Axt-Angriff in Regionalzug hatte islamistischen Hintergrund

19. Juli 2016, 22:57 Uhr · Quelle: dpa

Würzburg/Kabul (dpa) - Der Axt-Angriff in einem Regionalzug bei Würzburg hat nach Erkenntnissen der Ermittler einen islamistischen Hintergrund.

Der 17-jährige Täter aus Afghanistan habe sich an Nicht-Muslimen rächen wollen, die seinen Glaubensbrüdern Leid angetan hätten, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Erik Ohlenschlager am Dienstag. Auslöser könnte die Nachricht vom Tod eines Freundes in Afghanistan gewesen sein. Bei dem Angriff am Montagabend waren fünf Menschen verletzt worden, zwei von ihnen schweben noch in Lebensgefahr. Unter den Opfern waren eine Familie aus Hongkong und eine Passantin.

Der auf der Flucht erschossene junge Mann sei mit dem vorgefassten Entschluss in den Zug gestiegen, ihm unbekannte «Ungläubige» umzubringen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte wenige Stunden nach der Bluttat die Attacke für sich reklamiert. Außerdem veröffentlichte das IS-Sprachrohr Amak im Internet ein Bekenner-Video, das den Attentäter vor dem Angriff zeigt. Das bayerische Innenministerium bestätigte die Echtheit des Videos am Dienstagabend.

«Im Namen Gottes, ich bin ein Soldat des IS und beginne eine heilige Operation in Deutschland», sagt der 17-Jährige darin. Dabei hält er ein Messer in der Hand und erklärt weiter: «Wenn Gott will und ich Luft und Blut in meinem Körper haben, werde ich bis zum letzten Moment kämpfen. So Gott will werde ich Euch mit diesem Messer abschlachten und Eure Schädel mit Äxten einschlagen.»

Möglicher Auslöser für den Angriff im Zug könnte gewesen sein, dass der Jugendliche am vergangenen Samstag vom Tod eines Freundes in der Heimat erfahren habe. Dies habe großen Eindruck auf ihn gemacht und ihn nachhaltig verändert, sagte Lothar Köhler vom bayerischen Landeskriminalamt. Der junge Mann habe danach sehr viel telefoniert. Mit wem, sei noch unklar, denn das Handy müsse erst noch ausgewertet werden.

Es gebe keine Beweise, dass der Täter sich bereits vor seiner Einreise am 30. Juni 2015 als Flüchtling nach Deutschland radikalisiert habe, so Ohlenschlager. Auch seien konkrete Verbindungen zum IS nicht belegt, selbst wenn der Angreifer wohl eine Sympathie für die Terrorgruppe gehabt habe.

Während der Tat habe er mehrmals «Allahu akbar» («Gott ist groß») gerufen, so LKA-Ermittler Köhler. Auf dem Handy-Notruf einer Zeugin, der von der Polizei aufgezeichnet worden sei, sei dieser Ausruf «deutlich zu verstehen», sagte Ohlenschlager. Die Zeugin war eine Mitarbeiterin eines Heims für Asylbewerber, die den 17-Jährigen erkannt habe.

Er wohnte seit kurzem bei einer Pflegefamilie. In seinem Zimmer dort wurde ein Block mit einem IS-Symbol gefunden sowie einer Textpassage, die wohl ein Abschiedsbrief an seinen Vater ist. Darin beklagte sich der Jugendliche «über Ungläubige und Taten, die diesen Ungläubigen zuzurechnen sind».

Vor allem eine Passage untermauere die Vermutung, dass die Tat mit einer islamistischen Überzeugung in Verbindung gebracht werden müsse. Der Jugendliche habe an seinen Vater geschrieben: «Jetzt bete für mich, dass ich mich an diesen Ungläubigen rächen kann und bete für mich, dass ich in den Himmel komme.» Kanzleramtsminister Altmaier sagte zu dem Video am Abend im ZDF, inwieweit der IS selbst involviert gewesen sei, müsse überprüft werden. «Wir werden jedem Hinweis nachgehen.»

