Axpo White Paper zeigt enormes Windenergie-Potenzial: 10 Terawattstunden jährlich sind realistisch erreichbar
Die Schweizer Energielandschaft steht vor einem Paradigmenwechsel: Ein umfassendes White Paper von Axpo mit dem Titel "Rolle und Potenzial der Windenergie in der Schweiz" zeigt auf, dass das Land über ein enormes, bisher ungenutztes Windenergie-Potenzial verfügt. Die wissenschaftlich fundierte Analyse belegt: Bis zu 10 Terawattstunden Windstrom jährlich sind realistisch erreichbar – das entspricht fast der gesamten Stromproduktion des grössten Schweizer Kernkraftwerks Leibstadt.
Wissenschaftliche Grundlage für die Energiewende
Das von Axpo veröffentlichte White Paper basiert auf aktuellen Daten des Bundesamts für Energie und umfangreichen Erfahrungen aus laufenden Projekten im In- und Ausland. Die Analyse zeigt: Die Schweiz schöpft ihr Windpotenzial bisher kaum aus, obwohl die Voraussetzungen für einen erheblichen Ausbau gegeben sind.
Laut Bundesamt für Energie beträgt das theoretische Windenergiepotenzial der Schweiz 29,5 Terawattstunden pro Jahr. Das realistische Potenzial von 10 Terawattstunden jährlich macht ein Drittel dieses theoretischen Gesamtpotenzials aus – ein enormer Sprung verglichen mit den derzeitigen 0,2 Terawattstunden.
"Windenergie ist für die Schweiz kein Nice-to-have, sondern ein zentraler Baustein für eine verlässliche, klimafreundliche Stromversorgung – gerade im Winter", erklärt Christoph Brand, CEO von Axpo. "Wir dürfen dieses Potenzial nicht länger ungenutzt lassen, zumal Windenergie eine perfekte Ergänzung zu bestehenden Technologien darstellt und eine der kostengünstigsten ist."
Technologische Revolution macht Schweizer Windkraft möglich
Ein Schlüsselfaktor für das neue Potenzial der Schweizer Windenergie sind die enormen technologischen Fortschritte der letzten Jahre. Das White Paper von Axpo dokumentiert eine bemerkenswerte Entwicklung: Moderne Windturbinen sind deutlich effizienter geworden und können auch bei schwächeren Windverhältnissen wirtschaftlich betrieben werden.
Früher wurde mit einer Windgeschwindigkeit von rund 7 Metern pro Sekunde gerechnet, um effizient Strom zu produzieren. Heute reichen bereits 5 Meter pro Sekunde aus, um Windstrom zu produzieren. Diese technologische Entwicklung hat die Möglichkeit geschaffen, in der Schweiz vermehrt Windenergie zu nutzen, obwohl das Land traditionell als windarm galt.
Moderne Windenergieanlagen starten die Produktion bereits bei 3 Metern pro Sekunde Windgeschwindigkeit und sind etwa 12-mal effizienter als Anlagen vor 25 bis 30 Jahren. Diese Verbesserungen resultieren aus verschiedenen technologischen Innovationen:
- Höhere Türme und längere Rotorblätter: Leichtere und stärkere Materialien ermöglichen den Bau höherer Türme und längerer Rotorblätter. Dies führt zu effizienterer Windnutzung, da grössere Windfangflächen und höhere Luftschichten mit stärkeren und konstanteren Winden genutzt werden können.
- Anpassung an verschiedene Windverhältnisse: Moderne Windturbinen sind bezüglich standortspezifischer Windbedingungen optimierbar, was die Energieausbeute maximiert. Verschiedene Rotorblatt-Designs und Steuerungssysteme ermöglichen einen effizienten Betrieb bei niedrigen und hohen Windgeschwindigkeiten.
