Alarmierende Zahlen: Plastikproduktion und Recycling in der Schieflage
Die globale Produktion von Kunststoffen erlebt einen dramatischen Anstieg, während der Anteil von recyceltem Material erschreckend gering bleibt. Im Jahr 2022 erreichte die weltweite Kunststoffproduktion beeindruckende 400 Millionen Tonnen, von denen jedoch lediglich 38 Millionen Tonnen aus recycelten Quellen stammten, wie eine Untersuchung von Forschern der Tsinghua Universität in Peking aufzeigt. Das Team unter der Leitung von Quanyin Tan analysierte die globalen Materialströme von Kunststoffrohstoffen, -produkten und -abfällen und veröffentlichte die Ergebnisse im Fachjournal "Communications Earth & Environment".
Die Autoren der Studie heben die immense Herausforderung hervor, die die Plastikverschmutzung weltweit darstellt, mit erheblichen Folgen für Umwelt, Wirtschaft und Gesundheit. Ob in der Tiefsee oder in Tiermägen, selbst im Trinkwasser, in Lebensmitteln und menschlichem Blut ist Mikroplastik zu finden. Laut der Studie entstand 2022 eine beachtliche Menge von 267,7 Millionen Tonnen Plastikmüll. Davon landeten erstaunliche 103 Millionen Tonnen auf Mülldeponien, etwa 90 Millionen Tonnen wurden verbrannt und 30 Millionen Tonnen gelangten durch mangelhafte Abfallbewirtschaftung in die Natur.
Der Umfang des gesammelten und sortierten Plastikmülls lag bei 74,8 Millionen Tonnen. Doch ein beträchtlicher Teil davon, nämlich 30,66 Millionen Tonnen, wurde zur Energiegewinnung verbrannt, während 6,25 Millionen Tonnen auf Deponien entsorgt wurden. Lediglich 38 Millionen Tonnen erfuhren eine tatsächliche Wiederverwertung, was 14 Prozent des Plastikabfalls und lediglich 9,5 Prozent der gesamten Kunststoffproduktion von 2022 entspricht.
Historische Daten zeigen eine bedenkliche Entwicklung: Von 1950 mit nur zwei Millionen Tonnen ist die Kunststoffproduktion bis 2022 auf 400 Millionen Tonnen gestiegen, mit einer Projektion auf 800 Millionen Tonnen bis 2050. Die Forscher stützen sich dabei auf umfassende Analysen von offiziellen Statistiken, Branchenberichten und internationalen Datenbanken.
Ein bedeutender Punkt ist der hohe Rohstoffverbrauch: 98 Prozent der neu produzierten 362 Millionen Tonnen Kunststoffe basieren auf Erdöl, Kohle und Erdgas. Bereits im Produktionsprozess entsteht ein nicht verwertbarer Verlust von 17,64 Millionen Tonnen. Über 40 Prozent der nutzbaren Kunststoffe werden für Verpackungen verwendet, gefolgt von Bauwesen, Fahrzeugen und Elektrogeräten.
Die Konsummuster spiegeln erhebliche Unterschiede wider: Der Pro-Kopf-Verbrauch von Kunststoffen war 2022 in den USA am höchsten, gefolgt von Japan und der EU28. Auch in der Behandlung des Plastikmülls gibt es regionale Unterschiede. In der EU28 werden 29 Prozent der Abfälle deponiert, während es in den USA 76 Prozent sind. China und Indien weisen zwar bessere Recyclingquoten auf, doch gehen in Indien immer noch erhebliche Mengen durch Misswirtschaft verloren.
Die Studie verdeutlicht die zunehmende Bedeutung der Verbrennung als Methode zur Kunststoffabfallbehandlung, die nun 34 Prozent der Entsorgung ausmacht. Trotz der wachsenden Bemühungen um Deponiereduzierung ist die globale Recyclingquote mit 9,5 Prozent von neu produziertem Plastik nach wie vor ernüchternd. Die EU setzt mit Richtlinien und Maßnahmen wie den fest befestigten Deckeln bei Plastikflaschen Ansätze zur Müllreduktion um.