Bisher sei der 17-Jährige strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten, erklärte der LKA-Ermittler in Würzburg weiter. Er sei «polizeilich ein völlig unbeschriebenes Blatt» gewesen, so Köhler. «Auch die Nachrichtendienste hätten ihn nicht registriert.» Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen bestätigte am Abend in den ARD-«Tagesthemen»: «Der junge Mann war uns nicht bekannt.» Nach Angaben des LKA war der Jugendliche ein gläubiger Muslim, der aber nicht regelmäßig in die Moschee gegangen sei und privat gebetet habe.

Auch Zeugen fiel er bisher nicht als aggressiv oder reizbar auf. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft war die Tat daher nicht vorhersehbar.

Der 17-Jährige war mit einer Axt und einem Messer auf Fahrgäste in einem Regionalzug bei Würzburg-Heidingsfeld losgegangen. Als der Zug per Notbremse stoppte, sprang er aus dem Zug, flüchtete und griff noch eine Spaziergängerin an. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei, das zufällig wegen eines anderen Einsatzes in der Nähe gewesen war, nahm die Verfolgung auf.

Die Polizisten hätten in einer Notwehrsituation auf den 17-Jährigen geschossen und «in höchster Not keine andere Möglichkeit gehabt». Mindestes vier Schüsse seien abgegeben worden. Wie viele Schüsse es genau waren, müsse die Obduktion zeigen.

Kriminalität / Terrorismus / Bayern / Hongkong
19.07.2016 · 22:57 Uhr
[86 Kommentare]
Evelyn Zupke (Archiv)
Berlin - Die Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur, Evelyn Zupke, fordert eine Umbenennung von Straßen, die nach Lenin und ehemaligen SED-Funktionären benannt sind. "35 Jahre nach der Wiedervereinigung sollte keine Straße mehr nach Lenin, Otto Grotewohl oder Wilhelm Pieck benannt sein", sagte Zupke der "Bild". Eine Straßenbenennung sei Ausdruck von Würdigung durch unsere heutige […] (03)
vor 27 Minuten
Will Smith und Jada Pinkett
(BANG) - Will Smith und Jada Pinkett Smith sind trotz einer kürzlich gegen Jada eingereichten Klage durch Wills Freund weiterhin ein "eng verbundenes Team". Jada (54) wird von Bilaal Salaam – auch bekannt als Brother Bilaal, der sich selbst als Wills "besten Freund seit fast 40 Jahren" bezeichnet – auf drei Millionen Dollar verklagt. Wie 'PEOPLE' berichtet, behauptet eine diese Woche eingereichte […] (01)
vor 1 Stunde
Show-Finale von TV-Legende Gottschalk
Köln/Hürth (dpa) - Es gibt einen Moment in der großen Abschiedsshow von Thomas Gottschalk, da wird er mit dem Sandmännchen verglichen. Es soll geraten werden, wer von beiden jünger ist - die glitzernde Show-Legende oder der etwas biedere Zipfelmützen-Mann. Gottschalks alter Wegbegleiter Mike Krüger wittert Majestätsbeleidigung. «Was für ein Vergleich! », ruft er empört. «Thomas, sie haben dich mit dem Ost- […] (00)
vor 6 Stunden
ARC Raiders: Quest-Guide – So gelingt dir „Greasing Her Palms“
Die Quest „Greasing Her Palms“ (dt. etwa „Jemandem die Hände schmieren“) gehört zu den aufwendigeren Aufträgen, die du von den Händlern in Esperanza erhältst. Sie ist deshalb besonders anspruchsvoll, weil sie dich nicht nur auf eine, sondern gleich auf drei verschiedene Karten in der verwüsteten Welt von ARC Raiders schickt. Um sie erfolgreich abzuschließen, musst du drei spezifische Orte […] (00)
vor 18 Stunden
Nitro bringt zweite Liga nicht in Fahrt
Das Abend-Spiel war diese Woche erneut nur in der Sparte zu beobachten - in Mainz hingegen, drehte Wintersport auf. Dass zur gestrigen Hauptsendezeit kein Platz für Zweitliga-Fußball war, wenn sich gleichzeitig Thomas Gottschalk von der Bühne verabschiedet, war glasklar. Deshalb war diese Woche das Abend-Spiel auch nur in der Sparte bei Nitro zu sehen. Konkret war es innerhalb 2. Bundesliga Live die Begegnung zwischen Darmstadt und Karlsruhe, […] (00)
vor 1 Stunde
Fußball-WM 2026 - Auslosung Vorrunde
Washington (dpa) - In seinem schwarzen Anzug mit extraschmaler Krawatte sah Julian Nagelsmann aus wie ein verschollenes Mitglied der legendären Blues Brothers. Anders als John Belushi und Dan Aykroyd in dem US-Filmklassiker ist der Bundestrainer aber nicht im «Namen des Herrn» unterwegs. Für seine eigene Tour durch Amerika im Sommer 2026 hat der 38-Jährige nach der bizarren FIFA-Huldigung für […] (00)
vor 27 Minuten
USA: Frieden in der Ukraine hängt nun klar von Russland ab
Ein scheinbar banaler Satz – mit politischem Gewicht Seit zwei Tagen ringen der US-Sondergesandte Steve Witkoff und der ukrainische Unterhändler Rustem Umjerow in Florida um eine überarbeitete Fassung des umstrittenen Friedensplans. Das Ergebnis klingt zunächst unspektakulär: Ein Ende des Krieges hänge maßgeblich von der Bereitschaft des Kremls ab, erklären beide Seiten. Was trivial klingt, […] (00)
vor 18 Minuten
Future Fuels beschleunigt Uranexploration im “Hornby Basin”
Lüdenscheid, 06.12.2025 (PresseBox) - Future Fuels Inc. (ISIN: CA36118K1084 | WKN: A40TUW). Future Fuels oder das Unternehmen, freut sich bekannt zu geben, dass es offiziell das Genehmigungsverfahren für Bohrungen in seinem zu 100 % unternehmenseigenen Uranprojekt “Hornby Basin” eingeleitet hat, das sich etwa 95 Kilometer südwestlich von Kugluktuk (Nunavut) befindet. Der wichtigste Vermögenswert […] (00)
vor 23 Stunden
 
