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Deutschlands Mittelstand im Überlebenskampf

13. Dezember 2024, 07:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Deutschlands Mittelstand im Überlebenskampf
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Kleine und mittelständische Unternehmen verlieren laut Studien bis zu 22 Prozent ihrer Arbeitszeit durch bürokratische Anforderungen – ein lähmender Faktor für Deutschlands Wirtschaft.
Bürokratie, Fachkräftemangel, steigende Kosten: Warum viele deutsche Kleinunternehmen pessimistisch in die Zukunft blicken – und welche Folgen das für die gesamte Wirtschaft hat.

Wenn das Rückgrat ins Wanken gerät

Klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) sind das Herzstück der deutschen Wirtschaft. Sie stellen fast 60 Prozent aller Arbeitsplätze, erwirtschaften mehr als die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts und prägen mit Innovationskraft die Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Doch eine düstere Prognose wirft Schatten auf dieses Fundament.

Laut einer Umfrage des Münchner ifo-Instituts rechnen über 40 Prozent der kleinen Unternehmen im Jahr 2025 mit einer weiteren Verschlechterung ihrer Geschäftslage.

Nur einer von zehn Unternehmern wagt optimistische Ausblicke. Diese Stimmung hat Folgen: Mehr als ein Drittel der befragten Selbstständigen plant, Investitionen zurückzufahren – ein klares Warnsignal für die deutsche Konjunktur.

Produktion im Oktober 2024: -1,0 % zum Vormonat
Die reale (preisbereinigte) Produktion im Produzierenden Gewerbe ist nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Oktober 2024 gegenüber September 2024 saison- und kalenderbereinigt um 1,0 % gesunken. Im weniger volatilen Dreimonatsvergleich war die Produktion von August 2024 bis Oktober 2024 um 0,4 % niedriger als in den drei Monaten zuvor. Im September 2024 fiel die Produktion gegenüber August 2024 nach Revision der vorläufigen Ergebnisse um 2,0 % (vorläufiger Wert: -2,5 %). Im Vergleich zum Vorjahresmonat Oktober 2023 war die Produktion im Oktober 2024 kalenderbereinigt 4,5 % niedriger.

Bürokratische Hürden: Ein wachsender Ballast

Kaum ein Thema treibt Unternehmer mehr zur Verzweiflung als die Bürokratie. Laut einer Studie der Gesellschaft für innovative Marktforschung (GIM) sehen 82 Prozent der KMU in ihr das größte Wachstumshemmnis. Besonders belastend sind neue Regelungen wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), das detaillierte Berichte und Kontrollen entlang der Lieferkette vorschreibt.

„Für kleine Betriebe bedeutet das oft einen unverhältnismäßigen Aufwand“, erklärt Katrin Demmelhuber, Expertin des ifo-Instituts. Unternehmen verlieren laut Untersuchungen bis zu sechs Prozent ihres Umsatzes und 22 Prozent ihrer Arbeitszeit durch bürokratische Anforderungen.

Hinzu kommt, dass die Vorschriften kontinuierlich zunehmen: Die Zahl der Einzelnormen stieg in den letzten zehn Jahren um 17 Prozent. „Wir fühlen uns nicht mehr als Unternehmer, sondern als Verwalter“, klagt ein Befragter der GIM-Studie.

Mit einem Rohstoffpreisindex von 156 Punkten im Oktober 2024 sind die Kosten für Schlüsselressourcen wie Lithium und Kobalt auf Rekordniveau gestiegen.

Steigende Rohstoffpreise – eine doppelte Bürde

Während bürokratische Hürden den Alltag erschweren, setzen hohe Rohstoffpreise vor allem das produzierende Gewerbe unter Druck. Lithium, Kobalt und Seltene Erden, die für Batterien und andere Hightech-Produkte benötigt werden, haben sich seit 2016 nahezu verdoppelt.

Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe im Oktober 2024: -1,5 % zum Vormonat
Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe ist nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Oktober 2024 gegenüber September 2024 saison- und kalenderbereinigt um 1,5 % gefallen. Ohne die Berücksichtigung von Großaufträgen war der Auftragseingang um 0,1 % höher als im Vormonat. Im weniger volatilen Dreimonatsvergleich lag der Auftragseingang zwischen August und Oktober 2024 insgesamt um 2,7 % höher und ohne Großaufträge um 0,7 % niedriger als in den drei Monaten zuvor. Für September 2024 ergab sich nach Revision der vorläufigen Ergebnisse ein Anstieg des Auftragseingangs von 7,2 % gegenüber August 2024 (vorläufiger Wert: +4,2 %). Die vergleichsweise hohe Revision im September 2024 ist auf einen nachgemeldeten Großauftrag im Schiffbau zurückzuführen. Auch im Oktober 2024 ist das Gesamtergebnis stark von Großaufträgen im Bereich Schiffbau geprägt.

„Die Nachfrage nach erneuerbaren Energien und Elektromobilität treibt die Preise in die Höhe“, berichtet der Verband der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Doch auch klassische Industrien wie Bau- und Maschinenbauunternehmen ächzen unter den gestiegenen Kosten – ein Trend, der Investitionen hemmt und Wettbewerbsfähigkeit schmälert.

Der Fachkräftemangel: Eine Lähmung der Wirtschaft

Neben der Bürokratie ist der Mangel an qualifiziertem Personal eines der drängendsten Probleme. Eine Umfrage von KfW Research zeigt: Über 40 Prozent der Unternehmen im Dienstleistungssektor geben an, Aufträge nicht ausführen zu können, weil Fachkräfte fehlen.

Das Problem betrifft längst nicht nur hochqualifizierte Berufe. Selbst Handwerksbetriebe und Gastronomiebetriebe suchen händeringend nach Mitarbeitenden. „Es fehlt nicht nur an Arbeitskräften, sondern auch an langfristigen Lösungen“, so ein Vertreter des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH).

Schlechte Aussichten – und schwache Hoffnung

Die wirtschaftliche Gesamtlage verschärft die Herausforderungen weiter. Deutschland steckt seit zwei Jahren in einer Rezession, mit einem prognostizierten Minus von 0,2 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt 2024. Für 2025 rechnet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) mit einem marginalen Wachstum von 0,1 Prozent.

Im internationalen Vergleich ist Deutschland Schlusslicht. Während der Internationale Währungsfonds (IWF) für die Weltwirtschaft ein Wachstum von 3,2 Prozent erwartet, bleibt Deutschland mit maximal 0,8 Prozent deutlich zurück.

Finanzen / Wirtschaft
[InvestmentWeek] · 13.12.2024 · 07:00 Uhr
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