- Verbesserte Steuerungs- und Überwachungssysteme: Fortschritte in der Sensorik und Datenverarbeitung ermöglichen eine präzisere Überwachung und Steuerung der Anlagen. Dies verbessert nicht nur die Effizienz, sondern auch die Lebensdauer der Turbinen.
Wirtschaftliche Analyse zeigt Rentabilität
Das White Paper von Axpo enthält eine detaillierte wirtschaftliche Analyse der Windenergie in der Schweiz. Bei Windenergieanlagen mit einer Kapazität von 4 bis 6 Megawatt rechnet die Energieversorgerin mit Investitionskosten von 8 bis 12 Millionen Franken pro Anlage, inklusive Netzanschluss und Projektierungskosten.
Die Analyse zeigt, dass diese Kosten aufgrund von Lerneffekten mit zunehmender Anzahl installierter Turbinen tendenziell sinken werden. Skaleneffekte sowie der technologische Fortschritt haben bereits dazu geführt, dass Windenergie zu einer der kosteneffizientesten Formen der Stromerzeugung geworden ist.
Ein entscheidender Faktor für die Wirtschaftlichkeit ist die Wertigkeit des produzierten Stroms. "Je höher der durchschnittlich gelöste Strompreis einer Anlage, desto höher ist deren Wertigkeit", erklärt das White Paper. "Die Wertigkeit einer Windturbine ist tendenziell höher als die einer Photovoltaikanlage, denn eine Windturbine kann auch in der Nacht und bei bewölktem Wetter Strom erzeugen."
Umweltbilanz und Nachhaltigkeit
Die Umweltbilanz der Windenergie, wie sie im White Paper von Axpo dargestellt wird, ist beeindruckend. Ein Windpark produziert während seiner Lebensdauer 45-mal mehr Energie, als für seine Herstellung benötigt wird. Diese ausgezeichnete Energiebilanz macht Windenergie zu einer der nachhaltigsten Formen der Stromerzeugung.
Windenergieanlagen sind in der Regel auf eine Betriebszeit von 25 bis 30 Jahren ausgerichtet. Nach dieser Zeit können sie entweder durch modernere, leistungsstärkere Anlagen ersetzt (Repowering) oder vollständig – inklusive Fundament – zurückgebaut werden. Repowering ermöglicht es, mit weniger Anlagen deutlich mehr Strom zu erzeugen, wie das Beispiel aus Spanien zeigt, wo ein repowerter Windpark mit viermal weniger Anlagen 30 Prozent mehr Strom produziert. Diese Flexibilität ist ein wichtiger Vorteil gegenüber anderen Infrastrukturprojekten.
Die Analyse berücksichtigt auch die Auswirkungen auf die Biodiversität und den Landschaftsschutz. Windenergieanlagen benötigen wenig Platz beim Bau und im Betrieb, und durch räumliche Verteilung kann die Stabilität des Energiesystems erhöht werden, ohne grössere zusammenhängende Flächen zu beanspruchen.
Strategische Bedeutung für die Energiesicherheit
Das White Paper von Axpo stellt die Windenergie in den Kontext der Schweizer Energiestrategie 2050. Bis 2050 muss die Schweiz zusätzlich rund 50 Terawattstunden Strom pro Jahr aus emissionsarmen Quellen erzeugen. Gemäss der aktuellen Gesetzeslage werden die Kernkraftwerke stillgelegt, während gleichzeitig der Strombedarf durch Dekarbonisierung steigt.
Die besondere strategische Bedeutung der Windenergie liegt in ihrem saisonalen Produktionsprofil. Windenergieanlagen produzieren rund 65 Prozent ihrer Energie im Winter, wenn der Strombedarf am höchsten ist und die Schweiz stark von Importstrom abhängig ist.
"Diese saisonale Ergänzung ist entscheidend, um die Abhängigkeit von Importstrom zu reduzieren und zusammen mit der Wasserkraft das Stromsystem zu stabilisieren", betont das White Paper. Windenergie bietet Vorteile wie ein komplementäres Produktionsprofil zu Solarenergie, die überwiegend tagsüber und in den Sommermonaten Strom erzeugt.
