaften mit versteckten Truhen und Monster unterteilt. Die Welt ist wirklich wunderschön gestaltet und Dank der Unreal Engine sehr gut gelungen. Die gut platzierten Schnellreise/Speicherpunkte sowie die Reit/Flugtiere, gestalten das Umherstreifen in den begehbaren Arealen sehr angenehm und schnell.
Außer mit dem Suchen der versteckten Truhen und dem Erfüllen von kleinen Nebenaufgaben, werdet ihr euch nie wirklich lange in einem Areal aufhalten, was den Spielfluss extrem zugutekommt. Abseits der belebten Gebiete kann die Landschaft oftmals etwas trist und leer wirken, dadurch dass ihr aber nie lange an einem Ort bleiben werdet, fällt dies nur marginal auf. Auch wenn sich manche Passagen hin und wieder etwas Schlauchartig gestalten, passt der Begriff von Square Enix „Halb offene Welt“ sehr gut.
Das Truhendesaster
Wie im oberen Punkt erwähnt sind in den begehbaren Arealen immer wieder Truhen versteckt, welche auf der Map angezeigt werden. Die Truhen beinhalten zwar brauchbare Items, aber meistens desselben, wo ihr nach einiger Zeit so viele habt, dass ihr von den meisten keine mehr aufnehmen könnt. Trotzdem solltet ihr alle Truhen finden und öffnen, da ihr in diesen Truhen auch sehr wichtige Items finden werdet, welche eure Charaktere stärken.
Genau jetzt fängt es für mich an ein kleines Desaster zu werden, denn ich bin es gewohnt den wichtigen Loot von Hauptmission oder wichtigen Nebenquests zu erhalten. Mit dem System in Vision of Mana, zwingt euch das Spiel sozusagen dazu, alle Truhen zu finden, denn sonst könnte es passieren, dass einige eurer Mitstreiter im Laufe des Spiels von der Stärke der Gegner nicht mehr mithalten können. Dies finde ich einfach nicht gut gelöst, da es die Spielzeit künstlich in die Länge zieht.
Zum Glück werden aber die meisten Truhen auf der Map angezeigt, ein paar wenige sind in geheimen Arealen versteckt, die es selber zu suchen gilt. Als Anhaltspunkt, sind solche meisten bei verfallenen Burgen und Schreinen zu finden. Dieser Punkt macht das Game nicht schlecht, für mich ist es aber ein nicht nachvollziehbarer Schritt der Entwickler, warum dies so umgesetzt wurde, da es den sonst so guten Spielfluss enorm schadet.
Die Grafik
Ich habe Vision of Mana anfangs gleich einmal auf meinem 4K HDR Monitor getestet und war hin und weg von der passenden wunderschönen Fantasy Grafik. Nach den ersten 2 Stunden Gameplay, ist mir aber sehr schnell der Sinn gekommen, so ein Chilliges entspannendes Game gehört auf die Konsole. Somit habe ich die restliche Zeit mit Vision of Mana auf der Rog Ally verbracht. Mit der Rog Ally macht das Game selbst nur im 15W Modus eine richtig gute Figur, sieht fantastisch aus und spielt sich extrem flüssig. Sobald ein Game keine gezielte Maussteuerung oder reaktionsschnelle Tastaturbefehle benötigt, ist das Gamen mit einer mobilen Konsole auf der Couch oder im Bett einfach um vieles entspannter zu Spielen. Bei so einem chilligen Game wie Visions of Mana, durchflutet es den Raum mit einer beruhigenden Atmosphäre und ihr werdet in die schön gestaltet Welt einfach nur versinken.
Abgesehen von der gelungene Grafik, hätten die Charakterdesigns bzw. deren Animationen allerdings ein wenig lebendiger ausfallen können. In Gesprächen, mache ich die Gefühlsregungen der Charaktere eher durch die Stimmlage als den dazugehörigen Animationen aus. Etwas Schade, da diese Animationen ein wichtiger Punkt sind, um die Story glaubwürdig und immersiv miterleben zu können.
Schnellreise
Das Schnellreisesystem ist eines der Features welche mir sehr gefallen. Ihr müsst keine der Schnellreisepunkte in den begehbaren Arealen selber freischalten, habt ihr ein Areal betreten könnt ihr auf alle zugreifen. Das macht die Schnellreise extrem nützlich und ihr kommt sehr schnell in die Areale wo ihr schon einmal wart, ohne dabei darauf zu Achten, ob ihr alle Schnellreise/Speicherpunkte dieses Areals auch gefunden habt. Um zu Speichern oder eine Schnellreise zu starten, müsst ihr aber trotzdem erstmal zu einem der angezeigten Punkte auf der Map reiten/fliegen. Dadurch diese Punkte aber wirklich gut platziert sind, dürfte das kein Problem darstellen. Die Implementierung der Schnellreise finde ich persönlich einfach genial, weswegen ich dem Feature auch einen eignen Punkt gewidmet habe.
