Europäische Börsen im Rückwärtsgang: Zinsspekulationen und geopolitische Spannungen belasten Märkte
Die negativen Impulse an den europäischen Aktienmärkten setzten sich auch am Freitag fort, da Anleger nach einer Phase der Kursgewinne Gewinne mitnahmen und die Nervosität über eine mögliche Zinssenkung der US-Notenbank im Dezember zunahm. Marktanalyst Christian Henke von IG stellte fest, dass nach dem Ende des jüngsten Shutdowns in den USA eine Ernüchterung unter den Anlegern eingetreten sei.
Der EuroStoxx 50, der bereits am Vortag Verluste eingefahren hatte, verringerte sich erneut um 0,85 Prozent auf 5.693,77 Punkte. Dennoch konnte der Leitindex der Eurozone größere Verluste verhindern und sich oberhalb seiner 21-Tage-Linie halten, was ihm einen Wochengewinn von 2,3 Prozent bescherte.
Der Schweizer Markt hingegen profitierte nicht vom Abwärtstrend außerhalb der Eurozone, trotz einer erwarteten Reduzierung der US-Zölle. Der SMI verlor in Zürich 0,84 Prozent und pendelte bei 12.634,30 Zählern. Auch in London gab es Verluste: Der FTSE 100 fiel um 1,11 Prozent auf 9.698,37 Punkte, belastet durch Berichte über geplante Steuererhöhungen seitens der britischen Regierung, die Ängste um die Finanzstabilität des Landes schürten.
Der breitflächige Rückgang erfasste nahezu alle Sektorindizes. Lediglich der Ölsektor konnte sich dem allgemeinen Trend widersetzen, mit einem Plus von 1,1 Prozent. Der Antrieb hierfür kam aus einem Anstieg der Ölpreise, ausgelöst durch einen ukrainischen Drohnenangriff auf die russische Ölindustrie.
Die Banken verloren insgesamt 2,4 Prozent, besonders südeuropäische Kreditinstitute wie Unicredit und Intesa Sanpaolo gerieten unter Druck. Technologie-, Reise-, Chemie- und Immobilienwerte waren ebenfalls Opfer der Verkäufe. Bei den Versicherern verursachte Swiss Re mit einem Minus von 5,4 Prozent und enttäuschenden Rückversicherungsergebnissen zusätzlichen Druck.
Ein Hoffnungsschimmer kam aus der Schweiz von Richemont. Der Luxusgüterkonzern überraschte mit glänzenden Halbjahreszahlen und einem Kursanstieg um fast sechs Prozent. Analysten lobten vor allem die Wachstumserholung in China und die stabile Nachfrage in den USA. Ebenfalls positiv überraschte der französische Zughersteller Alstom, der nach eigenen Geschäftszahlen um 4,1 Prozent zulegte und damit auf die optimistischen Unternehmensprognosen reagierte.