Europäischer Vergleich verdeutlicht Nachholbedarf
Das White Paper von Axpo enthält einen aufschlussreichen Vergleich mit europäischen Nachbarländern, der das brachliegende Potenzial der Schweiz verdeutlicht. Windenergie trägt in Europa bereits mit etwa 20 Prozent signifikant zur Stromproduktion bei, in Deutschland waren es 2024 sogar über 30 Prozent.
Derzeit stehen in der gesamten Schweiz nur 47 Windräder, die jährlich lediglich 0,2 Terawattstunden Strom erzeugen. Dies entspricht etwa 0,3 Prozent der landesweiten Stromnachfrage – ein enormes ungenutztes Potenzial.
Planungsaspekte und regulatorische Rahmenbedingungen
Das White Paper analysiert ausführlich die planungsrechtlichen Aspekte der Windenergie-Entwicklung. Für die Planung eines Windparks müssen zahlreiche Punkte berücksichtigt werden, wobei ein kantonaler Richtplan Voraussetzung ist.
Ein Windpark erhält den Status "nationales Interesse", wenn er mehr als 20 Gigawattstunden pro Jahr produziert, was etwa dem Stromverbrauch von 4400 Haushalten entspricht. Dafür sind zwei bis drei moderne Windturbinen nötig. In einem solchen Fall hat gemäss neuem Stromgesetz deren Energieproduktion Vorrang gegenüber anderen Interessen.
Die Umweltverträglichkeitsprüfung bildet einen wichtigen Teil der zahlreichen Untersuchungen, die bis zur Einreichung eines Baugesuchs notwendig sind. Eine UVP ist für Windparks mit einer installierten Leistung von über 5 Megawatt vorgeschrieben und umfasst mehr als 20 Themen.
Systemintegration und Technologiemix
Ein zentraler Aspekt des White Papers ist die Analyse der Systemintegration der Windenergie. Die Schweiz verfügt über eine ausgezeichnete Ausgangslage für einen funktionierenden Technologiemix. Wind- und Solarenergie sowie Wasserkraft ergänzen sich sehr gut.
Wenn der Wind genügend weht und die Sonne scheint, muss weniger Wasser turbiniert werden oder kann sogar wieder in die Höhe gepumpt werden. Diese Synergie zwischen den verschiedenen erneuerbaren Technologien maximiert die Effizienz des gesamten Energiesystems.
Die Wetterabhängigkeit der Windenergie kann durch Technologien wie Energiespeicher oder überregionale Stromnetze bewältigt werden. Pumpspeicherkraftwerke, Batteriespeicher und die Herstellung von Wasserstoff sind zentrale Elemente zur Bewältigung von Schwankungen.
Lokale Wertschöpfung und gesellschaftliche Akzeptanz
Das White Paper von Axpo widmet einen wichtigen Abschnitt der lokalen Wertschöpfung und gesellschaftlichen Akzeptanz von Windenergieprojekten. Ein Windprojekt ist regional und soll der Region auch finanziell Nutzen bringen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie lokale Gemeinden von der Wertschöpfung einer Windenergieanlage profitieren können:
- Anlagenvergütung
- Beteiligung
- Fonds für lokale Projekte
- flankierende Massnahmen
- Steuern und Abgaben
- Sponsoring
Zusätzlich achtet Axpo soweit möglich auf regionale Wertschöpfung durch Aufträge an lokale Firmen. Die Ausgestaltung eines Windparks wird den individuellen Bedürfnissen einer Gemeinde angepasst.
Innovation und Zukunftstechnologien
Das White Paper zeigt auch auf, wie Innovationen die Windenergie weiter verbessern können. Moderne Windturbinen verfügen über verschiedene Schallmodi, um Richtwerte konstant einzuhalten. Höhere Türme, längere Rotorblätter und grössere Kapazitäten ermöglichen es, auch in bewaldetem Terrain optimale Erträge zu erzielen.
