Das Who is Who der Italien-Wahl

04. März 2018, 11:47 Uhr · Quelle: dpa

Rom (dpa) - Viele alte Namen, wenig neue Gesichter: Am 4. März wählt Italien ein neues Parlament. Ein Überblick über die wichtigsten Männer im Wahlkampf - Frauen sind Mangelware.

SILVIO BERLUSCONI: Keiner steht so stark für das «alte Italien» wie er: Der mittlerweile 81-jährige Chef der konservativen Forza Italia könnte trotz seiner drei skandalgeprägten Amtszeiten mit seinem Mitte-Rechts-Bündnis triumphieren. Nach einer Verurteilung wegen Steuerhinterziehung darf Berlusconi allerdings bis 2019 keine politischen Ämter bekleiden - dagegen klagt er vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Berlusconi, der 2011 zurücktreten musste, sieht sich zu Unrecht von der Justiz verfolgt. Für Aufsehen sorgte der «Bunga Bunga»-Sexskandal und die «Ruby»-Affäre, bei der es um den Vorwurf der Beihilfe zur Prostitution von Minderjährigen sowie Amtsmissbrauch ging. Obwohl der Mailänder Multimillionär nach einer Herz-OP gesundheitlich angeschlagen ist, hat er in seiner Partei noch nicht Platz für einen Erben gemacht.

ANTONIO TAJANI: Der derzeitige EU-Parlamentspräsident ist Berlusconis Wunschkandidat für das Amt des Regierungschefs und gehört zu den Gründungsmitgliedern der Forza Italia. Der 64-jährige Jurist hat vor gut einem Jahr die Nachfolge des deutschen SPD-Politikers Martin Schulz im Europaparlament angetreten. Der gebürtige Römer war einst Berlusconis Pressesprecher. Zeitweise führte er die römische Redaktion der Mailänder Tageszeitung «Il Giornale», die der Familie Berlusconi gehört. Früh wandte er sich Europa zu: Seit 1994 ist er EU-Abgeordneter. Er gilt als Mann, der offene Konflikte vermeidet und im Europaparlament weit weniger als sein Vorgänger Schulz polarisiert. Seine Amtszeit als Parlamentspräsident endet eigentlich erst im Mai 2019.

MATTEO SALVINI: Er ist Berlusconis Bündnispartner vom rechten Rand. Dem 44-Jährigen ist in der Migrationskrise eine erstaunliche Wiedergeburt der Partei Lega Nord gelungen. Seit 2013 steht er an der Spitze der Partei, die einst nur im Norden stark war. Er schlug einen fremdenfeindlicheren Kurs ein und wurde das Gesicht einer landesweiten rechten Bewegung. Bei der Wahl tritt die Partei erstmals als Lega an. Der Mailänder nennt den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban sein Vorbild, ist Trump- und AfD-Freund sowie Verbündeter von Frankreichs Front-National-Chefin Marine Le Pen. Im Wahlkampf lautete sein Slogan «Italiener zuerst». Nach dem Abbruch seines Geschichtsstudiums arbeitete er als Journalist. Salvini ist Fan von Berlusconis Ex-Fußballclub AC Mailand.

LUIGI DI MAIO: Der 31-Jährige ist Spitzenkandidat der europakritischen Fünf-Sterne-Bewegung - derzeit in Umfragen stärkste Einzelpartei des Landes. Würde er es in die Regierung schaffen, wäre er der jüngste Regierungschef, den Italien je hatte. Im Gegensatz zum Gründer der Partei, Ex-Komiker Beppe Grillo, gibt sich der Jungpolitiker moderat. 2013 kam der Studienabbrecher ins Parlament und wurde zum stellvertretenden Präsidenten der Abgeordnetenkammer gewählt, der jüngste in der Geschichte der Republik. Di Maio wuchs in einem Vorort von Neapel auf- Gewitzelt wird oft über seine Grammatikfehler oder über mangelnde Geografie- und Geschichtskenntnisse.

MATTEO RENZI: Der Chef der Sozialdemokraten und ehemalige Ministerpräsident will es nach seinem Sturz wegen der Niederlage bei einem Verfassungsreferendum noch einmal wissen. Der 43-jährige Florentiner ist Pro-Europäer und galt vielen als Hoffnungsträger, der Italien wieder aus der Krise führen könnte. Anfang 2014 war der ehemalige Bürgermeister von Florenz als «Verschrotter» der alten Politik angetreten. Er büßte aber spätestens an Popularität ein, als er das Referendum zur Abstimmung über seine eigene politische Zukunft erklärte. Renzi ist es nicht gelungen, seine zerstrittene Partei PD zusammenzuhalten. Ehemalige Parteikollegen wie Senatspräsident Pietro Grasso treten bei der Wahl getrennt von der PD an.

PAOLO GENTILONI: Der 63-Jährige wurde nach dem Rücktritt von Renzi Regierungschef. Das Verhältnis zwischen den beiden Sozialdemokraten gilt als eng. Als früherer Außenminister ist er Diplomat durch und durch und gilt als gemäßigter Politiker, der keine Spielchen spielt und sich auch im Wahlkampf auf keine Polemik einlässt. Er mag Polit-Dramen gewöhnten Italienern mitunter zu grau und ruhig erscheinen, doch kein Politiker ist derzeit so populär wie er. Mit 35 Prozent ist er der Politiker, dem die Italiener das meiste Vertrauen entgegenbringen - Renzi und Berlusconi kommen nur auf einen Wert von 24 Prozent. Immer wieder wird spekuliert, ob Gentiloni nicht doch der geeignete Kandidat wäre, das Amt weiterzuführen. 

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04.03.2018 · 11:47 Uhr
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