Insiderhandel-Skandal erschüttert Hongkongs Finanzwelt
Ein ehemaliger Banker von Merrill Lynch ist im Zuge eines Insiderhandel-Falls, der das Hedgefonds-Unternehmen Segantii Capital und deren Direktor Simon Sadler, gleichzeitig Eigentümer des Fußballklubs Blackpool, betrifft, ins Visier der Justiz geraten. Gerichtsunterlagen, welche der Financial Times vorliegen, nennen den Banker Tony Psarianos, der zum fraglichen Zeitpunkt im Juni 2017 eine Handelslizenz bei Merrill Lynch in Hongkong innehatte.
Sadler und der ehemalige Segantii-Händler Daniel LaRocca stehen im Verdacht, Insiderinformationen für Transaktionen von Anteilen des Einzelhändlers Esprit genutzt zu haben. Die Anklagepunkte, die im März vor Gericht gebracht wurden, umfassen den Kauf sowie Verkauf von Wertpapieren im Wert von rund 1,2 Millionen US-Dollar durch die Konten von Segantii Capital und UBS Securities Asia. Die Beschuldigten, die vor Kurzem vor Gericht erschienen, haben sich noch nicht zu den Anschuldigungen geäußert und sind gegen Kaution freigelassen worden, während der Fall auf den 12. Juni vertagt wurde. Psarianos ist in diesem Verfahren laut Informationen der Securities and Futures Commission (SFC) nicht angeklagt.
Das Stellen des Angebots sowie das Leerverkaufen von Esprit-Papieren war zentraler Bestandteil des Falls. Es wurden 1,57 Millionen Anteile zu einem Durchschnittspreis von HK$5,25 pro Aktie langfristig verkauft, und weitere 132.000 Anteile wurden zu einem durchschnittlichen Kurs von HK$5,23 leerverkauft. Psarianos war von 2007 bis 2021 bei Merrill Lynch tätig, wie aus seinem LinkedIn-Profil und offiziellen Lizenzdetails der SFC hervorgeht.
Sowohl die SFC als auch UBS und Merrill, die frühere Merrill Lynch, haben bisher keine weiteren Kommentare zu den Anschuldigungen abgegeben. Psarianos selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Segantii betonte jedoch in einer ersten Reaktion, man werde sich entschieden gegen die Vorwürfe verteidigen.
Segantii Capital, 2007 von Sadler gegründet, etablierte sich rasch als einer der bedeutendsten Hedgefonds Asiens mit Vermögenswerten von mehr als 6 Milliarden US-Dollar und Niederlassungen in Hongkong, London und New York. Insbesondere durch Blockhandel, den Verkauf großer Aktienpakete außerhalb des öffentlichen Marktes, um den Aktienkurs des Unternehmens nicht zu gefährden, machte sich die Hongkonger Einheit einen Namen. Diese Praxis geriet nach dem Zusammenbruch von Archegos Capital in die Schlagzeilen, welcher unter anderem einen Handelsverlust von 5,5 Milliarden US-Dollar bei der Credit Suisse nach sich zog. Zuvor hatte die Financial Times berichtet, dass Citigroup und Bank of America den Aktienhandel mit Segantii aufgrund von Bedenken bei Blockhandelswetten ausgesetzt hatten.
Erst im vergangenen Jahr verhängte die südkoreanische Securities and Futures Commission eine Geldstrafe in Höhe von 1,1 Millionen US-Dollar gegen Segantii im Zusammenhang mit „bestimmten Absicherungsgeschäften“ nach dem Kauf von Aktien in einem Blockgeschäft im Oktober 2019.
Im Fall des Insiderhandels von Segantii Capital und Simon Sadler bleibt die Finanzwelt gespannt auf die weiteren Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Praxis des Blockhandels, die transparente Handhabung von Insiderwissen und das entgegengebrachte Vertrauen in die Märkte. (eulerpool-AFX)
