Verteidigung

General Schütt: Russland baut Einfluss in Afrika aus

03. April 2024, 05:33 Uhr · Quelle: dpa
Foto: Michael Kappeler/dpa
Die übergeordnete russische Intention ist nach Bernd Schütts Auffassung «ein Füllen von sicherheitspolitisch relevanten Lücken».
Auslandseinsätze und Nato-Verteidigung sind auch nach der sogenannten Zeitenwende eng verknüpft, ist der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos überzeugt. Großes Problem: der Kampf gegen Drohnen.

Schwielowsee (dpa) - Der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, Bernd Schütt, hat vor einem weiter zunehmenden militärischen Einfluss Russlands in afrikanischen Staaten gewarnt. Dies zeige, dass internationales Krisenmanagement und die Landes- und Bündnisverteidigung verknüpft seien, sagte der Generalleutnant der dpa. «Die Notwendigkeit, beides gleichzeitig militärisch bewältigen zu können, ist eine zentrale Herausforderung, nicht nur für die deutschen Streitkräfte. Eine reine Fokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung nach dem Motto, das Hemd ist näher als die Hose, wird nicht funktionieren.»

Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr hat seinen Sitz in der Henning-von-Tresckow-Kaserne in Schwielowsee bei Potsdam. Die Bundeswehr befindet sich wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sowie nach dem Ende der großen Auslandseinsätze in Afghanistan und Mali inmitten einer Neuausrichtung. Die Verteidigung Deutschlands und der Nato-Partner ist die alte und neue Hauptaufgabe. Es gilt nun, im Einzelfall nach Interessenlage und verfügbaren militärischen Fähigkeiten politisch abzuwägen, wo sich die Bundeswehr engagiert.

Einfluss Schritt für Schritt ausgebaut

«Dabei spielen neben bündnispolitischen natürlich auch geopolitische Fragen eine wesentliche Rolle. Da geht es u.a. um den Zugang zu Weltmärkten und Rohstoffen, um nutzbare Verkehrswege und Freiheit der Meere etc.», sagte Schütt. «Das werden wir nicht ausblenden können.»

Nach den Militärputschen der vergangenen Jahre in Westafrika hat Russland seinen Einfluss Schritt für Schritt ausgebaut und dabei das Engagement westlicher und europäischer Staaten abgelöst. Die russische Präsenz bildet einen Landgürtel, der sich nahezu vom Atlantik bis hin zum Roten Meer ziehen könnte.

«Russland ist militärisch in Burkina Faso und in Mali aktiv. In Niger gibt es Anzeichen für eine beginnende militärische Kooperation», sagte Schütt. «Im Tschad finden Treffen auf politischer Ebene statt. Im Sudan wissen wir noch nicht genau, wie es sich entwickelt. In Libyen sind seit 2016 russische Kräfte aktiv.»

«Russland will sicherheitspolitisch relevante Lücken füllen»

Die übergeordnete russische Intention ist nach seiner Auffassung «ein Füllen von sicherheitspolitisch relevanten Lücken». Schütt sagte: «Dabei geht es nicht darum, die Lage mit einem großen Schlag umzubrechen, sondern stetig zum eigenen Vorteil zu verändern und westlichen Einfluss zurückzudrängen. Dazu nutzt Russland unverzüglich und gezielt das entsprechende Vakuum.»

Dabei sei das militärische Engagement Russlands nicht auf Nachhaltigkeit im westlichen Sinne angelegt, sondern ziele exakt auf eine in den Ländern wahrgenommene Lücke westlichen Engagements. «Was braucht ihr? Ausrüstung? Wird zeitnah geliefert. Kinetische Unterstützung? Wird ohne besondere Auflagen gewährt. Berater? Werden unbürokratisch entsandt. Da ist keine Rede von vernetztem Ansatz und Staatenbildung im westlichen Sinne, die findet so mit Russland nicht statt», sagte der General. Für Deutschland und seine Partner bleibe aus militärischer Sicht eine «Abstützung in der Region» wichtig, wenn es um Aufgaben wie eine im Falle einer Evakuierung eigener Staatsbürger gehe.

