Machtkampf bei Clark: Wie ein Wandeldarlehen das Frankfurter Unicorn ins Wanken bringt
Der Fehlstart der neuen Führung: Kapitalrunde geplant – und nie gekommen
Als Benedikt Kalteier (41) vor eineinhalb Jahren die Nachfolge von Gründer Christopher Oster (42) antrat, verkündete er selbstbewusst eine große Vision: Noch im selben Sommer sollte Clark eine Kapitalrunde über rund 100 Millionen Euro abschließen. Das frische Geld sollte das Wachstum vorantreiben, Zukäufe finanzieren und das Unternehmen unabhängiger machen.
Doch die Runde scheiterte.
Statt Kapitalerhöhung gab es – hinter verschlossenen Türen – immer neue Überbrückungskredite. Das Insurtech, das sich einst als digitaler Versicherungsmanager einen Milliardenwert erarbeitete, rutschte in eine Phase zunehmender Abhängigkeit von einzelnen Investoren.
Nun steht fest: Die Notfinanzierung, die Clark über Wasser halten sollte, hat einen internen Machtkampf ausgelöst.
Der Streit um das Wandeldarlehen – und die Angst vor der Allianz
Ausgelöst wurde der Konflikt durch ein jüngst beschlossenes Wandeldarlehen, das Clark zusätzliche Liquidität verschaffen soll. Eine Investorengruppe wehrt sich jedoch juristisch gegen diese Entscheidung.
Der Vorwurf:
Die Bedingungen des Darlehens könnten dem Großaktionär Allianz auf Sicht eine überproportionale Machtposition verschaffen – möglicherweise sogar den Weg in Richtung faktische Übernahme ebnen.
Worum es konkret geht:
- Einige Investoren sehen ihre Stimmrechte verwässert.
- Das Wandeldarlehen könnte der Allianz ermöglichen, ihren Anteil zu erweitern.
- Durch die schwache Finanzlage Clarks steigt das Risiko, dass der Konzern später zu günstigen Bedingungen einsteigen oder übernehmen kann.
Schon jetzt ist Allianz ein zentraler Partner und ein gewichtiger Anteilseigner. Der Verdacht der Minderheitsinvestoren: Die neue Finanzierung macht Clark gegenüber dem Großinvestor „ausgeliefert“.
Clark zwischen Anspruch und Realität: Ein Unicorn sucht Halt
Clark war einst eines der strahlenden deutschen Insurtechs. Der Algorithmus-basierte Versicherungsmanager gewann Hunderttausende Kunden, sammelte internationales Kapital ein und stieg zum Unicorn auf. Doch in einem Markt, der zunehmend Konsolidierung statt Wachstum fordert, wurde Kapital knapp – und die Kostenstruktur drückend.
Der Führungswechsel zu Kalteier sollte neue Professionalität bringen. Doch ohne große Finanzierungsrunde blieb dem CEO wenig Spielraum:
Statt Expansion folgte Liquiditätsmanagement, statt Marktführungsplänen das Jonglieren mit Zwischenfinanzierungen.
Die jüngste Eskalation zwischen den Geldgebern zeigt nun, wie fragil das Gefüge geworden ist.
Warum ausgerechnet jetzt der Konflikt eskaliert
Mehrere Faktoren verschärfen die Lage:
- Hohe Zinsen – Wachstumsfinanzierung für Tech-Start-ups ist schwieriger denn je.
- Skepsis im Insurtech-Markt – Viele Wettbewerber kämpfen mit schwachen Margen.
- Abhängigkeit von starken Ankerinvestoren – wer viel Kapital braucht, verliert Einfluss.
- Strategische Interessen der Allianz – der Konzern könnte Clark als Plattform für digitale Versicherungsvermittlung nutzen.
Für Minderheitsinvestoren ergibt sich daraus ein gefährliches Szenario: Wer nicht bereit ist, Kapital nachzuschießen, wird verwässert – und verliert die Kontrolle an starke Player.
Was der Machtkampf für Clark bedeutet
Noch läuft das Geschäft des Start-ups weiter. Doch der Konflikt hat unmittelbare Folgen:
- Die geplante Kapitalrunde ist weiter in Gefahr.
- Die Liquidität bleibt angespannt.
- Die Governance-Struktur wird infrage gestellt.
- Clark droht, strategisch in Richtung Allianz zu kippen.
Zudem dürfte der Streit potenzielle neue Investoren verschrecken. Ein Unicorn, dessen Gesellschafter sich gegenseitig verklagen, lädt kaum zum Einstieg ein.
Ausblick: Wendechance oder Übernahmerisiko?
Für Clark gibt es jetzt nur zwei Szenarien:
- Das Unternehmen stabilisiert sich durch neue Investoren oder eine Einigung in letzter Minute.
- Die Allianz übernimmt de facto, weil das Wandeldarlehen ihr am Ende die dominante Position verschafft.
Beides ist denkbar. Doch Fakt ist: Das Frankfurter Unicorn steht an einem Wendepunkt – und der Machtkampf hinter den Kulissen entscheidet, ob Clark unabhängiger Marktführer bleibt oder zum strategischen Asset eines Versicherungsgiganten wird.
Fest steht: Die nächsten Wochen bestimmen die Zukunft eines der bekanntesten deutschen Insurtechs.


