Hohe See, hohe Risiken: Altersschwäche globaler Frachtflotten
Alternde Riesen der Ozeane
Die globale Schifffahrtsbranche erlebt eine signifikante Veränderung. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Zahl der verschrotteten Frachtschiffe auf einem 20-Jahres-Tiefstand ist.
Dieser Trend spiegelt nicht nur eine erhöhte Nachfrage nach Frachtkapazität wider, sondern stellt auch ein wachsendes Risiko für die maritime Sicherheit und Umwelt dar.
Die Krise als Katalysator für alte Schiffe
Verschiedene globale Krisen wie die Huthi-Angriffe im Roten Meer und niedriges Wasser im Panamakanal zwingen Reedereien dazu, ihre Flotten umzulenken und längere Routen zu wählen.
Dies hat zu einem verstärkten Einsatz älterer Schiffe geführt, da die Verfügbarkeit von Neubauten nicht mit der steigenden Nachfrage Schritt hält. Zusätzlich hat der verschärfte Öltransport aus Russland, der oft unter dem Radar erfolgt, die Verschrottungsraten gedrückt.
Ein Blick auf die Zahlen
Laut dem Baltic International Maritime Council (BIMCO) bleiben Schiffe nun länger in Betrieb als jemals zuvor. Der Bericht zeigt, dass in den letzten zwei Jahren nur 0,1 Prozent der weltweiten Schiffsflotte verschrottet wurden, ein drastischer Rückgang im Vergleich zum 20-Jahres-Durchschnitt von 0,45 Prozent.
Das Durchschnittsalter der Handelsflotte hat mittlerweile fast 22 Jahre erreicht, was deutlich über dem Ideal für operative Effizienz und Sicherheit liegt.
Die Risiken des Alters
Mit zunehmendem Alter steigen die Unterhaltskosten eines Schiffes erheblich.
„Je älter ein Schiff, desto höher der Wartungsaufwand“, erklärt Justus Heinrich von der Allianz.
Diese älteren Schiffe neigen auch dazu, weniger umweltfreundlich zu sein, da sie oft mit veralteten Technologien ausgestattet sind, die höhere Emissionen verursachen.
Politische Dimension der Schiffsverschrottung
Die niedrigen Verschrottungszahlen haben zudem eine politische Komponente. Viele ältere Tankschiffe werden in sogenannten Schattenflotten eingesetzt, um russisches Öl zu transportieren, oft jenseits der Preisgrenzen, die von der EU und G7-Staaten als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine gesetzt wurden.
Diese Schiffe operieren häufig ohne angemessene Versicherung und unter Bedingungen, die kaum reguliert sind.
Fazit: Ein maritimer Spagat
Die aktuellen Trends in der Schifffahrtsindustrie zeigen einen maritimen Spagat zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und ökologischer sowie sicherheitstechnischer Verantwortung.
Während die Weltwirtschaft auf die robuste Logistik älterer Schiffe angewiesen ist, dürfen die langfristigen Risiken für Sicherheit und Umwelt nicht unterschätzt werden. Die Branche steht vor der Herausforderung, diese Balance zu finden, während sie gleichzeitig auf nachhaltigere Praktiken hinarbeitet.