Reliquien
Das Anlegen der verschiedenen Reliquien verschafft euch Zugriff auf die unterschiedlichen Klassen und Elementarzauber der jeweiligen Charaktere. Eine Reliquie kann immer nur auf ein Charakter angelegt werden. Durch die neue Klasse stehen euch dann bei den Händlern andere Waffen und Rüstungen zur Verfügung. Nebenbei gibt es einen einfach aufgebauten Fähigkeitsbaum, wo ihr weitere Verbesserungen freischalten könnt.
Anfangs gibt es noch nicht viel mit dem ihr experimentieren könnt, im Laufe eurer Geschichte werdet ihr aber einige neue Gruppenmitglieder sowie Reliquien finden und hier beginnt dann der Spaß mit dem Experimentieren der Reliquien. Da ein jeder Charakter anders auf dieselbe Reliquie reagiert, habt ihr nach einiger Zeit eine sehr große Auswahl an Charakter und Reliquien und könnt nach Lust und Laune herumexperimentieren, welche Kombination euch am besten gefällt. Der einfach aufgebaute Skilltree, zusammen mit den Reliquien stellen die Highlights von Vision of Mana dar.
Gelungenes Kampfsystem
Das Kampfsystem ist sehr Actionlastig und am besten mit einem Zelda, Kingdom Heart und ähnlichen Spielen zu vergleichen. Je nach angelegter Reliquie stehen euch verschiedene Elementarzauber zur Verfügung, außerdem werdet ihr euch auch immer stärkere Angriffe im Laufe des Spiels aneignen. Nüchtern betrachtet ist das Kampfsystem verdammt simple aufgebaut und nicht wirklich sehr strategisch oder fordernd. Nichtsdestoweniger macht es verdammt viel Spaß die verschiedensten Monster jedes Mal neu zu verkloppen. Die vereinzelten Bosse sind dann immer wieder das Sahnehäubchen obendrauf.
In Kämpfen gibt es eigentlich ein Lock on Feature, welches aber oft nicht so richtig funktionieren möchte. Ihr werdet in den Kämpfen sehr oft einen Kamerawinkel sehen, welcher nicht ideal ist. So kann es passieren, das bei mehreren Gegnern durch eine Kameraschwenkung auf einmal sehr schnell Verwirrung auftritt, was im Kampfgeschehen jetzt eigentlich passiert. Abgesehen davon und durch den simplen Aufbau, machen die Kämpfe auch nach mehreren Stunden immer wieder wirklich Laune.
Durch das Experimentieren mit den Reliquien und Charakteren habt ihr auch immer wieder die verschiedensten Charakter/Elementarkombinationen welche ihr in Kämpfen austesten könnt. Nach ca. 20 Spielstunden, also ungefähr die Hälfte der Gesamtspielzeit, kehrt trotzdem ein wenig Monotonie ein, da sich von der Kampfmechanik selbst ja nichts ändert. Abschließend würde ich sagen, macht das Experimentieren mit den Reliquien und dem Skilltree den strategischen teil aus und die simplen Kämpfe den spaßigen Teil. Diese zwei Features vereint machen die Kämpfe auch nach mehreren Stunden nicht öde, trotz der Tastsache, dass das Kampfsystem sehr simple gestrickt ist.
Kritik
Im Grunde habt ihr Vision of Mana in ungefähr 40 Stunden durchgespielt. Die ersten 20 Stunden vergingen bei mir wie im Flug, bei der zweiten Hälfte des Spiels ist es ab und an dann schon ein wenig mühselig geworden. Die Kämpfe machen nach wie vor Spaß und es kommen auch nach der Hälfte des Spiels immer wieder kleine neue Inhalte hinzu. Trotz des sehr gut integrierten Fähigkeitsbaums mit den Reliquien, macht das die simple Kampfmechanik nicht besser und die flach präsentierte Story stumpft mit dem Fortschritt immer mehr ab. Die Grundgeschichte ist gut und hier hätte man auch eindeutig mehr daraus machen können. So wie Square Enix aber den extrem langsam in Gang kommenden Storyverlauf aufgebaut hat, fühlt es sich nach einiger Zeit sehr mühsam an.
Vom Inhalt her, sind die einzigen Highlights, die wunderschöne Grafik und die Bosse. Alle Nebenaufgaben erscheinen sehr belanglos und der Loot ist so gut wie immer unnötig. Natürlich sind kurzzeitige Kampf/Verteidigungstränke etwas Brauchbares, aber nicht, wenn man überspitz ausgedrückt eine Million davon hat. Leider solltet ihr trotzdem alle Truhen finden und alle Nebenaufgaben erfüllen, denn sonst kann es passieren, dass ihr gerade von dieser einen nicht geöffneten Truhe ein wichtiges Item nicht habt um einen eurer Charaktere dauerhaft zu stärken. Ohne Frage, das Herumstreifen in der halb offenen Welt macht Spaß, alleine wegen der schönen Grafik, dieses Gefühl „ich muss alle Truhen öffnen bevor es weitergeht“ vermiest den Ausflug in die schön gestaltete Landschaft aber ein wenig.
Auch wenn der Test zu Visions of Mana nicht gänzlich ohne Kritik ausfällt, wird das Spiel den meisten Fans und Nichtkennern gefallen, denn generell betrachtet macht das Spiel nichts wirklich Gravierendes falsch.