Biolaser aus Birken und Erdnüssen: Forschungsteam entwickelt optische Technologie aus Pflanzenmaterial
Ein Birkenblatt und eine Erdnuss: zwei unscheinbare Naturprodukte, die nun eine Rolle in der modernen Photonik spielen. Forscher:innen der Umeå University in Schweden und Kolleg:innen in China haben gezeigt, dass sich aus diesen Biomaterialien ein funktionierender Laser herstellen lässt. Der sogenannte Zufallslaser nutzt natürliche Strukturen, um Licht zu streuen und zu verstärken – ganz ohne aufwendige oder giftige Hightech-Materialien.

Wie Pflanzenmaterial zu einem Laser wird
Die Grundlage des neuen Systems bilden winzige Kohlenstoffpartikel, sogenannte Carbon Dots, die aus Birkenblättern gewonnen werden. Diese Nanopartikel können Licht absorbieren und verstärken und dienen damit als aktives Medium. Ergänzt werden sie durch Würfel aus Erdnusskernen, deren unregelmäßige Oberflächen das Licht in alle Richtungen streuen. Zusammen entsteht ein Laser, bei dem die Verstärkung und Streuung des Lichts vollständig durch natürliche Materialien erfolgt. Nur eine externe Lichtquelle ist nötig, um die Emission auszulösen.
„Our study shows that it is possible to create advanced optical technology in a simple way using only local, renewable materials“, erklärt Jia Wang, Professorin an der Umeå University. Die Herstellung der Carbon Dots erfordert lediglich einen einfachen Erhitzungsprozess, ähnlich einem Druckkochen. Damit lässt sich das Lasermaterial schnell und umweltfreundlich produzieren.
Zufallslaser aus der Natur
Anders als bei herkömmlichen Lasern, die in exakt definierten Resonatoren arbeiten, basiert der Zufallslaser auf Streuung. Das Licht wird in der unregelmäßigen Struktur des Mediums so lange reflektiert, bis es zufällig einen kohärenten Zustand erreicht. In den Experimenten zeigte sich, dass die Emission der Birkenblatt-Erdnuss-Kombination vergleichbar präzise und stabil war wie die synthetischer Systeme. Das zeigt, dass natürliche Materialien nicht nur als Ersatz, sondern als funktionale Alternative dienen können.
Für die Materialwissenschaft ist dieser Ansatz bemerkenswert, weil er Photonik mit biologischen Stoffen verbindet. Anstelle von seltenen Metallen oder aufwendig gereinigten Kristallen genügt Biomasse, die lokal verfügbar und vollständig erneuerbar ist. Damit eröffnet sich ein ökologischer Weg zur Entwicklung optischer Komponenten – von der Forschung bis hin zu potenziellen Anwendungen.
Laser mit vielen Einsatzmöglichkeiten
Die Forscher:innen sehen mehrere mögliche Einsatzfelder. Zufallslaser erzeugen diffuses Licht, das sich gut für bildgebende Verfahren in der Medizin eignet. So könnten sie künftig in der Diagnostik oder bei der Früherkennung von Krankheiten zum Einsatz kommen. Gleichzeitig ließen sich mit ihrer charakteristischen Lichtsignatur einzigartige optische Kennungen erzeugen, etwa für Sicherheitsmerkmale oder Fälschungsschutz. Jede Probe aus natürlichen Materialien besitzt eine leicht unterschiedliche Mikrostruktur, was zu einem individuellen „Lichtfingerabdruck“ führt.
Noch befindet sich die Technologie im Laborstadium. Fragen nach Stabilität, Reproduzierbarkeit und technischer Integration bleiben offen. Doch die Ergebnisse zeigen, dass selbst alltägliche Rohstoffe wie Blätter und Nüsse das Potenzial haben, komplexe physikalische Effekte hervorzubringen. Das Projekt steht damit exemplarisch für eine wachsende Richtung in der Optikforschung: nachhaltige Hochtechnologie auf Basis nachwachsender Ressourcen.
via Universität Umeå

