Investmentweek

Taiwan-Konflikt: Das unberechenbare Mega-Risiko für die Weltwirtschaft

19. Dezember 2024, 10:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Die geopolitische Eskalation um Taiwan könnte die globale Wirtschaft stärker treffen als Pandemie und Finanzkrise zusammen. Deutsche Unternehmen stehen vor einer existenziellen Herausforderung.

Es sind Bilder, die die Welt wachrütteln: 100 Kriegsschiffe patrouillieren vor Taiwans Küste, 50 chinesische Kampfflugzeuge verletzen die Luftraumgrenzen. Chinas jüngstes Militärmanöver zeigt unmissverständlich, was Peking plant – und wie ein Konflikt beginnen könnte.

Der Druck steigt, und die Folgen wären gewaltig: Taiwan ist das Herz der globalen Chipindustrie, ein Schlüssel für weltweite Lieferketten und zentral für die weltweite Logistik. Eine Eskalation um die Insel könnte die globale Wirtschaft härter treffen als die Coronapandemie, die Finanzkrise oder der Ukrainekrieg.

Warum Taiwan für die Welt so wichtig ist

Taiwan, eine Insel mit nur 23 Millionen Einwohnern, hat wirtschaftlich eine gigantische Bedeutung. Zwei Drittel aller Halbleiter weltweit stammen aus taiwanischen Fabriken, bei den modernsten Chips, die in Smartphones, Autos und Hochleistungsrechnern stecken, sind es sogar über 90 Prozent.

Der dominierende Produzent: TSMC, der weltgrößte Halbleiterhersteller, der selbst Giganten wie Apple, Nvidia und Intel beliefert.

Nvidia-Chef Jensen Huang brachte es kürzlich auf den Punkt: „Ohne Taiwan brechen weltweit die Lieferketten zusammen.“ Der „Silizium-Schutzschild“ Taiwans schützt die Insel bisher vor einem chinesischen Angriff. Denn auch China selbst hängt von TSMC-Chips ab. Doch wie lange noch?

50 % des globalen Warenverkehrs passiert die Taiwanstraße. Eine Sperrung würde Lieferketten unterbrechen und Milliardenverluste für die Weltwirtschaft bedeuten.

Die ökonomische Dimension: 10 % des Welt-BIP in Gefahr

Bloomberg Economics berechnet den wirtschaftlichen Schaden eines Taiwan-Konflikts auf 10 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts. Zum Vergleich: Die Finanzkrise 2008 führte zu einem Rückgang um etwa 2,5 Prozent, die Pandemie um rund 4 Prozent.

Besonders betroffen wären die asiatischen Volkswirtschaften. Südkorea, Japan und China sind eng mit der taiwanischen Produktion verzahnt.

Doch auch die deutsche Wirtschaft würde massiv leiden: Rund 720 Milliarden Euro setzen Handwerksbetriebe und die Industrie allein in Deutschland jährlich um – und jedes moderne Produktionsnetzwerk braucht Chips. „Halbleiter aus Taiwan sind nicht zu ersetzen, das ist die bittere Wahrheit“, warnt Infineon-Chef Jochen Hanebeck.

Die Taiwanstraße: Nadelöhr der globalen Logistik

Neben den Halbleitern spielt auch die Taiwanstraße eine Schlüsselrolle. Rund 50 Prozent des globalen Warenverkehrs passiert die schmale Meerenge zwischen China und Taiwan. Sollte China diesen Seeweg blockieren oder militärisch kontrollieren, stünde der Welthandel vor massiven Problemen.

„Eine Blockade der Taiwanstraße hätte ähnliche Auswirkungen wie der Suezkanal-Stau 2021 – nur in ungleich größerem Maßstab“, warnt ein Logistikexperte.

Schiffe müssten Ausweichrouten nehmen, was nicht nur Zeit, sondern auch Milliarden kostet. Im Ernstfall könnten nicht nur Lieferungen aus Asien stocken, sondern auch europäische Exporte nach China.

Die vage Haltung des designierten US-Präsidenten Donald Trump zur Taiwan-Frage sorgt für Nervosität. Handelszölle statt militärische Verteidigung? Die Weltwirtschaft hält den Atem an.

Deutsche Unternehmen: Abhängigkeit größer als gedacht

Für die deutsche Wirtschaft könnte der Taiwan-Konflikt existenziell werden. Mehr als 10 Prozent der deutschen Auslandsinvestitionen fließen nach China. Im Jahr 2023 summierten sich die deutschen Direktinvestitionen auf knapp 12 Milliarden Euro. Große DAX-Konzerne wie Volkswagen, BASF und Siemens hängen stark von chinesischen Märkten und Produktionsstandorten ab.

