Kartellamt bremst Remondis: Der Abfallriese im Fokus der Wettbewerbshüter
Das Bundeskartellamt in Bonn hat eine bedeutende Entscheidung getroffen, die das Wachstum des größten deutschen Abfallunternehmens Remondis vorübergehend einschränken könnte. Die Aufsichtsbehörde verpflichtete die Muttergesellschaft Rethmann, für die kommenden drei Jahre sämtliche Firmenübernahmen bei der Behörde anzumelden. Betroffen sind insbesondere Unternehmen, die in der Sammlung von Rest- und Biomüll, Sperrmüll, Papier, Pappe, Verpackungen und Glas tätig sind, sowie Anlagen zur Glasaufbereitung.
Bislang unterlagen derartige Fusionen nur bei einem Jahresumsatz von mehr als 17,5 Millionen Euro der Kontrolle des Kartellamtes. Remondis hatte in der Vergangenheit kleinere Unternehmen übernommen, die unterhalb dieser Schwelle lagen, wodurch das Unternehmen seine Expansion weitgehend unbeobachtet fortsetzen konnte. Die neue Regelung hebt diese Umsatzgrenze auf, um eine potenzielle Einschränkung des Wettbewerbs durch Remondis vorzubeugen, so Kartellamtschef Andreas Mundt. Der Kauf von kleineren Wettbewerbern könne möglicherweise schädliche Auswirkungen auf den Wettbewerb haben.
Remondis hat durch zahlreiche kleine Übernahmen seine Marktposition stark ausgebaut und verzeichnete 2024 einen Umsatz von 13,2 Milliarden Euro, eine erhebliche Steigerung gegenüber den 6,1 Milliarden Euro im Jahr 2016. Mit 46.000 Beschäftigten hält das Unternehmen einen großen Vorsprung vor seinen Konkurrenten in der deutschen Abfallbranche, zu denen auch mehrere kommunale Stadtwerke gehören.
Insbesondere in regional abzugrenzenden Märkten, wo kleinere Unternehmen eine Schlüsselrolle spielen, könnten Unternehmensübernahmen erhebliche wettbewerbliche Auswirkungen haben. Remondis hat angekündigt, rechtliche Schritte gegen die Entscheidung des Kartellamts in Erwägung zu ziehen und den Fall möglicherweise vor das Oberlandesgericht in Düsseldorf zu bringen.
Bereits eine früher durchgeführte Sektoruntersuchung der Abfallwirtschaft im Jahr 2023 durch das Kartellamt hatte die dominierende Marktposition von Rethmann aufgezeigt. Dieser starke Marktanteil durch private Anbieter steht in Konkurrenz zu kommunalen Anbietern, die einen großen, jedoch regional begrenzten Anteil des Marktes kontrollieren. Der Sprecher von Remondis bemängelt, dass rund 50 Prozent des Marktes in staatlicher Hand liegen und somit nicht der kartellrechtlichen Bewertung unterliegen, was eine Wettbewerbsverzerrung darstelle.

