Spionageverdacht in Deutschland: Neue Dimension hybrider Bedrohungen
Die Ermittlungen in einem mutmaßlichen Spionagefall für Russland, der zu Festnahmen in Köln, Konstanz und der Schweiz geführt hat, stehen noch am Anfang. Dies betonte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU), der sich besorgt über die mögliche Ausweitung des Falls zeigte. "Ich bin mir nicht sicher, ob das alles ist", so Reul in Düsseldorf. "Es ist nicht zu Ende. Es könnte noch einen zweiten, dritten oder vierten Vorfall geben." Die Bedrohung sei ernst zu nehmen, unterstrich er.
Laut den ersten Erkenntnissen sollen die Verdächtigen geplant haben, bis spätestens Ende März 2025 Anschläge auf Gütertransporte in Deutschland durchzuführen. Geplant waren Brand- und Sprengstoffanschläge, die mutmaßlich im Auftrag russischer staatlicher Stellen begangen werden sollten. Die Strategie involvierte den Versand von Paketen mit Brand- und Sprengvorrichtungen, welche auf dem Weg in die Ukraine zur Detonation kommen sollten.
Ein Festgenommener, ein Ukrainer, wurde am 9. Mai in Köln gefasst. Er hatte bereits zwei Testsendungen mit GPS-Trackern verschickt, um geeignete Transportwege auszukundschaften. Reul machte deutlich, dass es sich hier um schwerwiegende Anschuldigungen handele, die die neue Art hybrider Bedrohungen selbst in Nordrhein-Westfalen vor Augen führten.
Die russischen Geheimdienste agierten zunehmend risikofreudiger und aggressiver, erläuterte Reul. Es bedürfe keineswegs ausgebildeter Agenten der alten Schule mehr; es genüge, Personen für geringes Geld anzuheuern. Dies sei der erste Eindruck, den die Ermittlungen bisher vermitteln. Russland übe Druck aus, wolle Deutschland destabilisieren und Schaden anrichten. Die Angriffe richteten sich sowohl gegen staatliche Institutionen als auch gegen kritische Infrastrukturen, die Privatwirtschaft und einzelne Personen.