Wortlautauszüge der Gaddafi-Rede
Die Probleme der UN begännen mit den Widersprüchen in der Charta, sagte Gaddafi am Mittwoch in der UN-Vollversammlung. Demnach einigten sich die Gründungsmitglieder der UN 1945 zwar auf die Präambel der Charta, ließen deren Artikel und Vorschriften später von Experten ausarbeiten. Dazu Auszüge aus Gaddafis Rede im Wortlaut:
«Die Präambel sagt, dass alle Länder, ob groß oder klein, gleich sind. Aber sind wir tatsächlich gleich, was die ständigen Sitze (im Sicherheitsrat) angeht? Nein. Und sind wir gleich, was das Vetorecht (der ständigen Ratsmitglieder) angeht? Nein. Das heißt, dass das Vetorecht und die ständigen Sitze dem Wortlaut der UN-Charta widersprechen.
Die Präambel sagt auch, dass wir nur dann zu militärischer Gewalt greifen dürfen, wenn es im Interesse aller Länder ist. Aber wie sieht die Realität aus? Seit Einrichtung der Vereinten Nationen und des Sicherheitsrates sind 65 Kriege ausgebrochen, denen Millionen Menschen mehr zum Opfer gefallen sind als im Zweiten Weltkrieg.»
«Ausgerechnet die Vetomächte, die die Souveränität bedrohter Länder verteidigen sollen, wenden Gewalt gegen den Willen anderer Völker an. Statt für Frieden und Sicherheit zu sorgen, starten sie Kriege und verstecken sich dann hinter ihrem Veto. In der Präambel der UN-Charta steht nichts davon, dass sich die UN in die Geschäfte eines Landes einmischen sollen. Kein Land hat das Recht, in die Angelegenheiten eines anderen einzugreifen, ganz gleich, ob es sich um ein kapitalistisches, ein sozialistisches oder diktatorisches Land handelt. Rom tat auch, was das Beste für das Römische Reich war, ohne dass ein Veto gegen Caesar eingelegt wurde.»
«Die Resolutionen des Sicherheitsrates sind Terrorakte. Man sollte sie mit Vetos verhindern. Der Sicherheitsrat behandelt uns mit seinen Resolutionen wie verachtete Zweite-Klasse-Länder. Ihre Resolutionen richten sich immer nur gegen uns, nie gegen die Vetomächte selbst.»