SAP-Aktie erholt sich – doch Cloud-Schwäche und neue US-Klage halten den Druck hoch
Rückschlag am Aktienmarkt
SAP zählt 2025 zu den schwächeren DAX-Werten. Rund 14 % hat die Aktie seit Jahresbeginn verloren – ein für den Softwarekonzern selten schwacher Jahresverlauf. Am Mittwoch rutschte das Papier intraday bis auf 203,65 Euro und damit auf ein neues Jahrestief. Erst zum Handelsschluss gelang eine technische Gegenbewegung auf 206,70 Euro.
Viele Anleger nehmen SAP derzeit in Sippenhaft für die Korrektur der US-Techwerte. Sinkende Kurse bei Microsoft, Salesforce oder ServiceNow strahlen zunehmend auf europäische Softwarewerte aus – selbst dann, wenn die fundamentale Lage stabil bleibt.
Unsicherheiten im Cloud-Geschäft
Neben dem schwachen Marktumfeld belastet aber auch die operative Entwicklung. SAP hatte zuletzt die eigenen Erwartungen für das Cloud-Wachstum nach unten korrigieren müssen. Besonders die Nachfrage nach einzelnen Modernisierungspaketen blieb hinter den Prognosen zurück. Für Investoren ist das ein Warnsignal, denn das Cloudgeschäft gilt als wichtigster Wachstumstreiber der kommenden Jahre.
Dass SAP weiterhin hohe Investitionen in KI, Business-AI-Suite und Integrationsplattformen plant, beruhigt zwar viele Analysten – doch kurzfristig lasten die reduzierten Ausblicke klar auf dem Kurs.
Brisante Klage aus den USA
Zusätzlichen Druck bringt eine überraschend scharfe Klage von o9 Solutions. Der US-Spezialist für KI-gestützte Supply-Chain-Planung wirft SAP vor, Geschäftsgeheimnisse kopiert und unrechtmäßig für eigene Produkte genutzt zu haben.
Laut Klageschrift sollen drei ehemalige o9-Manager vor ihrem Wechsel zu SAP zehntausende vertrauliche Dateien heruntergeladen haben – darunter technische Architekturpläne, Roadmaps, Vertriebsstrategien und interne Forschungsdaten.
o9 behauptet, SAP habe diese Informationen genutzt, um die eigenen Enterprise-Planning-Lösungen so umzubauen, dass sie o9s Plattform ähneln – mit dem Ziel, Marktanteile abzugreifen. Das Unternehmen fordert Schadensersatz und ein Verbot der weiteren Nutzung der Daten.
Für SAP ist der Fall heikel: Der Konzern kämpft ohnehin mit starkem Wettbewerb, Preisdruck und Berichten über abwandernde Kunden. Eine Klage wegen mutmaßlicher Geheimnisverletzungen kommt strategisch zur Unzeit.
Was die Klage für SAP bedeuten könnte
Juristisch droht SAP möglicherweise ein langwieriger Prozess. Reputativ ist der Schaden aber jetzt schon spürbar – gerade im US-Markt, wo SAP mit der KI-Strategie verstärkt wachsen möchte. Analysten betonen, dass SAP solche Vorwürfe sehr ernst nehmen muss, um nicht ins Visier weiterer Wettbewerber zu geraten.
Anleger hoffen derweil auf schnelle Klarstellung: Sollte sich der Vorwurf als unhaltbar erweisen, könnte sich die Aktie rasch erholen. Andernfalls droht ein weiterer Belastungsfaktor für das ohnehin schwierige Börsenjahr.


