EU-Gipfel

Wegen Russland und Trump: EU will bis 2030 massiv aufrüsten

20. März 2025, 21:30 Uhr · Quelle: dpa
Französische Rafale-Kampfjets
Foto: Sergei Grits/AP/dpa
Die EU will in den kommenden fünf Jahren Milliardensummen für Aufrüstung mobilisieren. (Archivbild)
Geheimdienste gehen davon aus, dass Russland spätestens 2030 militärisch in der Lage sein dürfte, einen weiteren Krieg zu beginnen. Die EU ist alarmiert - vor allem auch wegen Trumps Politik.

Brüssel (dpa) - Die EU will bis zum Ende des Jahrzehnts massiv aufrüsten. Die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten entschieden bei ihrem Frühjahrsgipfel, alles daranzusetzen, um Europas Verteidigungsbereitschaft in den nächsten fünf Jahren entscheidend zu stärken, wie aus einer am Abend veröffentlichten Erklärung hervorgeht. Dafür sollen unter anderem die Arbeiten an den jüngsten Vorschlägen der EU-Kommission zügig vorgetrieben werden.

Die Behörde unter der Führung von Präsidentin Ursula von der Leyen will für Aufrüstungsprojekte unter anderem EU-Kredite in Höhe von 150 Milliarden Euro vergeben und Verteidigungsausgaben von den strengen EU-Schuldenregeln ausnehmen. So sollen dem Plan zufolge allein in den kommenden vier Jahren insgesamt 800 Milliarden Euro mobilisiert werden. Zudem ist unter anderem vorgesehen, Auflagen und Vorschriften für die Rüstungsindustrie zu lockern. Die Pläne sollen es auch ermöglichen, die von Russland angegriffene Ukraine künftig noch stärker militärisch zu unterstützen.

Reale Möglichkeit eines großangelegten Krieges

Hintergrund der Planungen ist, dass sich die EU nach Einschätzung der Europäischen Kommission umgehend auf die Möglichkeit eines großangelegten Krieges mit Russland vorbereiten muss. «Die Geschichte wird uns Untätigkeit nicht verzeihen», warnte die Kommission in einem kurz vor dem Gipfel vorgelegten Strategiepapier zur Zukunft der europäischen Verteidigung. Sollte Russland seine Ziele in der Ukraine erreichen, werde das Land seine territorialen Ambitionen darüber hinaus ausdehnen. Als möglicher Zeitraum dafür wird das Jahr 2030 genannt.

Bekenntnis zur Nato

Als besonders gefährlich gilt die Situation, weil US-Präsident Donald Trump angekündigt hat, dass die atomare Supermacht USA künftig nicht mehr bedingungslos als Garant für Frieden in Europa zur Verfügung zur stehen wird. In der Gipfelerklärung wird allerdings deutlich gemacht, dass die EU dennoch auf ein Überleben der Nato setzt.

«Der Europäische Rat erinnert daran, dass eine stärkere und leistungsfähigere Europäische Union im Bereich der Sicherheit und Verteidigung einen positiven Beitrag zur globalen und transatlantischen Sicherheit leisten und eine Ergänzung zur Nato darstellen wird», heißt es in dem Text. Für die 23 EU-Staaten, die auch Nato-Mitglied seien, bleibe diese weiterhin die Grundlage ihrer kollektiven Verteidigung.

Scheidender Kanzler sieht Deutschland auf Kurs

Der scheidende deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz verwies in Brüssel darauf, dass in der Bundesrepublik derzeit bereits ein riesiges neues Finanzpaket für Aufrüstung geplant werde. Es sei ein gutes Zeichen, dass der Bundestag in Berlin dafür in dieser Woche eine sehr umfassende Verfassungsänderung beschlossen habe, sagte er. Diese werde die Finanzierung für die Verteidigung Deutschlands, die Zusammenarbeit in Europa und weitere Ukraine-Hilfen sicherstellen.

Überschattet wurde der Gipfel von der Ankündigung Ungarns, keinerlei neue EU-Entscheidungen zugunsten der Ukraine zu akzeptieren. Wie schon beim Sondergipfel am 6. März konnte deswegen kein gemeinsamer EU-Text dazu angenommen werden.

