Ifo-Geschäftsklima enttäuscht: Deutsche Wirtschaft hadert mit Erholung
Die Chefetagen der deutschen Wirtschaft zeigen sich unerwartet pessimistisch. Der Ifo-Geschäftsklimaindex, ein bedeutendes Barometer der deutschen Konjunktur, ist im November um 0,3 Punkte auf nunmehr 88,1 Punkte gesunken, wie das Münchner Ifo-Institut berichtet. Analysten hatten hingegen mit einem leichten Anstieg gerechnet. Gemäß Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts, zweifeln die Entscheidungsträger an einer baldigen wirtschaftlichen Erholung. Ökonomen führen die trüben Aussichten auf die Unsicherheit zurück, ob die staatlichen Milliardeninvestitionen tatsächlich der Infrastruktur und Verteidigung zugutekommen. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, bemängelt, dass viele Mittel nicht in zusätzliche Investitionen fließen, sondern für anderweitige Ausgaben verwendet werden, was das vom Bund aufgelegte Infrastrukturprogramm weniger attraktiv erscheinen lässt.
Der Ifo-Index hat sich zwar im Jahresverlauf verbessert, jedoch signalisieren die aktuellen Zahlen ein lediglich schwaches Wachstum für die deutsche Wirtschaft. Von einer Konjunktureuphorie für 2026 kann keine Rede sein. Der Chefökonom der Dekabank, Ulrich Kater, erwartet gemeinsam mit anderen Instituten, Banken und der Bundesregierung eine bis zu einprozentige Belebung im nächsten Jahr. Doch die Unternehmen selbst bleiben skeptisch und erwarten kaum Bewegung. Der Rückgang des Ifo-Index ist insbesondere auf eine pessimistischere Einschätzung der künftigen Geschäfte in den Industriebetrieben zurückzuführen. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer warnte vor stagnierenden Auftragseingängen und sieht die Konjunktur im kommenden Jahr nur durch das Schuldenpaket gestützt. Gleichwohl bewerteten 9.000 befragte Unternehmen ihre aktuelle Lage etwas besser als im Vormonat. Auch der Dienstleistungsbereich, besonders die Tourismusbranche, zeigt sich erfreulicher gestimmt. Jedoch verzeichneten der Handel und das Baugewerbe Rückgänge, wobei der Einzelhandel einen enttäuschenden Start ins Weihnachtsgeschäft erlebte und die Nachfrage im Bauwesen schwach bleibt.
Trotz eines leichten Anstiegs zu Jahresbeginn, gefolgt von einer Stagnation im Sommer, befindet sich die deutsche Wirtschaft in der Krise. Ökonomen prognostizieren für 2025 nur marginales Wachstum. Die Bundesbank hofft auf eine leichte Erholung zum Jahresende, bevor Milliardenausgaben im kommenden Jahr ein spürbares Wachstum bringen sollen. Der exportgetriebenen deutschen Wirtschaft machen die erhöhten US-Zölle zu schaffen. Auch das Chinageschäft und der Konkurrenzdruck, beispielsweise bei Elektroautos, hemmen das Wachstum. Zudem dämpfen die gestiegenen Lebensmittelpreise den Konsum, und viele Verbraucher planen, im Weihnachtsgeschäft sparsamer zu agieren.

