
Entwarnung: 5G-Strahlung verursacht keine Zellschäden
Mobilfunk wird in unserem Alltag immer gegenwärtiger – immer mehr Geräte übertragen Daten über das 5G-Netz. Das bedeutet auch, dass immer höhere Übertragungsfrequenzen benötigt werden. Das Mobilfunknetz wird daher immer weiter ausgebaut. Speziell der 5G-Ausbau löste bei einigen Menschen deutliche Sorgen aus. Die Befürchtung war, dass die elektromagnetischen Felder, auf denen die Funknetze basieren, schädlich für den menschlichen Körper sein könnten. Forscher:innen, die menschliche Haut- und Bindegewebszellen zu Testzwecken hohen Dosen elektromagnetischer Strahlung im 5G-Bereich aussetzten, können nun Entwarnung geben: Sie konnten keine genetischen oder epigenetischen Veränderungen feststellen. Die Hoffnung ist, dass die Erkenntnisse dazu beitragen können, Befürchtungen über schädliche Effekte des 5G-Funkstandards auszumerzen.
Forscher:innen untersuchen 5G-Strahlung
In der Vergangenheit gelang es bereits, die Befürchtung zu widerlegen, dass die Mobilfunkstrahlung im 5G-Bereich Hirntumore auslösen können. Dennoch wird die Strahlung des 5G-Netzes von vielen Menschen weiterhin kritisch betrachtet und diskutiert. Zwar sind die Strahlen des 5G-Standards, die aktuell im Frequenzbereich bis zu sechs Gigahertz liegen, nicht energiereich genug, um Schäden in der DNA oder in Zellen zu verursachen, allerdings gab es den Verdacht, dass das 5G-Handynetz unter Umständen Krebs fördern könnte. Die Strahlung dringt zwar maximal einige Millimeter in die Haut ein, könnte aber lokal das Körpergewebe erwärmen und so Proteine und DNA beschädigen. Sie stand außerdem im Verdacht, möglicherweise den Hirnstoffwechsel zu verändern und Gedächtnisstörungen zu verursachen. Die Untersuchungen rund um die 5G-Strahlung beschränkte sich deshalb vor allem auf den Kopfbereich, die Effekte auf das Körpergewebe außerhalb des Kopfes wurden kaum untersucht.
Ein Team rund um Jyoti Jyoti von der Constructor University in Bremen hat dies nun geändert und die Wirkung von 5G-Strahlung auf menschliche Hautzellen untersucht. Dafür kultivierten die Forscher:innen im Labor zwei Zelltypen: Fibroblasten und Keratinozyten. Die Zellkulturen wurden zwei oder 48 Stunden lang elektromagnetischen Feldern im 5G-Frequenzbereich zwischen 27 und 40 Gigahertz ausgesetzt. Diese Exposition überschritt sowohl reale Belastungen als auch die gesetzlichen Grenzwerte um bis zu das Zehnfache. Das Team simulierte mit den Tests also das „Worst-Case-Szenario“.
Zur Kontrolle bestrahlten die Forscher:innen weitere Hautzellen mit UV-Licht oder gar nicht. Sie kontrollierten anschließend in allen Zellen die Temperatur und analysierten, ob nach der Bestrahlung Veränderungen im Erbgut auftraten. Dabei setzten sie RNA-Sequenzierung ein, um zu prüfen, ob einzelne Gene mehr oder weniger aktiv waren. Außerdem analysierten sie mögliche Veränderungen des epigenetischen Methylierungsmusters der DNA.
Im Gegensatz zu UV-Strahlung ist 5G-Strahlung nicht schädlich
Im Ergebnis stellten sie fest, dass keinerlei Unterschiede zwischen den mit 5G bestrahlten und nicht bestrahlten Hautzellen auftraten – und zwar weder in der Genaktivität noch in den epigenetischen Methylierungsmustern. „Unsere Daten stützen die Einschätzung, dass von 5G-Frequenzen keine schädlichen Auswirkungen auf menschliche Hautzellen ausgehen„, fasst Koautor Alexander Lerchl von der Constructor University zusammen. Demnach gehe von 5G-Strahlung keine Gefahr für unsere Hautzellen aus – ganz im Gegensatz zu UV-Strahlung. „ Vor allem angesichts der Besorgnis der Öffentlichkeit ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir diese Fragen wissenschaftlich akkurat und mit methodischer Sorgfalt angehen – und für diese beiden Ebenen der Zellfunktion, die Genregulation und die Methylierung, haben wir genau das getan„, fügt Marc-Thorsten Hütt von der Constructor University hinzu, ebenfalls einer der Koautor:innen der Studie.
Das Team hofft, mit diesen Erkenntnissen dazu beitragen zu können, die Unsicherheiten im Umgang mit 5G zu beseitigen. Die Methode, die die Forscher:innen verwendeten, könnte in Folgestudien auch auf andere Zelltypen angewendet werden, um noch mehr Klarheit zu schaffen.