Die ungarische Regierung begründet ihre Haltung damit, dass sie den Kurs des neuen US-Präsidenten Donald Trump unterstütze. Dieser will auch mit Druck auf die Ukraine eine Waffenruhe im Krieg erzwingen, den Russland mit seinem Angriff auf das Nachbarland im Februar 2022 begonnen hatte. Die große Mehrheit der EU-Staaten hält Trumps Kurs allerdings für falsch und gefährlich. Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson nannte das Vorgehen beim Gipfel fürchterlich.

Diskussion um neue EU-Schulden

Mehrere Länder machten zudem auch deutlich, dass ihnen das von der Kommission geschnürte Finanzpaket nicht weit genug geht. Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis etwa sagte, man solle nicht nur über Darlehen, sondern auch ernsthaft über eine erneute, großangelegte Schuldenaufnahme der EU-Staaten, über sogenannte Eurobonds, diskutieren. Dies wurde bislang nur in der Corona-Pandemie zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen gemacht.

Länder wie Deutschland, die Niederlande und Österreich lehnen eine Wiederholung aber bislang kategorisch ab. Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof sagte in Brüssel: «Wir sind gegen Eurobonds. Das ist nicht neu.» Es müsse auf finanzielle Stabilität geachtet werden.

Vermutlich letzter regulärer Gipfel für Scholz

Für Kanzler Scholz wird die Reise nach Brüssel vermutlich die letzte zu einem regulären EU-Gipfel gewesen sein. Die nächste turnusmäßige Tagung der europäischen Staats- und Regierungschefs steht erst Ende Juni an. In Brüssel wird erwartet, dass bis dahin Friedrich Merz (CDU) vom Bundestag zum nächsten deutschen Bundeskanzler gewählt wurde.

