Auflösung der Dunkelheit: Sednayas vergessene Gefangene finden Befreiung
Nachdem die rebellische Übernahme Syriens die erschreckenden Tore des Sednaya-Gefängnisses geöffnet hat, durchströmten tausende langjährig Inhaftierte die gefürchteten Korridore dieser düsteren Einrichtung. Viele trafen ihre lange totgeglaubten Verwandten wieder, Tränen der Erleichterung und Trauer vereint in rührenden Wiedersehen.
Dennoch irren viele Angehörige weiterhin verzweifelt durch die finsteren Gänge, auf der Suche nach denjenigen, die für Dissens oder Protest gefangen genommen wurden. Ahmed Najjar aus Aleppo macht sich Hoffnungen, die Kinder seines Bruders zu finden, die seit 2012 vermisst werden.
Doch Gerüchte kursieren über versteckte unterirdische Zellen, in denen weiter Menschen inhaftiert sein könnten. Die White Helmets, bekannt für ihre Rettungseinsätze, unterstützen mit Informationen eines abtrünnigen Offiziers die Suche nach den verborgenen Kammern, jedoch ohne Erfolg.
Währenddessen harrt Intsar al-Jaber geduldig aus, in Erwartung eines Wunders. Ihre letzten Lebenszeichen erhielt sie 2014, als man ihr mitteilte, ihr Bruder sei als Terrorist hingerichtet worden.
Hoffnung, so scheint es, bleibt der einzige stete Begleiter vieler Angehöriger, die Listen mit Namen füllen, für den Fall, dass ihre Lieben doch noch gefunden werden. Zeugenberichte von Folter und negativen Lebensumständen prägen den Ruf der syrischen Gefängnisse.
Ein neues Krematorium wurde 2017 in Sednaya entdeckt, und schockierende Videos von unterernährten Gefangenen sind an die Öffentlichkeit gelangt. Der plötzliche Erlass und die Freilassung von Häftlingen sorgten indes auch dafür, dass Kriminelle unter den politischen Gefangenen in die Freiheit entkamen und das Chaos verschärften.
Eine von Radwan Eid geprägte Beschreibung des Gefängnisses als "menschlichen Schlachtbetrieb" zeigt die unauslöschlichen Narben, die dieses Kapitel hinterlässt. Die unverzichtbare Aufarbeitung und Gerechtigkeit für das vergossene Blut, so fordert er, müsse unverzüglich erfolgen.