Deutlich gewachsene Bedrohung durch Drohnen

Das Einsatzführungskommando hat für Aufgaben in der Landes- und Bündnisverteidigung im vergangenen Jahr bereits einige Änderungen vollzogen und setzt diese nun auch für die Spezialkräfte und andere Bereiche um. «Der Punkt, dass man vorbereitet sein muss, ist ein valider. Dazu üben und erproben wir auch, wie die Truppe in einem solchen Fall national zu führen ist», sagte Schütt. Zum Aufgabenportfolio gehört - wie bei anderen Streitkräften - nun auch wieder das sogenannte «targeting», bei dem mögliche feindliche Ziele gesammelt und auf eine Bekämpfung hin analysiert werden.

Defizite der Bundeswehr macht Schütt vor allem bei der Bekämpfung unbemannter Systeme aus. «Wir sehen eine deutlich gewachsene Bedrohung durch Drohnen. Dinge, die durch die Luft fliegen, die durchs Wasser fahren oder die sich auf dem Boden bewegen, ferngesteuert mit entsprechenden Wirkungsmitteln ausgestattet. Massenweise. Da gibt es Handlungsbedarf in Bezug auf Anpassung der eigenen Einsatzgrundsätze und in Bezug auf Beschaffung», sagte der General. Und: «Das muss jetzt schnell gehen. Für mich sind die zentralen Felder in dem Zusammenhang Flug- und Drohnenabwehr sowie der Einsatz eigener Drohnen.»

Müssen mit «strategischen Überraschungen» rechnen

Kaum möglich sei es, in Zeitlinien zu denken. Zuletzt waren Warnungen lauter geworden, Russland könne schon in den kommenden Jahren bereit für eine Konfrontation mit einem Nato-Land sein. Schütt warnt: «Ich bin definitiv kein Freund davon, in Bezug auf die Bedrohung von selbstgesetzten Zeitlinien auszugehen, von denen man glaubt, dass der Gegner vorher nicht agieren kann. Wir müssen immer mit "strategischen Überraschungen" rechnen. Darauf müssen wir uns strukturell, materiell, personell und verfahrenstechnisch anpassen.»

Der Balkan gilt als eine Region, in der die Nato herausgefordert werden könnte. Das Bündnis hat dort eine besondere Verantwortung übernommen, ohne dass Staaten wie das Kosovo oder Bosnien-Herzegowina der Nato angehören. Ein Angriff oder Aufflammen von Kampfhandlungen könnte aber Bindungskräfte des Westens herausfordern.

«Die Lage im Kosovo hat sich im letzten Jahr deutlich zugespitzt. Jetzt gerade ist es wieder ruhiger, aber alle wissen, dass es unter der Oberfläche gärt», sagte Schütt. «Alle wissen, KFOR ist eine Nato-Mission, also ist die Nato gefordert. Die Frage, wie weit es uns gelingt, den westlichen Balkan zu stabilisieren, ist eine ganz zentrale Frage auch in Bezug auf die Glaubwürdigkeit der Nato.»

