Yen auf Talfahrt – Japan zwischen Marktkräften und Intervention
Die japanische Währung befindet sich weiterhin im Abwärtstrend und markiert gegen den US-Dollar den tiefsten Stand seit drei Jahrzehnten. Marktbeobachter diskutieren intensiv über die Möglichkeit einer erneuten Intervention der japanischen Regierung. Trotz einer Zinserhöhung durch die Bank of Japan im März – der ersten seit 2007 – kann die deutliche Zinsdifferenz zwischen Japan und den USA den Yen-Verfall nicht aufhalten. Schon dreimal im Jahr 2022 schritt die Regierung ein, um die Landeswährung zu stützen – ein ungewöhnlicher Schritt für eine Nation, die von Handelspartnern häufig für die Duldung, wenn nicht gar Förderung eines schwachen Yen zu Gunsten der Exportwirtschaft kritisiert wurde. Jedoch wächst das Bewusstsein in Japan für die negativen Effekte einer schwachen Währung.
Die Frage, bei welchem Kursniveau die Behörden eingreifen werden, bleibt weiterhin offen. Es gibt keine absolute Schwelle, stattdessen konzentrieren sich die Aussagen der Behörden eher auf die Eindämmung übermäßiger Wechselkursbewegungen. In Festlegungen zu internationalen Vereinbarungen hat sich Japan dazu bekannt, dass Märkte die Wechselkurse bestimmen sollten. Die Gruppe der Sieben führender Industrienationen hat jedoch klargestellt, dass exzessive und unorganisierte Wechselkursbewegungen der Wirtschaft und der Finanzstabilität schaden können. Dies gibt den Mitgliedsländern Spielraum, in extremen Fällen in den Markt einzugreifen. Der japanische Währungsbeauftragte Masato Kanda betonte, dass Bewegungen von 4 Prozent oder mehr innerhalb von zwei Wochen ungewöhnlich seien und somit eine Art Richtwert darstellen, wann Eingriffe als gerechtfertigt gelten. Internationales Aufsehen erregt eher eine Intervention, die den Wechselkurs senkt und somit einen Wettbewerbsvorteil verschafft, weniger jedoch eine Maßnahme, die die eigene Währung stützt. (eulerpool-AFX)