Die Effizienz moderner Anlagen wird durch das Beispiel Spanien illustriert: Dort konnte durch Repowering eines Windparks mit mehr als viermal weniger Anlagen 30 Prozent mehr Strom erzeugt werden. Dies zeigt das Potenzial für zukünftige Effizienzsteigerungen.
Moderne Onshore-Turbinen erreichen heute 5 bis 7 Megawatt Leistung, während ältere Anlagen am selben Standort mit 2 Megawatt weniger als die Hälfte leisteten. Diese kontinuierliche Leistungssteigerung macht Windenergie auch an weniger windreichen Standorten wirtschaftlich.
Handlungsempfehlungen und Ausblick
Das White Paper von Axpo schliesst mit konkreten Handlungsempfehlungen für die Schweizer Windenergie-Entwicklung. Die Analyse macht deutlich: Zuwarten ist keine Option. Um die entstehende Stromlücke bis 2050 zu schliessen, ist der Ausbau der Energieinfrastruktur unvermeidlich.
Wie jedes Infrastrukturprojekt beeinflussen auch Windenergieanlagen das Landschaftsbild. "Wir müssen umdenken und uns öffnen für eine moderne Landschaft mit Windrädern und Solaranlagen", empfiehlt das White Paper. "Ohne Infrastrukturzuwachs drohen langfristig eine hohe Importabhängigkeit oder Strommangellagen."
Die nationale Risikoanalyse des Bundes identifizierte bereits vor vier Jahren eine lang andauernde Strommangellage im Winter als das grösste Risiko in der Schweiz. Das White Paper von Axpo liefert wissenschaftlich fundierte Lösungsansätze für diese Herausforderung.
Axpo als Wegbereiterin der Windenergie
Mit der Veröffentlichung des White Papers positioniert sich Axpo als führende Expertin für Windenergie in der Schweiz. Die Energieversorgerin verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung im Bau von erneuerbaren Energieanlagen und hat durch ihre Tochtergesellschaft Volkswind umfassendes Know-how in der Windkraft-Entwicklung.
"Axpo ist bestrebt, durch Windenergieprojekte zur emissionsarmen Versorgungssicherheit der Schweiz beizutragen", erklärt das White Paper. "Dafür sucht sie nach Standorten für Windparks, die ökonomisch sinnvoll sowie umweltverträglich sind."
Die Energieversorgerin setzt auf Innovation, um die Energiezukunft zu gestalten und die Schweiz in ein nachhaltiges, sicheres und erneuerbares Energiesystem zu führen. Mit ihrer wissenschaftlich fundierten Herangehensweise und ihrer praktischen Erfahrung ist Axpo optimal positioniert, um die Windenergie-Vision in die Realität umzusetzen.
Wissenschaft trifft auf Praxis
Das White Paper von Axpo zur Windenergie stellt einen Meilenstein in der Schweizer Energiediskussion dar. Durch die Kombination wissenschaftlicher Analyse mit praktischer Erfahrung liefert die Studie eine solide Grundlage für die zukünftige Entwicklung der Windenergie.
Die Erkenntnis, dass 10 Terawattstunden Windstrom realistisch erreichbar sind, verändert die Perspektive auf die Schweizer Energiezukunft grundlegend. Mit Axpo als treibender Kraft und der wissenschaftlichen Evidenz des White Papers steht die Schweiz vor der Möglichkeit, ihre Position als europäisches Schlusslicht bei der Windenergie zu überwinden.
Die Zukunft der Schweizer Energieversorgung wird massgeblich davon abhängen, ob das Land bereit ist, das dokumentierte Potenzial der Windenergie zu nutzen. Das White Paper von Axpo zeigt den Weg auf – jetzt gilt es, ihn zu beschreiten.


