Verfahren gegen Ex-VW-Chef Winterkorn vereint – Prozessauftakt im September festgelegt
In Braunschweig ziehen juristische Gewitterwolken auf: Die beiden anhängigen Strafverfahren gegen den ehemaligen Volkswagen-Lenker Martin Winterkorn sollen nun im Rahmen eines einzigen Prozesses verhandelt werden. Wie das zuständige Landgericht verkündete, wird mit dem Auftakt der Hauptverhandlung am 3. September dieses Jahres gerechnet. Das Gericht steuert auf eine juristische Marathonverhandlung zu und hat bis zu 89 Termine anvisiert, die sich bis ins Jahr 2025 erstrecken könnten.
Im Fokus der Anschuldigungen steht nicht weniger als der Vorwurf des Betrugs, der uneidlichen Falschaussage sowie der Marktmanipulation. Winterkorn, der zum Zeitpunkt des Prozessbeginns 77 Jahre alt sein wird, sieht sich mit schwerwiegenden Vorwürfen konfrontiert.
Erst vor einem Monat hatte sich Winterkorn entschieden gegen jegliche strafrechtliche Schuld in Bezug auf die Emissionsmanipulationen von VW ausgesprochen. Im Rahmen einer milliardenschweren zivilrechtlichen Auseinandersetzung mit Investoren behauptete er vor dem Oberlandesgericht in Braunschweig, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe seien nicht stichhaltig.
Volkswagen hatte es unterlassen, in adäquate Abgastechnologien zu investieren, und stattdessen eine betrügerische Taktik verfolgt: Software-Codes, die die Emissionen während der Testläufe künstlich verringerten, sorgten für niedrigere Wertangaben. Im realen Fahrbetrieb jedoch zeigte sich das trügerische Verfahren: Der Ausstoß an Schadstoffen überschritt die Grenzwerte um ein Vielfaches. Winterkorn verwehrte sich gegen die Anschuldigungen und beteuerte, ein früheres Wissen über illegales Vorgehen innerhalb von Volkswagen hätte ihn sofort zum Handeln veranlasst.
Die Dieselaffäre, die wie ein Paukenschlag im September 2015 die Öffentlichkeit erreichte, erzwang Winterkorns Abtritt als Vorstandsvorsitzender des renommierten Automobilherstellers – eine Demission, die er selbst vehement als Schuldeingeständnis zurückwies. Trotz des dadurch entstandenen Imageschadens für Volkswagen und der persönlichen Konsequenzen blieb Winterkorn bei seiner Darstellung: Von den Manipulationen habe er bis zu deren Aufdeckung keine Kenntnis gehabt. (eulerpool-AFX)