Kanzler Merz in Israel
Jerusalem (dpa) - Zum Auftakt seines ersten Israel-Besuchs als Bundeskanzler hat Friedrich Merz […] (00)
Zwei Tote bei Brand in Einfamilienhaus
St. Leon-Rot (dpa) - Bei einem Brand sind zwei Menschen ums Leben gekommen. Die Feuerwehr sei […] (00)
Ukrainekrieg - Kostjantyniwka
Berlin (dpa) - Der Rechtsextremismus in Deutschland beunruhigt Menschen ohne […] (02)
Bald wird im Oberrheingraben Lithium für 500.000 Stromer-Akkus im Jahr gefördert
Bislang ist Lithium aus der Batterieproduktion nicht wegzudenken – und Deutschland abhängig von […] (10)
VfB Stuttgart - FC Bayern München
Berlin (dpa) - Der FC Bayern ist nach einer weiteren Gala-Vorstellung in der Fußball-Bundesliga […] (04)
Review: Roborock F25 Ultra – kraftvoller Premium-Dampfreiniger für makellose Böden
Moderne Haushalte profitieren enorm von Geräten, die mehrere Reinigungsaufgaben gleichzeitig […] (00)
Unglaubliches Fan-Remaster: Red Dead Redemption 2 sieht plötzlich „Next-Gen“ aus
Red Dead Redemption 2 gehört für viele Spielerinnen und Spieler längst zu den schönsten Games […] (01)
Schott Pharma blickt verhalten auf 2026
Ein Übergangsjahr statt Wachstumsschub Schott-Pharma-Chef Andreas Reisse formuliert es offen: […] (00)
 
 
Suchbegriff