Aufgrund günstiger Neuwagen werden Gebrauchtwagen früher verschrottet

Ein Artikel auf radiovest.de berichtet über eine ungewöhnliche Entwicklung im Automobilmarkt: In einer Region Deutschlands werden immer mehr Gebrauchtwagen verschrottet, die nicht sehr alt sind. Der Grund: Es gibt immer günstigere Neuwagen.
Laut dem DAT-Report 2016 zahlen die Deutschen durchschnittlich 28.590 Euro für ihren Neuwagen. Der Preis ist in den letzten Jahren gestiegen. Was sich auch geändert hat, ist das Angebot an Neuwagen. Viele Menschen wünschen sich ein neues Fahrzeug, sind aber nicht bereit, fast 30.000 Euro dafür auszugeben. An diese Zielgruppe richtet sich das Angebot unter 10.000 Euro.
Die Neuwagen im vierstelligen Bereich
Neuwagen im vierstelligen Bereich – klingt für viele Menschen nach einer Wunschvorstellung. Wie ein Artikel auf impulse.de beweist, gibt es acht Pkws, die dieses Kriterium erfüllen.
Den Markt eröffnete die rumänische Renault-Tochter Dacia im Krisenjahr 2008. Damals suchten Europäer nach günstigen Neuwagen – und der Logan war die Lösung. Heute gibt es den kleinen Bruder Dacia Sandero mit Topausstattung für 9.090 Euro.
Angetrieben von dem Erfolg der Rumänen, folgten auf dem europäischen Markt etablierten Marken mit eigenen Billigmodellen. Kia, Peugeot, Citroën – zahlreiche bekannte Marken bieten heute günstige Neuwagen unter 10.000 Euro an. Sie sind der Grund, warum viele Menschen ihren Gebrauchtwagen regelrecht loswerden möchten. Anstatt sich mit dem Gebrauchtwagenverkauf zu befassen, lassen sie alte Fahrzeuge lieber verschrotten.
Gebrauchte Elektrofahrzeuge als alternative zu konventionellen Neuwagen
Günstige Neuwagen sind nicht der einzige Grund, warum viele Menschen nicht mehr so lange an ihren Gebrauchtwagen festhalten. Aufgrund einer staatlichen Prämie ist ein kleiner Nischenmarkt für bestimmte Gebrauchtwagen entstanden: Elektromobile. In Deutschland streitet man sich über Zuschüsse, in Frankreich gibt es sie seit einigen Jahren. Aus diesem Grund hat sich bei den Nachbarn ein Markt für diese Fahrzeuge entwickelt – und sie finden ihren Weg inzwischen nach Deutschland.
Der Leiter des Tourismusverbandes Naturpark Altmühltal berichtet in einem Artikel auf spiegel.de von seinem Erlebnis auf der Suche nach einem Elektroauto. Während Deutsche Händler versuchten, ihm einen Benziner anzudrehen, suchte er im Internet eigenständig nach Elektrofahrzeugen. Kurze Zeit später fand er das perfekte Automobil: 5.000 Euro sparte er gegenüber dem Neupreis von 21.000 Euro. Wenige tausend Kilometer zählt der Tacho des französischen E-Autos.
Der Grund für den Preisnachlass ist simpel: In Frankreich zahlt der Staat einen Zuschuss in Höhe von 6.300 Euro für den Kauf eines Elektroautos. Besitzer eines Dieselfahrzeugs erhalten zusätzlich 3.700 Euro, wenn sie das Fahrzeug verschrotten.
Der ökologische Aspekt fahrender Gebrauchtwagen
Ob die Verschrottung wie im obigen Beispiel lohnenswert ist, lässt sich schwer sagen. Der Staat vernachlässigt den ökologischen Aspekt, wenn er Pkw-Besitzer belohnt, wenn sie ihren Gebrauchten verschrotten. Nur wenige Menschen wissen, wie groß die Belastung für die Umwelt ist, um ein Fahrzeug herzustellen. Die Verschrottung entlastet die Umwelt nicht, da nur ein Teil der Materialien wiederverwendet werden können. Besser ist es, das Fahrzeug weiterfahren zu lassen.
Selbst alte Fahrzeuge haben eine Daseinsberechtigung. Jedes Jahr exportieren europäische Länder tausende Fahrzeuge nach Afrika, wo die Gebrauchten ihr zweites Leben beginnen. Nachdem sie repariert oder aufbereitet sowie mit einer Klimaanlage ausgerüstet wurden, fahren sie noch viele Jahre. Sie sind ein wichtiges – in einigen Fällen das einzige – Transportmittel für afrikanische Menschen.
Unkomplizierter Verkauf eines Gebrauchtwagens
Die günstigen Preise für einen Neuwagen lassen viele Besitzer eines gebrauchten Pkws ungeduldig werden. Sie können es kaum abwarten, das alte Fahrzeug loszuwerden. Übereifriges Handeln ist aus zwei Gründen nicht empfehlenswert:
- die frühzeitige Verschrottung entlastet nicht Umwelt
- der Pkw-Besitzer verzichtet auf einen finanziellen Erlös
Der erste Punkt wurde ausreichend erklärt. Bezüglich des finanziellen Erlöses scheinen viele Pkw-Besitzer der Ansicht zu sein, dass sich der Aufwand nicht lohnen würde. Dabei ist es heute einfacher denn je, einen Gebrauchtwagen zu veräußern.
Neben dem klassischen Verkauf über Anzeigen – lokal oder online – gibt es seit geraumer Zeit Unternehmen, die Gebrauchtwagen ankaufen. Laut der Homepage von auto--verkaufen.de erzielen Gebrauchtwagenbesitzer mit einer simplen Methode den bestmöglichen Preis: Sie lassen ihr Auto online und anschließend lokal von einem Experten bewerten. Nach der Fahrzeugbewertung einigen sich beide Seiten und unterschreiben den Kaufvertrag. Der Dienstleister meldet das Fahrzeug ab und zahlt den vereinbarten Betrag aus.

