Digimon Story Time Stranger im Test: Ein unterhaltsamer, aber holpriger Zeittrip
Digimon Story Time Stranger war nun knapp acht Jahre in Entwicklung, und viele Fans des Digimon-Franchises haben sich auf einen neuen Titel der Digimon Story-Reihe gefreut, vor allem, da Cyber Sleuth bei den Spielern sehr gut ankam. Kann der neue Teil da mithalten?
Zu Beginn des Spiels können wir uns aussuchen, ob wir einen weiblichen oder männlichen Protagonisten spielen möchten. Diesem können wir dann auch einen neuen Namen geben. Doch wie viele Entscheidungen im Spiel hat auch diese keine Konsequenzen. Denn wir können jederzeit den Namen ändern – und den Protagonisten. Möchtet ihr also von weiblich auf männlich wechseln oder andersherum, könnt ihr das jederzeit tun. Der Gegenpart übernimmt dann die Rolle des Operators, welcher euch mit Hauptmissionen versorgt und euch so durch die Story und das Spiel begleitet.
Zeitreisen, Anomalien und das drohende Shinjuku-Inferno
Der Hauptcharakter ist ein Agent im Sonderkommandobüro ADAMAS, das Digimon und Anomalien untersucht. Hauptcharakter Yuki (so lautet der Nachname, der nicht geändert werden kann) begibt sich in Tokio in den Stadtteil Shinjuku, da dort eine Anomalie aufgespürt wurde. Zusammen mit seinem Partner-Digimon müssen wir uns nun den Weg durch eine gigantische Mauer kämpfen, die die Regierung seit Jahren baut.
Am Ende müssen wir ein Mädchen finden, das uns wegen eines Ereignisses auf das Dach eines zerfallenen Regierungsgebäudes schleppt. Dort tobt ein Kampf zwischen Digimon und einer von Menschen erschaffenen Maschine. Als Yuki von beiden angegriffen wird, prallt eine gigantische Faust vom Himmel… und befördert ihn acht Jahre in der Zeit zurück. Zu diesem Zeitpunkt haben die Anomalien in Tokio gerade ihren Anfang genommen, und wir müssen sie nun untersuchen. Denn unser Operator macht klar: Die Welt ist in ihrer Zeit dabei, unterzugehen. Yuki soll also nun Einfluss auf den Verlauf der Vergangenheit nehmen, um das Shinjuku-Inferno zu verhindern.
Eine Story voller Cringe und leerer Entscheidungen
Die Story des Spiels reiht sich in den aktuellen Hype um Dimensionen und Zeitreisen ein. Wobei ich ehrlich zugeben muss: Die Geschichte ist leider keine Stärke von Time Stranger. Die Dialoge und Entwicklungen fühlen sich oft sehr erzwungen und unnatürlich an, weshalb es mir schwerfiel, die Erzählungen überhaupt ernst zu nehmen.
Die Charaktere hinterlassen kaum einen bleibenden Eindruck, und die Entscheidungen, die wir in Dialogen treffen können, sind bedeutungslos und haben keinen Einfluss auf das, was danach kommt. Vermutlich sollen sie dem Spieler einfach nur etwas zu tun geben, während man versucht, dem Drang zu widerstehen, das Ganze einfach zu skippen. Denn meistens würde man dann nicht einmal wirklich etwas Storyrelevantes verpassen – sondern eher den unzähligen unlustigen Kommentaren über Yukis Outfit aus dem Weg gehen.
Ob man über die schwache Story hinwegsehen kann, bleibt jedem selbst überlassen. Da man sich mit einem JRPG aber gut bis zu 50 Stunden auseinandersetzt, muss man sich das schon gut überlegen. Denn Digimon Story Time Stranger bringt sicherlich auch gut 40 Stunden Spielzeit mit sich – wer noch Nebenmissionen macht und alle Karten des Kartenspiels sammeln möchte, dürfte auf gut 50 Stunden und mehr kommen.
Starke Gameplay-Basis trotz erzählerischer Schwächen
Natürlich hat das Spiel auch seine Stärken – und damit meine ich nicht nur den Nostalgie-Faktor. Ehrlich gesagt habe ich mir bei Digimon Story Cyber Sleuth damals am Gameplay durchaus die Zähne ausgebissen, weshalb ich es nie zu Ende gespielt habe. Time Stranger ist wesentlich intuitiver und führt im Notfall auch Spieler wie mich solide durch alles, was es zu tun gibt. Wobei man viele Tutorials eigenhändig öffnen und nachlesen muss, da die automatischen nur die absoluten Basics abdecken.
