Potenzieller Bieterwettstreit erschüttert Bergbauindustrie – BHPs Begehrlichkeiten treffen auf Anglo American
Der britische Bergbaukonzern Anglo American steht möglicherweise vor einer Zukunft als Teil eines größeren Konglomerats. Nicht lange ist es her, dass das unsolicited Übernahmeangebot von BHP in Höhe von 31 Milliarden Pfund aufgetaucht ist, welches allerdings von Anglo American als „höchst unattraktiv“ zurückgewiesen wurde. Doch Marktbeobachter sind überzeugt, dass BHP nicht so schnell aufgeben und mit einem verbesserten Angebot zurückkehren wird, während andere Mitbewerber ebenfalls ihre Fühler nach einer Übernahme oder Teilakquise des Unternehmens ausstrecken könnten.
Analysten und Investoren bringen vor allem Rio Tinto und Glencore als mögliche Rivalen im Übernahmekampf ins Spiel. Aber auch nordamerikanische Konkurrenten wie Barrick Gold unter der Führung von Mark Bristow sowie weitere Schwergewichte wie Vale, Vedanta Resources und chinesische Akteure wie Zijin Mining könnten Interesse an Anglo American zeigen.
Besondere Aufmerksamkeit erhält Glencore, dessen CEO Gary Nagle zweifellos die Geschäftsaussichten von Anglo genau prüft. Die Kultur von Glencore, das Portfolio bestehender Anlagen zu erweitern, könnte eine entscheidende Triebkraft für ein Angebot sein. Viele der Minen von Anglo American könnten eine sinnvolle Ergänzung für das Portfolio von Glencore sein, insbesondere hinsichtlich des fast paritätischen Anteils an der begehrten Collahuasi-Kupfermine in Chile und weiterer Interessen in Südafrika.
Während BHP an einer Abspaltung des Kumba-Eisenerzgeschäfts in Südafrika interessiert sein soll, bevor eine Übernahme stattfindet, könnte Glencore dies nahtlos in die eigenen südafrikanischen Aktivitäten integrieren. Glencore steht zudem im Begriff, die Kohlebranche von Teck Resources im Wert von 9 Milliarden Dollar zu übernehmen, was die Frage aufwirft, wie ein Deal mit Anglo die Firmenstruktur beeinflussen würde.
Für Rio Tinto, das sich primär auf profitable Eisenerzgewinnung in Westaustralien konzentriert und auf weiterführende Diversifikation aus ist, könnte eine Akquise von Anglo American ebenso attraktiv sein. Dabei könnte Rio auch das Diamantgeschäft von Anglo – inklusive De Beers – besser eingliedern, da es bereits im Diamantensektor aktiv ist.
Barrick Gold, mit dem zielstrebigen Bristow an der Spitze, strebt derweil eine Erweiterung seiner Kupferaktivitäten an, was eine Beteiligung an Anglo zusätzlich interessant machen könnte. Für Vale, das bereits seine eigene Basis-Metallsparte unter Leitung des ehemaligen Anglo Chefs Mark Cutifani neu strukturiert hat, könnte ebenfalls eine gezielte Übernahme von Anglo oder einigen seiner Einzelminen reizvoll sein.
Unterdessen könnten chinesische und indische Bergbauunternehmen, getrieben von dem Wunsch, die Kontrolle über Kupfer- und Eisenerzminen zu erlangen, ebenfalls auf den Plan treten und entweder das Angebot von BHP überbieten oder einzelne Vermögenswerte von Anglo in Anspruch nehmen wollen.
Auf Anfragen bezüglich einer Stellungnahme haben sich Rio, Glencore, Barrick und Vale bisher nicht geäußert. Vedanta und Zijin wurden um einen Kommentar gebeten. (eulerpool-AFX)
