Virgin will Eurostar Konkurrenz machen – Branson plant 700-Millionen-Pfund-Investition in neue Zugverbindung
Die Virgin Group von Richard Branson plant eine neue Hochgeschwindigkeitszugverbindung zwischen London, Paris und Brüssel und will dafür 700 Millionen Pfund aufbringen. Damit würde Virgin erstmals direkte Konkurrenz zu Eurostar machen, das den Kanaltunnel seit 30 Jahren exklusiv bedient.
Das Unternehmen will 300 Millionen Pfund Eigenkapital und 400 Millionen Pfund Fremdkapital einwerben. Virgin selbst wird als „Cornerstone Investor“ eine Schlüsselrolle übernehmen. Die erste Verbindung soll 2029 starten, langfristig ist eine Ausweitung des Netzes bis Amsterdam geplant.
Das Projekt reiht sich in eine breitere Bewegung ein: Die zunehmende Nachfrage nach Hochgeschwindigkeitszügen auf dem europäischen Festland hat mehrere neue Anbieter angezogen. Der Getlink-Konzern, der den Kanaltunnel betreibt, hat Sicherheitsauflagen vereinfacht und Subventionen in Höhe von 50 Millionen Euro bereitgestellt, um neue Anbieter zu gewinnen. Auch London St Pancras High Speed, der Betreiber des Londoner Bahnhofs St Pancras, sieht ungenutzte Kapazitäten und plant, die Passagierkapazität mehr als zu verdoppeln.
„Unsere Hochgeschwindigkeitsstrecke hat 50 Prozent freie Kapazität – eine riesige ungenutzte Chance“, sagte Robert Sinclair, CEO von London St Pancras High Speed, bereits im Dezember.
Dennoch stehen Neueinsteiger vor erheblichen Herausforderungen. Neben hohen Kosten für die Anschaffung von kanaltunnelkompatiblen Zügen fehlt es an Stellflächen in London. Der einzige britische Wartungsstandort für grenzüberschreitende Hochgeschwindigkeitszüge, ein Depot in Ostlondon, ist umkämpft. Eurostar, das dort bis zu 50 neue Züge unterbringen will, behauptet, es sei bereits voll ausgelastet.
Sowohl Virgin als auch das spanisch geführte Konkurrenzprojekt Evolyn haben die britische Regulierungsbehörde Office of Rail and Road um Intervention gebeten. Die Behörde teilte diese Woche mit, dass eine unabhängige Untersuchung zur Depotkapazität noch andauere.
Phil Whittingham, Projektleiter für das Zugvorhaben bei Virgin, räumte ein, dass die Umsetzung „eine enorme Herausforderung“ sei. Dennoch sei Virgin „die richtige Marke für eine neue Ära des grenzüberschreitenden Zugverkehrs“.
Eurostar begrüßte in einer Stellungnahme den Wettbewerb im europäischen Hochgeschwindigkeitsmarkt, betonte jedoch, dass „die wachsende Nachfrage nach Zugreisen in Europa berücksichtigt werden muss“.

