Europäische Unternehmen im Spannungsfeld der chinesischen Wirtschaftspolitik
Die Wirtschaftspolitik Chinas präsentiert sich zunehmend als Herausforderung für europäische Unternehmen und sorgt laut der EU-Handelskammer für steigende Unsicherheiten. Die Abhängigkeit Europas von seltenen Erden und Nexperia-Chips, die in China produziert werden, wirft Fragen nach der Unabhängigkeit des Kontinents auf. Jens Eskelund, Präsident der Kammer, verdeutlicht in Peking, dass die Dimension von Handel und Sicherheit immer weiter verschwimmt, was zu einem Umdenken bei Regierungen führen könnte.
Im Zuge des Handelsstreits mit den USA im April hat China Exportkontrollen auf seltene Erden und daraus hergestellte Magnete erlassen. Diese Rohstoffe, essenziell für die europäische Industrie, stammen fast ausschließlich aus China und offenbaren Europas Verwundbarkeit. Ein weiterer Konfliktpunkt liegt in den Beziehungen zwischen China und den Niederlanden im Kontext der Firma Nexperia, die Chips für die Autoindustrie fertigt. Die potenziellen Produktionsstopps sorgen dabei für Besorgnis in der Branche.
Laut Eskelund sei die Problematik um seltene Erden ein "Weckruf für Europa" gewesen, der die Gefahr aufzeigt, ein Kollateralschaden internationaler Handelskonflikte zu werden. Der Lieferketten-Bericht der Kammer hebt hervor, dass China weltweit als einzige "Fertigungs-Supermacht" gilt, europäische Firmen jedoch unter Benachteiligungen bei Ausschreibungen und Exportkontrollen leiden.
Europäische Unternehmen stehen vor der Herausforderung, eine Balance zwischen den Vorteilen chinesischer Lieferketten und der Gewährleistung von Flexibilität und Widerstandsfähigkeit zu finden. Immerhin haben 68 Prozent der Unternehmen ihre Abhängigkeit von chinesischen Vorprodukten bestätigt. Inmitten dieser Ungewissheit bietet China mit allgemeinen Exportlizenzen einen Lichtblick, doch bleibt unklar, wann diese gewährt werden.
Jens Eskelund betont, dass seltene Erden und Magnete nur einen kleinen Teil des größeren Problems darstellen. Die Firmen sehen sich nun gezwungen, ihre Strategien anzupassen, indem sie auf Lagerhaltung und Diversifizierung der Zulieferer setzen – Maßnahmen, die jedoch nicht immer zielführend sind, besonders wenn etwa Vorprodukte aus den USA stammen, mit denen China ebenfalls in einem Handelskonflikt steht.

