IG Metall fordert konkrete Maßnahmen für klimaneutralen Umbau der deutschen Industrie
Die IG Metall hat ein umfassendes Konzept für den klimaneutralen Umbau der deutschen Industriegesellschaft gefordert. Um die Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig Industrie und Arbeitsplätze zu stärken, solle eine 'Transformationskommission' ins Leben gerufen werden. Dies schlug der Vize-Vorsitzende Jürgen Kerner in Frankfurt vor. Neben Bund und Ländern sollten sich auch Unternehmen und die IG Metall selbst an der Kommission beteiligen. Jürgen Kerner warnte vor einer De-Industrialisierung, wenn der Umbau nicht erfolgreich umgesetzt werde und bezeichnete das Jahr 2024 als entscheidend für die Industrie. Die IG-Metall-Chefin Christiane Benner betonte, dass die Beschäftigten eine klare Perspektive benötigten, um Politikverdrossenheit vorzubeugen. Sie äußerte sich zuversichtlich über wichtige industrielle Neuansiedlungen in der Batteriefertigung und Halbleiterproduktion. Gleichzeitig warnte sie vor Standortschließungen und Verlagerungen, die ganze Regionen betreffen. Benner appellierte auch an die Kapitalseite, mehr Zuversicht in den deutschen Standort zu setzen. Die Gewerkschaft kritisierte die Ampel-Koalition, die laut Benner 'kleinteiliges, teils dogmatisches Handeln' an den Tag lege. Die Regierung müsse im Jahr 2022 endlich einen großen Wurf wagen. Die IG Metall geht davon aus, dass für die Transformation hohe staatliche Investitionen im Umfang von 500 Milliarden Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren notwendig sind. Dafür schlug Benner entweder die Schaffung eines Sondervermögens oder eine Abschaffung beziehungsweise Reform der Schuldenbremse vor. Trotz gestiegener Eintrittszahlen hat die IG Metall im vergangenen Jahr netto Mitglieder verloren. Zum Jahresende waren 2.136.326 Menschen bei der Gewerkschaft registriert, das sind rund 10.000 weniger als im Vorjahr. Die Jahresbilanz zeigt allerdings auch, dass im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum von zehn Prozent bei den Neumitgliedern zu verzeichnen war. Die Mitgliedsbeiträge summierten sich auf einen Rekordwert von 620 Millionen Euro im Jahr 2023. In der Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie, die im Herbst stattfindet und rund 3,9 Millionen Beschäftigte betrifft, wird die IG Metall voraussichtlich neben Lohnerhöhungen weitere Wahlmöglichkeiten zur individuellen Arbeitszeitverkürzung fordern. Eine Mitgliederbefragung im Frühsommer soll Aufschluss darüber geben. Bisher eingeführte Wahlmöglichkeiten beim tariflichen Zusatzgeld seien sehr beliebt, so dass 50 bis 60 Prozent der Berechtigten zusätzliche freie Zeit gewählt hätten. IG Metall fordert mehr gesetzlichen Schutz bei Betriebsratsgründungen und eine erweiterte Mitbestimmung bei Strategiefragen. Die Gewerkschaft will außerdem die Tarifbindung stärken und mehr Demokratie im Betrieb ermöglichen. Die IG Metall lehnt Änderungen am Streikrecht ab und betont, dass das Streikrecht ein demokratisches Recht sei, das den Gewerkschaften und Beschäftigten ermögliche, ihre Interessen durchzusetzen. (eulerpool-AFX)

