Britische Immobilienpreise geben abermals nach: Hypotheken werden teurer
In einer überraschenden Entwicklung hat sich der Rückgang der britischen Immobilienpreise auch im April fortgesetzt. Zum zweiten Monat in Folge fielen die Preise, beeinflusst durch steigende Hypothekenzinsen. Dies zeigen die neuesten Zahlen des Finanzdienstleisters Nationwide. Mit einem Rückgang von 0,4 Prozent zwischen März und April und einem vorangegangenen Rückgang um 0,2 Prozent im März liegen die Werte deutlich unter den von Ökonomen erwarteten 0,2 Prozent Wachstum. Dies markiert die schärfste monatliche Kontraktion seit dem vergangenen August, als die Hypothekenzinsen ihren Höhepunkt erreichten.
Nationwide-Chefökonom Robert Gardner sieht die anhaltenden Belastungen für die Kaufkraft als Ursache für diese Entwicklung, da die langfristigen Zinssätze in den letzten Monaten angestiegen sind. Dies steht im Gegensatz zum starken Rückgang zu Beginn des Jahres. Swap-Sätze, die als Grundlage für Hypothekenzinsen dienen, sind im Zuge einer Neubewertung durch den Markt, des Zeitpunkts möglicher Zinssenkungen der Bank of England, gestiegen. Dies kehrte den Rückgang der Hypothekenzinsen von ihrem Höhepunkt im letzten Sommer um.
Ranald Mitchell, Direktor des Maklerunternehmens Charwin Private Clients, beobachtet einen schwindenden Optimismus, der zu Jahresbeginn noch herrschte, da Hypothekenzinsen kontinuierlich anstiegen. Er betont ebenfalls, dass eine Zinssenkung notwendig sei, um das Vertrauen im Markt wiederherzustellen, auch wenn sich das Angebot verbessert habe.
Imogen Pattison, Ökonomin bei Capital Economics, geht davon aus, dass die Hypothekenzinsen in etwa auf ihrem April-Niveau bleiben werden, was die Nachfrage dämpfen und eine kurzfristige Erholung der Immobilienpreise unwahrscheinlich macht. Gleichzeitig prognostiziert sie einen stärkeren Zinsrückgang durch die Bank of England als allgemein erwartet, was langfristig zu einer Wiederbelebung der Immobilienpreise führen könnte.
Laut jüngsten Daten der Bank of England stiegen die durchschnittlichen Zinsen für zweijährige Hypotheken mit einer 60-prozentigen Finanzierung im Wert von Immobilien auf 4,81 Prozent im März von 4,62 Prozent im Februar, was aber immer noch deutlich unter dem Höchststand von 6,22 Prozent im Juli 2023 liegt.
Die Erholung der Hypothekengenehmigungen auf ein 18-monatiges Hoch im März scheint durch die jüngsten Daten von Nationwide beeinträchtigt zu werden, die auf sinkende Immobilienpreise hindeuten. Der Kreditgeber berichtet, dass die Immobilienpreise im April gegenüber dem Vorjahr um 0,6 Prozent stiegen, ein Rückgang von 1,6 Prozent im März und die niedrigste Wachstumsrate seit Januar. Für das Gros des Jahres 2023 fielen die Preise aufgrund steigender Kapitalkosten.
Der Durchschnittspreis für ein Haus lag im April bei 262.000 britischen Pfund, so Nationwide, was einen Rückgang vom Höchststand von 274.000 Pfund im August 2022 bedeutet. Dennoch liegt der Preis rund 50.000 Pfund über dem Stand vor der Pandemie im Februar 2020, was das rasche Preiswachstum bei Rekordtiefstzinsen widerspiegelt.
Karen Noye, Hypothekenexpertin beim Vermögensverwalter Quilter, beschreibt die gegenwärtige Phase des Immobilienmarkts als gedämpft, sieht aber die Aussicht auf eine Zinssenkung und damit niedrigere Hypothekenraten als möglichen Anreiz für potenzielle Käufer, die bisher abwartend agierten. (eulerpool-AFX)
