Unternehmensinsolvenzen: Gravierende Steigerung trotz Hoffnungsschimmer
Die Sorge vor einer Pleitewelle in Deutschland wächst, da die Zahl der Firmeninsolvenzen im Juli einen deutlichen Anstieg verzeichnete – der stärkste seit Oktober. Vorläufige Daten des Statistischen Bundesamtes weisen auf eine Zunahme von 19,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr hin. Im Mai hatte ein Rückgang der Insolvenzzahlen seit März 2023 Hoffnungen auf eine Trendwende entfacht, die jedoch bereits im Juni ein jähes Ende fand. Ob alle Insolvenzanträge tatsächlich in die offizielle Statistik einfließen, bleibt abzuwarten, denn der Zeitpunkt des Antrags liegt oft Monate zurück.
Jupp Zenzen, Konjunkturexperte bei der DIHK, betont, die anhaltende Wirtschaftskrise führe zu weiteren Insolvenzen, da viele Unternehmen nach zwei Jahren Rezession unter Liquiditätsengpässen leiden. Hinzu kommen Belastungen durch hohe Energiepreise und Bürokratie. Die Wirtschaft benötige dringend umfassende Entlastungen, fordert Zenzen. Gleichzeitig mahnt Christoph Niering vom VID, dass Unternehmen oft zu spät auf strukturelle Veränderungen reagieren. Häufig werde der Fehler darin gesehen, äußere Faktoren wie Zölle oder Energiepreise verantwortlich zu machen, wodurch Sanierungsmaßnahmen unzureichend bleiben.
Besonders betroffen sind kleinere Betriebe, wie das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) berichtet. Im Juli verzeichnete das IWH 1.588 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften – ein Anstieg von 13 Prozent im Vergleich zu 2024 und 64 Prozent mehr als im Durchschnittsjuli von 2016 bis 2019. Dennoch waren aufgrund weniger Großinsolvenzen vergleichsweise wenige Arbeitsplätze von den Pleiten betroffen.
Für das Gesamtjahr wird ein weiterer Anstieg der Insolvenzzahlen erwartet, wie diverse Wirtschaftsauskunfteien prognostizieren. Hintergrund ist einerseits die auslaufende staatliche Unterstützung nach der Corona-Pandemie und andererseits die Herausforderungen durch hohe Energiepreise, Bürokratie und politische Unsicherheiten. Im Mai 2025 meldeten die Amtsgerichte 2.036 beantragte Unternehmensinsolvenzen, was einem Anstieg von 5,3 Prozent zum Vorjahr entspricht. Besonders häufig betroffen waren Unternehmen aus dem Verkehr und der Lagerei, dem Baugewerbe sowie dem Gastgewerbe.