„Alle Großunternehmen haben Notfallpläne“, sagt Eva Langerbeck, Leiterin der deutschen Auslandshandelskammer in Taiwan. Doch der Mittelstand? „Für viele kleinere Unternehmen ist das Risiko kaum kalkulierbar.“ Die wirtschaftliche Abhängigkeit von China sei häufig viel größer, als viele Geschäftsführer vermuten.

Die Szenarien: Blockade, Quarantäne, Invasion

Experten unterscheiden drei Eskalationsstufen:

  1. Wirtschaftliche „Quarantäne“: China könnte Handelswege einschränken und Schiffe kontrollieren. Die taiwanische Wirtschaft würde isoliert, ohne dass ein direkter Angriff stattfindet.
  2. Blockade: Ein vollständiger Abriegelungsversuch Taiwans hätte dramatische Folgen. Öl, Gas und lebensnotwendige Güter könnten nicht mehr geliefert werden. Auch die globale Schifffahrt wäre gestört.
  3. Invasion: Ein direkter Angriff auf Taiwan würde Luft- und Seeschlachten auslösen. Der wirtschaftliche Schaden wäre unermesslich, und internationale Sanktionen gegen China kaum vermeidbar.

Schon heute führt China massive Cyberangriffe durch und übt Druck auf Unternehmen aus, Taiwan offiziell als Teil Chinas anzuerkennen. Apples CEO Tim Cook etwa hat mehrfach versichert, Peking nicht zu verärgern – ein klarer Beleg, wie mächtig Chinas wirtschaftlicher Hebel ist.

Trump und die neue Unsicherheit

Die USA sind Taiwans stärkster Rückhalt. Noch-Präsident Joe Biden hat mehrfach zugesichert, die Insel militärisch zu verteidigen. Doch was passiert unter Donald Trump?

Trumps Haltung zu Taiwan schwankt zwischen wirtschaftlicher Abschreckung und vager Unterstützung. Sein künftiger Außenminister Marco Rubio gilt als China-Falke, doch Trump selbst erklärte einst, er wolle China mit Handelszöllen statt Waffen stoppen.

