Aleppo im Wandel: Neue Einflüsse und alte Herausforderungen
Inmitten der fortschreitenden Konflikte in Syrien verzeichnet Aleppo eine Wiederbelebung, nachdem islamistische Rebellen, angeführt von der Gruppe Hayat al-Tahrir al-Sham (HTS), mit überraschendem Erfolg in die Stadt vorgedrungen sind. Die nächtliche Ausgangssperre wurde aufgehoben, die Bäckereien sind wieder mit Brot bestückt und der Verkehrsfluss wird effizient von der Polizei geregelt.
Dank einer von den Rebellen geförderten Telekommunikationsinfrastruktur hat sich auch die Internetabdeckung verbessert. HTS, eine Organisation mit komplexer Vergangenheit, arbeitet daran, sich als glaubwürdige Alternative zur Regierung von Präsident Bashar al-Assad zu präsentieren.
Trotz ihrer Einstufung als Terrororganisation durch die USA, die Türkei und die UN strebt die Gruppe unter der Leitung von Abu Mohammed al-Golani an, ihren Ruf zu mildern und eine stabilere Verwaltung aufzubauen. In der benachbarten Provinz Idlib hat sie bereits die sogenannte Rettungsregierung etabliert, die in vielen Aspekten ein funktionierendes zivilgesellschaftliches System bietet.
Doch mit dem Eindringen in Aleppo steht HTS vor gewaltigen Herausforderungen. Die komplexe Bevölkerungsstruktur mit historisch gewachsenen Minderheitengemeinschaften wie Christen, Armeniern, Kurden und Schiiten erfordert besondere Sorgfalt, um Spannungen zu vermeiden.
Um Vertrauen aufzubauen, hat HTS verlauten lassen, dass ihr Einfluss die sichere Versorgung und die Wahrung der Freiheiten der Bürger gewährleisten soll. Gleichzeitig verschärfen wirtschaftliche Schwierigkeiten, wie die rapide Entwertung des syrischen Pfunds und der angekündigte Winter, die Lage für die Bevölkerung.
Doch trotz dieser Widrigkeiten bleiben viele Bewohner, einschließlich Christen, in Aleppo und nutzen die sich bietenden Gelegenheiten, wieder einen halbwegs normalen Alltag zu pflegen. Spekuliert wird, dass HTS eine Übergangsverwaltung plant anstelle der vollständigen Eingliederung Aleppos in das bereits bestehende Verwaltungsmodell der HTS-geführten Rettungsregierung von Idlib.
Es bleibt abzuwarten, wie der Westen auf die fortlaufenden Entwicklungen reagiert und ob HTS mit ihrer Strategie Erfolg haben wird.