EU / Verteidigung / Militär / Rüstungsindustrie / Konflikte / Krieg / Gipfel / Europa / International
20.03.2025 · 21:30 Uhr
[10 Kommentare]
Zwei Menschen in Bad Nauheim erschossen
Bad Nauheim (dpa) - Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Männer in Bad Nauheim ist ein dritter Tatverdächtiger gefasst worden. Bei dem 28-jährigen Mann handele es sich um den mutmaßlichen Schützen und einen Bruder der bereits zuvor gefassten beiden Tatverdächtigen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft Gießen mitteilten. Der Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Friedberg habe Haftbefehl wegen des […] (00)
vor 1 Minute
Genetik: Die DNA des Menschen mutiert schneller als gedacht
Im Laufe des Lebens eines Menschen mutiert das Erbgut eines Menschen — entweder durch Zufall oder durch umweltbedingte Einflüsse wie etwa Chemikalien oder Strahlung. Außerdem werden Mutationen von Eltern an ihre Kinder vererbt. Genetiker: innen haben nun ermittelt, wie vielen individuellen Mutationen unsere DNA im Laufe des Lebens unterworfen ist und welche Regionen im Genom für solche Mutationen […] (00)
vor 2 Stunden
Ein Mann öffnet WhatsApp auf einem Smartphone
Berlin (dpa/tmn) - Mal eben den Text kopieren oder das Bild herunterladen, um es an anderer Stelle zu teilen: Das soll mit einer neuen Funktion in Whatsapp nicht mehr so einfach möglich sein. Wer in Einzel- oder Gruppenchats künftig «Erweiterter Chat-Datenschutz» aktiviert, kann es erschweren, dass Inhalte den jeweiligen Chat verlassen. Konkret werden dann das Exportieren des jeweiligen Chats und […] (00)
vor 1 Stunde
Subnautica 2: Weiteres Gameplay enthüllt – Early-Access-Start noch dieses Jahr!
Bereits im letzten Jahr gab es große Neuigkeiten zu Subnautica 2, als das Spiel seinen ersten Teaser-Trailer veröffentlichte und einige neue Features auf seiner offiziellen Steam-Seite enthüllte. Zum ersten Mal in der Geschichte der Reihe können Spieler gemeinsam eine völlig neue Alien-Welt erkunden, die mit neuen Umgebungen, Geschichten und Gefahren gefüllt ist. Doch Multiplayer ist nicht […] (00)
vor 19 Minuten
DF1 ab sofort auch über Samsung TV Plus empfangbar
DF1 erweitert sein Distributionsnetzwerk und wird Teil von Samsung TV Plus. Der Free-TV-Sender DF1 hat mit Samsung eine Partnerschaft geschlossen, die die Integration in das Portfolio des kostenlosen Streamingdienstes Samsung TV Plus vorsieht. Damit können Samsung-TV-Plus-Nutzer in Deutschland ab sofort DF1 kostenfrei in HD-Qualität empfangen. Samsung TV Plus ist bereits auf Millionen von Samsung Smart-TVs vorinstalliert. Zusätzlich dazu ist […] (00)
vor 1 Stunde
Carlos Alcaraz
Madrid (dpa) - Rund einen Monat vor Beginn der French Open plagt sich der spanische Topfavorit Carlos Alcaraz mit einer Verletzung herum. Wegen Problemen an den Adduktoren sagte der Weltranglisten-Dritte seine Teilnahme am Masters-1000-Turnier in Madrid ab. Alcaraz hatte sich die Verletzung beim Turnier in Barcelona zugezogen, wo er am Sonntag im Finale gegen den Dänen Holger Rune verloren hatte. […] (00)
vor 2 Stunden
Trump, Powell und der letzte Damm
Ein Präsident unter Strom Donald Trump ist zurück – und mit ihm die alte Frage: Wie viel Unabhängigkeit darf eine Notenbank haben, wenn der Präsident sich als CEO der Vereinigten Staaten versteht? Schon während seiner ersten Amtszeit machte Trump keinen Hehl daraus, was er von Zinserhöhungen hält. Jetzt, in seiner zweiten Runde, geht er direkter vor: Jerome Powell, Chef der US-Notenbank, soll […] (00)
vor 19 Minuten
Saarkonjunktur: Keine Trendwende in Sicht - Geschäftslage gibt abermals nach
Saarbrücken, 24.04.2025 (PresseBox) - Die Stimmung in der Saarwirtschaft bleibt auch im April eingetrübt. Eine Trendwende ist nach wie vor nicht in Sicht. Das signalisieren die Meldungen der Unternehmen zur aktuellen Geschäftslage und zu den Erwartungen für die kommenden sechs Monate. So büßte der IHK-Lageindikator 2,3 Punkte gegenüber dem Vormonat ein und liegt mit minus 2,1 Zählern nun wieder […] (00)
vor 1 Stunde
 
Papst Franziskus gestorben - Vatikan
Rom (dpa) - Die Beisetzung von Papst Franziskus wird für Donald Trump wohl ein Moment der […] (08)
Indische Fahne (Archiv)
Neu-Delhi - Nach dem Terroranschlag im indisch kontrollierten Teil Kaschmirs spitzen sich die […] (00)
Dollarschein (Archiv)
München - Der Ökonom und Allianz-Berater Mohamed El-Erian warnt angesichts der Attacken von US- […] (00)
Messerattacke an Bushaltestelle in Hamburg
Hamburg (dpa) - Fast zwei Wochen nach einer Messerattacke auf eine Rollstuhlfahrerin an einer […] (00)
Youri Mulder und Kees van Wonderen
Gelsenkirchen (dpa) - Schalke-Sportdirektor Youri Mulder hat nach der verkündeten Trennung von […] (02)
Xiaomi plant internationale Expansion mit Elektroautos – Entwicklungszentrum in Deutschland
Xiaomi bereitet den Eintritt in den internationalen Automarkt vor. Wie das japanische […] (00)
Die Schwester von Freddie Mercury gab 3 Millionen Pfund aus, um seine Sachen zurückzukaufen.
(BANG) - Die Schwester von Freddie Mercury gab Berichten zufolge 3 Millionen Pfund (3,5 […] (00)
Meta Dienste auf einem Smartphone
Düsseldorf/Berlin (dpa/tmn) - Vom 27. Mai an will Meta öffentliche Informationen und Inhalte […] (00)
 
 
Suchbegriff