Finanzen / Global
[InvestmentWeek] · 19.12.2024 · 10:00 Uhr
[0 Kommentare]
bitcoin, coin, icon, symbol, logo, bitcoin logo, currency, cryptocurrency, bitcoin, bitcoin, bitcoin, bitcoin, bitcoin, bitcoin logo, bitcoin logo, bitcoin logo
Wissenswertes: Solana bleibt bei 140$ stehen und ETF-Flüsse verändern die Liquidität, während die Volumen auf dezentralen Börsen (DEX) nachlassen. Geld beginnt in Projekte mit echten Narrativen oder strukturellen Verbindungen zur Bitcoin-Liquiditätsbasis zu fließen. Bitcoin Hyper bringt SVM-gestützte Smart Contracts und ultraschnelle Ausführung zu Bitcoin, um DeFi und dApps für BTC- […] (00)
vor 49 Minuten
Guthaben-Karten für Streaming-Dienste (Archiv)
Los Angeles - Netflix hat angekündigt, Warner Bros. für einen Unternehmenswert von etwa 82,7 Milliarden Dollar zu übernehmen. Die Transaktion soll nach der Abspaltung der Global Networks Division von Warner Bros. Discovery, Discovery Global, abgeschlossen werden, die für das dritte Quartal 2026 geplant ist, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Die Übernahme soll Netflix` Produktionskapazitäten […] (00)
vor 31 Minuten
Ed Sheeran hat 'noch eine große Tour' in sich, bevor er sesshaft wird.
(BANG) - Ed Sheeran hat "noch eine große Tour" in sich, bevor er sesshaft wird. Der 34-jährige 'Shape of You'-Star gehört zu den erfolgreichsten Live-Künstlern der Welt. Doch nach Jahren ständiger Reisen möchte er künftig mehr zu Hause sein, wenn seine Töchter Lyra (5) und Jupiter (3) eingeschult werden. Er denkt sogar darüber nach, in seiner Heimatstadt Ipswich ein eigenes Venue zu bauen, um dort […] (00)
vor 1 Stunde
Netflix
Los Angeles (dpa) - Der Streaming-Riese Netflix übernimmt das Hollywood-Urgestein Warner Brothers. Nach der Abspaltung des Warner-Geschäftsbereichs Discovery Global kauft Netflix den Medienkonzern für knapp 82,7 Milliarden US-Dollar (rund 71 Mrd Euro), wie Netflix mitteilte. Netflix bietet demnach 27,75 Dollar je Aktie von Warner Bros. Discovery. Der Abschluss wird nach der geplanten Ausgliederung […] (00)
vor 26 Minuten
Endlich ein Termin! Replaced erscheint am 12. März 2026 für Xbox, PC & Game Pass
Eine schier endlose Odyssee durch den Kalender der Verschiebungen findet endlich ihren langersehnten Abschluss. Sad Cat Studios, die kreativen Köpfe hinter einem der wohl visuell beeindruckendsten Projekte der letzten Jahre, haben das Schweigen gebrochen. Der 12. März 2026 ist jener Tag, den sich Ästheten und Action-Fans gleichermaßen rot im Terminkalender markieren müssen. Dann nämlich erscheint […] (00)
vor 32 Minuten
Skeet Ulrich stellt klar, dass er in 'Scream 7' nicht mitspielen wird.
(BANG) - Skeet Ulrich stellt klar, dass er in 'Scream 7' nicht mitspielen wird. Der 55-Jährige verkörperte im Original von 1996 den Killer Billy Loomis – eine Hälfte des ersten Ghostface-Duos. Aber während mehrere frühere Co-Stars für Teil 7 zurückkehren, erklärte Ulrich nun, dass er nicht zum Cast gehört. Gegenüber der Zeitung 'New York Post' sagte er: "Ich bin nicht beteiligt. Ich bin aber […] (00)
vor 1 Stunde
Vor dem Großen Preis von Abu Dhabi
Abu Dhabi (dpa) - Lando Norris hat sich vor der möglichen Krönung zum neuen Formel-1-Weltmeister mit der schnellsten Runde im ersten Freien Training eingestimmt. Der 26 Jahre alte Brite, der bei einem Podiumsplatz am Sonntag (14.00 Uhr MEZ/Sky) beim Großen Preis von Abu Dhabi als neuer Champion feststehen würde, schlug den WM-Zweiten und Titelverteidiger Max Verstappen im Red Bull um die Winzigkeit von acht […] (00)
vor 2 Stunden
Die Zukunft denkt KI – denken Sie mit!
München, 05.12.2025 (lifePR) - Künstliche Intelligenz verändert in rasantem Tempo, wie wir denken, arbeiten und entscheiden – in jedem Berufsfeld. Doch eines ist klar: Nur wer KI wirklich versteht, steuern und verantwortungsvoll einsetzen kann, bleibt auch in Zukunft handlungsfähig und wettbewerbsstark. Deshalb lohnt sich jetzt ein genauer Blick auf das Zertifikats-KI-Online-Lernprogramm […] (00)
vor 1 Stunde
 
Diese fünf Qualitätsaktien gelten trotz Rally als unterbewertet
Die Auswahlkriterien Gesucht wurden Unternehmen mit stabil wachsendem Ebit, hohem operativem […] (00)
Wie deutsche Autobauer vom Ende des Verbrenner-Verbots profitieren
Rückkehr der Technologieoffenheit Die EU will ab 2035 doch Neuwagen zulassen, die nicht rein […] (00)
bitcoin, cryptocurrency, money, currency, digital, electronic, virtual, internet, finance, crypto currency, block chain, brown money, brown finance, brown internet, brown digital, bitcoin, bitcoin, bitcoin, bitcoin, bitcoin, cryptocurrency, cryptocurrency
Wichtige Informationen: Bitcoin-Händler reduzieren den Hebel, da der Risikoappetit abkühlt und […] (00)
Robbenbaby in einer Bar in Neuseeland
Wellington (dpa) - Ein ungewöhnlicher Gast hat die Besucher eines Pubs in Neuseeland […] (00)
Sabrina Carpenter
(BANG) - Sabrina Carpenter sagt, dass das Cover ihres Albums 'Man's Best Friend' dazu gedacht […] (00)
Bissell – Die besondere Geschenkidee: Technologie, die Zeit schenkt
In der schönsten Zeit des Jahres dreht sich alles um stimmungsvolle gemeinsame Momente, […] (00)
«Die Tote vom Eiskeller» erscheint schon im Januar
Die dreiteilige True-Crime-Reihe rekonstruiert einen aufsehenerregenden Fall, der zwei Familien zerstörte. […] (00)
The God Slayer: Pathea Games enthüllt düsteres Steampunk-Epos gegen tyrannische Götter
Wer an das Entwicklerstudio Pathea Games denkt, hat vermutlich sofort idyllische Bilder von […] (00)
 
 
Suchbegriff