Das Kampfsystem macht hingegen schon großen Spaß. Insgesamt können wir drei Digimon aktiv in den Kampf mitnehmen, drei weitere hocken auf der Reservebank und können nach Belieben eingewechselt werden. Hin und wieder haben wir dank der Story auch Gast-Digimon, die sich uns anschließen. Die Kämpfe laufen rundenbasiert ab, während man an der rechten Seite genau sehen kann, wer als Nächstes dran ist.
Items können wir jederzeit nutzen, ohne dass der Zug des Digimon verbraucht wird. Auch das Einwechseln eines Digimon kostet keinen Zug – nur Angriffe oder Verteidigung. Besonders dankbar bin ich allerdings darum, dass sich HP und TP automatisch heilen, wenn wir beim Erkunden stehen bleiben. Bei anderen könnte diese Funktion eventuell negativ ins Gewicht fallen – ich bin froh darum.
Training, Digitation und Teamvielfalt
Natürlich können wir auch wieder Digimon trainieren und digitieren, um sie stärker werden zu lassen. Allerdings müssen für die Digitationen bestimmte Konditionen erfüllt werden. Mit ins Gewicht fällt vor allem Yukis Agentenrang. Dieser wird durch das Ausbauen seiner Fähigkeiten entsprechend erhöht. Ansonsten spielen Faktoren wie Mindestzahl von TP, HP, Angriffspunkten oder Ähnliches eine Rolle.
Aus einem Basis-Digimon können diverse andere Digimon digitieren – entsprechend sollte man ein Auge darauf haben, welche Konditionen erfüllt sind. Toll ist auch, dass Digimon nicht gleich Digimon ist: Selbst zwei Agumon im Team können sich unterscheiden. Sie mögen nicht das gleiche Essen, haben verschiedene Persönlichkeiten und Attribute. Das sorgt dafür, dass man sich mit jedem Digimon zumindest kurz auseinandersetzen muss, um es richtig einsetzen und digitieren zu können.
Durch die Farm und Gespräche können die Persönlichkeiten zudem angepasst werden, wenn euch die aktuelle nicht passt. Außerdem lassen sich eure Digimon mit Ausrüstungsfähigkeiten individuell ausstatten. Gegner können gegen ein Attribut anfällig sein – oder gegen ein Element. Habt ihr ein Digimon, das beides trifft, könnt ihr bis zu 300 Prozent Schaden verursachen. Natürlich gilt das auch umgekehrt, wenn ihr ein ungünstiges Attribut wählt.
Neue Digimon erhaltet ihr durch das Analysieren der Daten. Das passiert automatisch, wenn ihr gegen sie kämpft. Ab 100 Prozent könnt ihr das Digimon dann umwandeln. Sammelt ihr weiter und erreicht 200 Prozent, erhaltet ihr einen Boost für diverse Attribute nach der Umwandlung.
Kein optisches Highlight, aber solide Unterhaltung
An sich macht das Game also schon echt viel Spaß, auch wenn die Story schon etwas cringe sein kann. Die Grafik ist leider auch kein Highlight. Tokio wirkt leider etwas eintönig und langweilig, vor allem, da man dort schon recht viel Zeit mit Herumlaufen verbringt, besonders in den ersten Stunden. Definitiv kein Vergleich zu Persona 5, das das pulsierende Leben der Metropole besser einfangen konnte.
| Entwicklungszeit | 8 Jahre |
| Spielzeit | ca. 40–50 Stunden |
| Gameplay | Rundenbasiert, mit Fokus auf Digitation und Teamaufbau |
Fazit zu Digimon Story Time Stranger
Digimon Story Time Stranger ist ein solider JRPG-Titel, der mit seinem Kampfsystem und seiner Digimon-Vielfalt punkten kann, erzählerisch aber schwächelt. Wer über die hölzernen Dialoge und die flache Story hinwegsehen kann, bekommt ein unterhaltsames und angenehm zugängliches Gameplay-Erlebnis geboten. Die vielen Individualisierungsoptionen der Digimon motivieren langfristig und sorgen für Abwechslung. Optisch reißt der Titel keine Bäume aus, liefert aber immerhin eine stabile Performance. Unterm Strich ist Time Stranger kein Must-Play, aber ein solider Vertreter seiner Reihe, besonders für Fans des Franchise.