Politik / Verteidigung / Konflikte / Bundeswehr / Bernd Schütt / Deutschland / International
03.04.2024 · 05:33 Uhr
[1 Kommentar]
Schweriner Residenzensemble vor Welterbe-Entscheidung
Neu-Delhi/Schwerin (dpa) - Nach der Zustimmung für die Herrnhuter Brüdergemeine hofft auch Schwerin auf den begehrten Unesco-Welterbetitel. Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Kultur, das derzeit im indischen Neu-Delhi tagt, wird voraussichtlich am heutigen Samstag seine Entscheidung bekanntgeben. In der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns, die das Schloss, ergänzt um Teile der […] (00)
vor 27 Minuten
Entrümpelung
Eine Entrümpelung kann aus verschiedenen Gründen notwendig werden: sei es durch einen Umzug, eine Haushaltsauflösung oder einfach das Bedürfnis nach mehr Platz und Ordnung. Doch welche Kosten kommen bei einer professionellen Entrümpelung auf Sie zu? Und wie können Sie die Entrümpelung effizient und kostengünstig durchführen? In diesem Ratgeber erfahren Sie, welche Faktoren die Kosten beeinflussen, welche durchschnittlichen Preise zu erwarten sind […] (00)
vor 10 Stunden
Wenn die Cloud plötzlich nicht erreichbar ist
Kein Zugriff auf gespeicherte Dateien, der Unternehmens-Chat bleibt stumm oder die KI-Tools können plötzlich nicht genutzt werden? Wenn der Cloud-Dienstleister eine Störung hat, steht die Unternehmens-IT oft still. 81 Prozent der Unternehmen in Deutschland nutzen aktuell Cloud Computing. Dabei berichten 4 von 10 (39 Prozent) von einzelnen Ausfällen in den vergangenen zwölf Monaten. 55 Prozent […] (01)
vor 8 Stunden
Redmi Note 13 Pro 5G präsentiert sich im neuen Look
Xiaomi gibt seiner jüngsten Redmi Note Generation einen neuen Anstrich: Mit dem Redmi Note 13 Pro 5G Olive Green ergänzt eine weitere Farbvariante die aktuelle Redmi Note Serie. Zur neuen Redmi Note Generation zählen fünf unterschiedliche Modelle, die jeweils verschiedene Marktsegmente bedienen und sich im Wettbewerb durch eine attraktive Preisgestaltung auszeichnen: das Redmi Note 13 Pro+ 5G, […] (00)
vor 7 Stunden
«The Boys» bekommt ein Prequel
Heute wurde während des Panels der Emmy-gekrönten Serie «The Boys» in der Halle H der San Diego Comic Con bekannt gegeben, dass die Welt von The Boys um Vought Rising, ein Prequel zu «The Boys», mit Jensen Ackles und Aya Cash in den Hauptrollen, erweitert wird. Die aufregende Neuigkeit wurde enthüllt, als Ackles das SDCC-Publikum überraschte, indem er auf die Bühne kam und ein Video von Cash vorspielte. Zu den früheren Spinoffs aus der Welt von […] (00)
vor 8 Stunden
Paris 2024 - Eröffnungsfeier
Paris (dpa) - Frankreich «L'Equipe»: «Grandios» «Libération»: «Trommelwirbel: Zwischen Sabotage von Bahnanlagen am Morgen und Regen am Abend war der Eröffnungstag der Olympischen Spiele chaotisch, aber hat mit einer grandiosen Zeremonie entlang der Seine geendet, die jeglichen Rahmen gesprengt hat.» «Le Figaro»: «Inbrunst und Emotion: Die Eröffnungsfeier von Paris 2024, die von mehr als einer […] (02)
vor 3 Stunden
Profitsteigerung mit Haken bei Unilever
Trotz eines unter den Prognosen liegenden Umsatzwachstums verzeichnet der Konsumgüterriese Unilever eine beeindruckende Steigerung der operativen Margen. Im ersten Halbjahr verbesserte sich diese Kennzahl um bemerkenswerte 250 Basispunkte auf 19,6 Prozent – ein Ergebnis, das die Erwartungen von 18 Prozent klar übertrifft. Hintergründe der Margensteigerung Die positive Entwicklung der Margen ist […] (00)
vor 6 Stunden
Türkei: Die Macht von kurzen tr-Domains im Marketing
Koeln, 26.07.2024 (PresseBox) - Im türkischen Markt sind Domainnamen mit der Endung.com.tr oder bald auch.tr von großer Bedeutung. Suchmaschinen wie Google.com.tr bevorzugen Webseiten mit tr-Domains, was sie für Unternehmen, die in die Türkei exportieren oder dort ansässig sind, unerlässlich macht. Aktuell haben Inhaber von türkischen Domains auf der dritten Ebene wie.com.tr oder.info.tr bis zum 8. August die Möglichkeit, sich eine kurze […] (00)
vor 9 Stunden
 
Sommerreise Baerbock
Berlin (dpa) - Außenministerin Annalena Baerbock hat das Vorgehen der Behörden in Belarus (früher […] (00)
Pollichs Hürdenlauf: Kann er Porsche retten?
Porsche greift durch: Mit der Ernennung von Alexander Pollich zum neuen China-Chef signalisiert […] (01)
Elon Musk
New York (dpa) - Die Tochter von Tech-Milliardär Elon Musk, Vivian Jenna Wilson, hat ihren […] (12)
Basketballer Dennis Schröder
Paris (dpa) - Bevor er das deutsche Olympia-Team als Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier anführen […] (01)
«House of Guinness» geht in Serie
Der amerikanische Streaming-Dienst Netflix hat offiziell grünes Licht für die achtteilige Serie House of […] (00)
Overwatch 2: Entfesselt mit Reinhardts mythischer Waffe euren inneren Dämon
Erfahrt vom Entwicklerteam von Overwatch mehr über die Entstehung des mythischen Waffenskins […] (00)
 
 
Suchbegriff