Drahtseilakt in Fernost: Klingbeil als Diplomat zwischen den Fronten
Die Beziehungen zwischen Deutschland und China sind alles andere als einfach. Nachdem ein geplanter Besuch des deutschen Außenministers Johann Wadephul in Peking aufgrund diplomatischer Spannungen verschoben wurde, begibt sich nun Finanzminister und Vizekanzler Lars Klingbeil nach China. Klingbeil unterstreicht im Video-Interview die Bedeutung des persönlichen Dialogs mit China als globalem Akteur. Diese Reise zum deutsch-chinesischen Finanzdialog markiert für den SPD-Politiker seine erste große diplomatische Herausforderung.
Ursprünglich sollte Johann Wadephul als erster Vertreter der Bundesregierung von Kanzler Merz nach China reisen. Seine Absage folgte jedoch auf Differenzen über das Programm seines Besuchs und kritische Äußerungen zur Taiwan-Politik Chinas. Außenminister Wang Yi hatte in einem Telefonat Kritik an Wadephuls "Mikrofon-Diplomatie" geübt. Nun reist Klingbeil in enger Absprache mit Merz und Wadephul und betont die Notwendigkeit eines ausgewogenen Umgangs mit diesen heiklen Themen.
Auch wirtschaftlich gleicht der Besuch einem Balanceakt. China nutzt seine Position in den Handelsbeziehungen mit der EU und USA, insbesondere durch den strategischen Einsatz seltener Erden, um Verhandlungsdruck aufzubauen. Die deutsche Industrie ist in hohem Maße auf diese Ressourcen angewiesen – ein Thema, das Klingbeil mit seinen chinesischen Gesprächspartnern ansprechen möchte.
Währenddessen blickt Klingbeil auch auf Chinas Rolle im Ukrainekonflikt. Die Beziehungen zwischen China und Russland, die durch strategische Treffen und wirtschaftliche Austauschmöglichkeiten gestärkt werden, verfolgt Deutschland mit Skepsis. Klingbeil will darauf drängen, dass China seinen Einfluss geltend macht, um ein Ende des russischen Angriffs auf die Ukraine zu fördern.
Intern steht die SPD selbst unter Druck, nicht zuletzt durch den Schatten der Innenpolitik. Einige Kritiker werfen der Partei vor, im diplomatischen Fehlen von Wadephul ihre Agenda zu priorisieren, was die Spannungen innerhalb der Koalition verstärken könnte. Klingbeil weist diese Behauptungen zurück und betont die Bedeutung von Dialog und Internationalismus in der aktuellen weltpolitischen Lage.

