Kering kämpft mit Gucci-Krise – Investoren warten auf neuen Kreativdirektor
Die anhaltende Schwäche von Gucci belastet weiterhin die Geschäftszahlen des französischen Luxuskonzerns Kering. Im vierten Quartal 2024 sanken die Umsätze des Unternehmens organisch um 12 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Besonders stark traf es die wichtigste Marke des Konzerns: Der Umsatz von Gucci brach um 24 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro ein – deutlich unter den Erwartungen der Analysten.
Nur wenige Tage vor der Bekanntgabe der Jahreszahlen hatte Kering das vorzeitige Aus von Gucci-Kreativchef Sabato De Sarno verkündet. Nun warten Investoren auf einen Nachfolger, der die ins Stocken geratene Neuausrichtung der Marke wiederbeleben soll.
Auch das operative Ergebnis von Gucci spiegelt die Krise wider: Der Gewinn brach 2024 um 51 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro ein. Kering betonte jedoch, dass sich die Lage in Nordamerika und im asiatisch-pazifischen Raum zwischen dem dritten und vierten Quartal leicht verbessert habe.
„Wir sind überzeugt, dass wir Kering nun in eine Phase der Stabilisierung geführt haben, von der aus wir nach und nach wieder Wachstum erzielen können“, sagte CEO François-Henri Pinault.
Doch die Herausforderungen für den Luxuskonzern sind weitreichender. Neben Gucci belastet eine allgemeine Marktschwäche das Geschäft. Der operative Gewinn von Kering sank 2024 um 46 Prozent auf 2,55 Milliarden Euro – ein Rückgang, der jedoch leicht über den zuletzt vom Unternehmen ausgegebenen Prognosen lag. Gleichzeitig stieg die Nettoverschuldung auf 10,5 Milliarden Euro, unter anderem durch kostspielige Übernahmen wie den Parfümhersteller Creed und eine 1,3 Milliarden Euro teure Immobilie in Mailands Luxuseinkaufsmeile Via Monte Napoleone.
„2024 war ein annus horribilis für Kering“, kommentierte Bernstein-Analyst Luca Solca. „Der Rückgang des operativen Ergebnisses ist zwar geringer als befürchtet, aber im Vergleich zu 2023 dennoch drastisch.“
Seit 2021 hinkt Kering hinter Wettbewerbern wie LVMH, Hermès und Richemont hinterher. Zwar stieg der Aktienkurs des Konzerns am Dienstag um 4,7 Prozent, doch im Jahresvergleich steht ein Minus von etwa 40 Prozent – der Börsenwert liegt damit bei rund 30 Milliarden Euro.
Im Gegensatz zu Kering konnten einige Konkurrenten trotz des herausfordernden Marktumfelds überzeugen. Richemont, der Mutterkonzern von Cartier, überraschte mit einem organischen Wachstum von 10 Prozent im letzten Quartal. LVMH verfehlte hingegen mit einem Plus von nur 1 Prozent die Erwartungen der Anleger.
Analysten sehen das Problem von Gucci nicht nur im schwächelnden Luxusmarkt, insbesondere in China, sondern auch in der unklaren Markenstrategie. Die einst gefeierte Exzentrik der Marke geriet in den vergangenen Jahren ins Hintertreffen, während Konkurrenten sich mit stabilen Designs besser am Markt positionierten. Auch bei Saint Laurent – der zweitgrößten Marke im Konzern – sanken die Umsätze um 8 Prozent, während Bottega Veneta zulegen konnte.
„Eine echte Wende bei Gucci war unter dem bisherigen Kreativdirektor nicht absehbar – die Produkte haben nicht funktioniert“, sagte Flavio Cereda, Fondsmanager bei GAM.
Ob die Trendwende gelingt, hängt nun von der Wahl des neuen Kreativdirektors ab. „Wenn sie den richtigen Namen präsentieren und die richtige Strategie kommunizieren, wird das Vertrauen der Investoren steigen. Doch bis sich das operativ auszahlt, dauert es. Im besten Fall drei, wahrscheinlicher aber vier bis fünf Modesaisons“, so Cereda weiter.