Innovation im Versicherungswesen: GDV legt neues Konzept für Hochwasserschutz vor
Die deutschen Versicherer unternehmen einen innovativen Vorstoß zur Verbesserung des Versicherungsschutzes von hochwassergefährdeten Gebäuden, während sie parallel die Einführung einer obligatorischen Überschwemmungsversicherung zu verhindern suchen. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat jüngst ein Konzept vorgestellt, das es ermöglichen könnte, über 400.000 besonders gefährdete Häuser effektiv abzusichern, indem Hausbesitzern dennoch die Möglichkeit eingeräumt wird, diese Versicherung abzuwählen. Dieser Vorschlag wurde strategisch am Vortag der Ministerpräsidentenkonferenz, bei der auch Bundeskanzler Friedrich Merz zugegen sein wird, publik gemacht.
Den Anstoß für das Konzept bildet der zunehmende Druck seitens der Bundesländer, die nicht länger in der Lage sind, die immensen finanziellen Lasten großer Überschwemmungen aus den eigenen Kassen zu tragen. Die Versicherungsbranche ist ihrerseits besorgt, dass eine Pflichtversicherung die Kosten für alle Haus- und Wohnungsbesitzer bedeutend erhöhen würde, da dies auch Bewohner sicherer Gebiete finanziell belasten könnte.
Das Herzstück des vorgestellten Plans ist ein neu zu gründender Rückversicherer, Elementar Re, der es Erstversicherern wie Allianz, Generali oder Axa ermöglicht, Risiken von schwer versicherten Häusern auszulagern. Zusätzlich soll ein Sicherungsfonds geschaffen werden, um Schadenshöhen bis zu 30 Milliarden Euro abzudecken. Sollte es zu Extremschäden kommen, die diesen Betrag übersteigen, würde die Verantwortung auf den Staat übergehen.
Ziel dieses jedermann zugänglichen Elementarschutzes ist es, die bestehende Versicherungslücke zu schließen, da bislang nur 57 Prozent der Wohngebäude in Deutschland Elementarschäden abdecken. Das Modell erlaubt zudem, dass Versicherungsnehmer sich entschieden auch aktiv gegen diesen Schutz entscheiden können, in dem Bewusstsein, dann auf staatliche Hilfen zu verzichten.
Vor allem im Hinblick auf die Bauleitplanung wurden in den letzten Jahren vermehrt Baugrundstücke in risikobehafteten Überschwemmungsgebieten ausgewiesen, was angesichts der politischen Diskussion eine gewisse Brisanz bekommt. Obwohl die Regierungsparteien Union und SPD die Notwendigkeit einer flächendeckenden Elementarversicherung anerkennen, wurde ein Bauverbot in risikoreichen Gebieten nicht beschlossen. Im Koalitionsvertrag wird lediglich eine Sensibilisierung der Planungsträger für ihre Verantwortung angestrebt.
Im Hinblick auf die Planungssicherheit für die Kommunen enthält die politische Agenda zudem die Überlegung, die Staatshaftungsregeln präziser zu gestalten, um möglicherweise unbedachte Planungen zu sanktionieren.

