Jonathan Anderson: Der kreative Spagat zwischen Film und Mode
Jonathan Anderson, der kreative Kopf hinter Loewe und Gründer seines eigenen Labels JW Anderson, öffnet den Vorhang zu einer Welt zwischen Kunst und Mode. Er erinnert sich lebhaft an seine Arbeit an den Kostümen für Luca Guadagninos Film 'Queer', einer Adaption von William S. Burroughs' autobiografischer Novelle, die bei den Cinecittà Studios in Rom gedreht wurde. 'Es fühlte sich an, als wäre ich wieder an der Uni', scherzt Anderson und beschreibt die filmische Magie, die er am Set erlebte.
Von seinem Londoner Büro aus berichtet Anderson mit Leidenschaft über seine Abenteuer, von der Beschaffung von Vintage-Stücken aus den 1950er Jahren für den in Mexiko-Stadt spielenden Film bis hin zu den dynamischen Beziehungen der Hauptfiguren, verkörpert von Daniel Craig und Drew Starkey. Trotz der Gerüchte über seine berufliche Zukunft bei Loewe, die ihm seit Sommer nachsagen, er könnte zu einem anderen Modehaus wechseln, bleibt Anderson in seinen Erzählungen fokussiert und humorvoll.
Inmitten seiner Erfolge, einschließlich seines zweiten Designer-des-Jahres-Titels bei den Fashion Awards in London und seiner Rolle als Ehrenvorsitzender des Met Balls in New York, zieht er Bilanz. Anderson betont, wie befreiend es war, das kreative Zepter bei Queer vollständig Guadagnino zu überlassen und sich von der Rolle des Modemeisters zu lösen, bei dem alles, wie er sagt, darauf ausgelegt ist, 'ihn glücklich zu machen'. Diese enge Zusammenarbeit verspricht auch in Zukunft spannende Projekte.
Mit einem Augenzwinkern erzählt Anderson von der Herausforderung, Kleidung für Figuren zu entwerfen, die die komplexen Schichten von Burroughs' Geschichte widerspiegeln, wie der Drogenabhängige William Lee, dessen Garderobe von der 'Kokain-weißen' Unschuld zu den düstereren Heroin-Facetten wechselt. Dabei schöpft er Inspiration aus einem breiten Spektrum kultureller Anknüpfungspunkte, von Bildern des Fotografen George Platt Lynes bis hin zu Kooperationen mit Künstlern wie Glyn Philpot.
Im Wandel der Modewelt sieht Anderson die Bedeutung der kulturellen Dimension: 'Für mich hat sich die Rolle des Modedesigners im Zeitgeist verändert.' Sein Bestreben, Loewe von einer Luxusmarke zu einer kulturellen Instanz zu machen, hat ihm nicht nur kreative Glaubwürdigkeit eingebracht, sondern auch eine enge Verbindung zu Künstlern und Ikonen. So entstanden unvergessliche Kampagnen, sei es Daniel Craig im Stil von Iggy Pop oder die legendäre Dame Maggie Smith mit der ikonischen Puzzle-Tasche.
Während sich das Gespräch dem Ende zuneigt, blickt Anderson gelassen in die Zukunft: 'Ich liebe, was ich getan habe, und werde weitermachen. Ruhe bewahren und weitermachen!'

