Guttenberg stockt Eingreifkräfte in Kundus auf

Kundus (dpa) - Angesichts der verschärften Sicherheitslage im nordafghanischen Kundus stockt Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg die Eingreifkräfte der Bundeswehr dort deutlich auf.

Bei seinem ersten Truppenbesuch in Kundus sagte Guttenberg am Freitag, Mitte Januar komme eine zusätzliche Einsatzkompanie mit 120 Soldaten in die Unruheregion. Die Truppen verstärken die dort bereits stationierten 450 Eingreifkräfte - also jene Soldaten, die sich im Ernstfall Gefechte mit den Taliban liefern. Guttenberg sagte vor seiner Rückreise nach Berlin: «Hier ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen.» Im Wiederaufbauteam in Kundus sind derzeit rund 1100 Soldaten stationiert, davon 1000 Deutsche und 100 Belgier.

Guttenberg war am Freitagmorgen zu einem aus Sicherheitsgründen nicht angekündigten Besuch in Kundus eingetroffen. Der Minister wollte sich ein Bild von der Lage in der Region machen, wo am 4. September auf Befehl eines deutschen Obersts zwei von den Taliban gekaperte Tanklastwagen bombardiert wurden. Dabei kamen nach Angaben der NATO bis zu 142 Menschen ums Leben - Aufständische, aber auch Zivilisten. Guttenberg war am Donnerstag zu seinem ersten Besuch nach Kabul gereist. Der erste Besuch des neuen Verteidigungsministers in Afghanistan fand unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt.

Guttenberg hatte am Donnerstagabend in einer Rede vor Soldaten im Bundeswehr-Feldlager im nordafghanischen Masar-i-Scharif gesagt: «Afghanistan wird uns sicher noch eine Weile fordern.» Der Einsatz müsse in «absehbarer Zeit auch einmal verzichtbar sein». Dafür müsse Afghanistan aber selbst für seine Sicherheit sorgen können. Die Bundesregierung werde dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai deutlich machen, «dass uns Lippenbekenntnisse nicht genügen».

Zugleich machte der Minister deutlich, dass er eine Bundeswehr bevorzugt, deren Soldaten auf Gefühl achten. Im Soldatenberuf gehe es eben nicht nur darum, «kühl dem Soldatentum als solchem nachzugehen». Emotionen spielten eine wesentliche Rolle. Für ihn selbst sei sein neues Amt ein «Herzensanliegen». Der deutschen Bevölkerung müsse vermittelt werden, dass Soldaten ihren Beruf mit «hoher Professionalität, aber auch mit Herz reißen». Die Soldaten seien Botschafter des Landes. «Ich glaube, dass unser gemeinsames Vaterland auf Sie stolz sein kann. Ich bin es zumindest», betonte der Minister.

Einen Tag nach Guttenbergs Besuch in Kabul verübten die Taliban in der afghanischen Hauptstadt einen Selbstmordanschlag. Die Internationale Schutztruppe ISAF teilte mit, neun ISAF-Soldaten, zehn zivile Mitarbeiter der Schutztruppe und mehrere afghanische Zivilisten seien verletzt worden. Guttenberg hatte am Donnerstag in Kabul erneut von «kriegsähnlichen Zuständen» in dem Land gesprochen und betont, die Bundesregierung wolle ihr weiteres Engagement mit deutlichen Fortschritten der afghanischen Regierung verknüpfen.

Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, nannte den Afghanistan-Besuch Guttenbergs «ein sehr gutes Signal». Die Korruption in dem Land könne nur bekämpft werden, wenn man die afghanische Regierung - wie Guttenberg es getan hat - dazu mit Nachdruck ermahne, sagte Kirsch der «Nordwest-Zeitung» (Freitag). Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) lobte, dass Guttenberg im Unterschied zu seinen Vorgängern von «kriegsähnlichen Zuständen» in Afghanistan spricht. «Endlich hat einer mal gesagt, was wahr ist», sagte er dem «Hamburger Abendblatt» (Freitag).

Das Königreich ist nach den USA mit 9000 Soldaten der größte Truppensteller in Afghanistan. Die Bundesregierung will die Obergrenze von 4500 deutschen ISAF-Soldaten bei der Verlängerung des Bundestagsmandats im Dezember nicht erhöhen. Guttenberg hatte bei seinem Afghanistan-Besuch gesagt, eine Entscheidung soll erst nach einer für Ende Januar geplanten Afghanistan-Konferenz gefällt werden.

Konflikte / Bundeswehr / Afghanistan
13.11.2009 · 13:55 Uhr
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