Deutsche Industrie: Der Einfluss Pekings auf Materialengpässe
Die deutsche Industrie sieht sich einer wachsenden Herausforderung durch Materialengpässe gegenüber, deren Ursprung in den Exportkontrollen Chinas vermutet wird. Laut einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts in München sind besonders Branchen betroffen, die auf Halbleiter und elektronische Bauteile angewiesen sind. Im Durchschnitt berichten 11,2 Prozent der Unternehmen von Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung – ein alarmierender Anstieg im Vergleich zu früheren Monaten.
Ein wesentlicher Grund für diese Engpässe sind die von der chinesischen Regierung implementierten Exportkontrollen für seltene Erden, die für die Herstellung vieler Chips unerlässlich sind. Eine parallele Umfrage der EU-Handelskammer in China zeigt, dass bereits ein Drittel der dort tätigen europäischen Unternehmen alternative Lieferanten außerhalb Chinas in Erwägung zieht.
Besonders hart wird die Autoindustrie getroffen, die bereits zuvor unter Druck stand: Über ein Viertel der Betriebe berichtet über Materialknappheit. Auch Produzenten elektronischer und optischer Geräte spüren verstärkt die Auswirkungen, mit einem Anstieg der betroffenen Unternehmen von 10,4 auf 17,5 Prozent.
Obwohl das Ifo-Institut die Gründe nicht explizit erfasste, ist der politische Einfluss Chinas unverkennbar. Durch die im Frühjahr verschärften Exportkontrollen erwarten viele Experten eine strategische Nutzung dieser Abhängigkeit, um sowohl politischen als auch wirtschaftlichen Druck auf westliche Industrien auszuüben.
Die Auswirkungen beschränken sich nicht nur auf direkte Importe. Deutsche Unternehmen sind auch bei Einfuhren aus Drittländern betroffen, die chinesische Vorprodukte verwenden. Dieses komplexe Netz von Abhängigkeiten zeigt sich auch in einer Umfrage der EU-Handelskammer: Zwei Drittel der Unternehmen benötigen essenzielle Vorprodukte aus China, selbst für ihre Standorte außerhalb des Reichs der Mitte.
Jens Eskelund, Präsident der Handelskammer, verweist auf die dringende Notwendigkeit, einen Mechanismus für allgemeine Genehmigungen zu etablieren. Die Unsicherheit und das Risiko eines Produktionsstillstands fordern eine entschlossene Reaktion seitens der europäischen Wirtschaftspolitik.
Besorgniserregend ist zudem die Einschätzung des Mercator-Instituts, wonach die deutsche Industrie 95 Prozent ihrer seltenen Erden aus China bezieht – weit über dem europäischen Durchschnitt. Trotz politischer Diskussionen um eine Reduzierung dieser Abhängigkeit in der Ära von Ex-Kanzlerin Angela Merkel ist bislang das Gegenteil eingetreten.
Das Handelsdefizit Deutschlands mit China könnte in diesem Jahr einen Rekordwert von 88 Milliarden Euro erreichen, prognostiziert Germany Trade & Invest (GTAI). Während die Exporte in die Volksrepublik sinken, steigen die Importe. China gelingt es, seine technologische Abhängigkeit vom Rest der Welt zu vermindern, was die einst dogmatische 'Win-Win-Situation' in eine klare 'Win-Lose-Dynamik' verwandelt.
Schließlich sind die globalen Marktanteilsverluste deutscher Firmen überwiegend in China zu beobachten, doch wächst der Einfluss chinesischer Firmen weltweit. Mit massiven Kapazitäten und politischer Unterstützung versucht China, deutsche Firmen auch international zu verdrängen, was die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen weiter einschränkt.

