Russlands Atomkreuzer "Admiral Nachimow": Teure Modernisierung mit fraglichem Nutzen
Der russische Atomkreuzer "Admiral Nachimow" ist nach fast drei Jahrzehnten der Inaktivität und einer aufwendigen Modernisierung wieder in See gestochen. Das Schiff der Kirow-Klasse, ursprünglich in den 1980er-Jahren in der Sowjetunion gebaut, gilt als eines der mächtigsten Kriegsschiffe der Welt. Doch trotz der enormen Investitionen und der beeindruckenden technischen Daten stellt sich die Frage, ob dieses Prestigeprojekt der russischen Marine mehr als nur ein Symbol der Stärke ist.
Ein Gigant kehrt zurück aufs Meer
Am 18. August 2025 lief die "Admiral Nachimow" erstmals seit 1997 wieder aus, um Seetests durchzuführen. Das 28.000 Tonnen schwere Schiff, angetrieben von zwei Atomreaktoren, wurde in den letzten Jahrzehnten in der Werft Sewmasch in Sewerodwinsk umfassend überholt. Die Kosten für die Restaurierung und Modernisierung werden auf über 200 Milliarden Rubel geschätzt, was umgerechnet etwa zwei Milliarden Euro entspricht. Ziel war es, den Kreuzer in eine moderne schwimmende Raketenfestung zu verwandeln, die als Flaggschiff der russischen Nordflotte dienen könnte.
Die technischen Daten des Kreuzers sind beeindruckend. Mit einer Länge von 252 Metern und einer Besatzung von über 700 Mann ist die "Admiral Nachimow" ein Koloss auf See. Nach der Modernisierung soll das Schiff mit bis zu 174 Raketen ausgestattet werden, darunter moderne Zirkon-Hyperschallraketen, die als besonders schwer abzuwehren gelten. Diese Bewaffnung macht den Kreuzer theoretisch zu einer ernstzunehmenden Bedrohung.
Zweifel an der strategischen Relevanz
Trotz der imposanten Zahlen und der offiziellen Darstellung als Zeichen maritimer Stärke gibt es erhebliche Zweifel an der tatsächlichen Einsatzfähigkeit des Schiffes. Experten sehen in der "Admiral Nachimow" weniger eine moderne Waffe als vielmehr ein Prestigeobjekt, das vor allem politische und symbolische Zwecke erfüllt. Die russische Regierung unter Präsident Wladimir Putin scheint mit dem Projekt ein Signal an die Nato und andere westliche Staaten senden zu wollen.
Ein Kritikpunkt ist die Verwundbarkeit des Kreuzers. Aufgrund seiner Größe und des hohen Profils gilt das Schiff als leichtes Ziel für moderne Waffensysteme wie Drohnen oder Präzisionsraketen. Zudem stammt die Grundkonstruktion aus einer älteren Ära der Kriegsführung, was Fragen zur Anpassungsfähigkeit an aktuelle Bedrohungen aufwirft. Die hohen Kosten der Modernisierung stehen ebenfalls im Fokus der Kritik, da diese Mittel auch in andere, möglicherweise effektivere Projekte hätten fließen können.
Technische Details und Herausforderungen
Die Modernisierung der "Admiral Nachimow" umfasste nicht nur die Bewaffnung, sondern auch die Erneuerung der elektronischen Systeme und der Antriebstechnik. Dennoch gab es während der langen Werftzeit immer wieder Verzögerungen und Berichte über technische Probleme. Einige Beobachter vermuten, dass nicht alle Systeme vollständig auf den neuesten Stand gebracht werden konnten, was die Einsatzbereitschaft beeinträchtigen könnte.
Die wichtigsten Fakten zur "Admiral Nachimow"
- Baujahr: Ursprünglich 1986 in Dienst gestellt.
- Modernisierungsdauer: Fast 28 Jahre, seit 1997 außer Dienst.
- Antrieb: Zwei Atomreaktoren für nahezu unbegrenzte Reichweite.
- Bewaffnung: Geplante Ausstattung mit 174 Raketen, inklusive Hyperschallwaffen.
- Kosten: Über 200 Milliarden Rubel für die Überholung.
Symbolik statt Strategie?
Die Wiederinbetriebnahme der "Admiral Nachimow" wird in Russland als Erfolg gefeiert, doch die Diskussion über den tatsächlichen Nutzen bleibt offen. Während das Schiff auf dem Papier beeindruckend wirkt, sehen viele Experten darin eher ein Relikt vergangener Zeiten, das in modernen Konflikten kaum eine zentrale Rolle spielen dürfte. Ob der Kreuzer tatsächlich als Flaggschiff der russischen Marine eine Renaissance erlebt oder lediglich als teures Symbol dient, wird sich in den kommenden Jahren zeigen müssen.

