Hugo Boss kündigt harten Umbau an – 2026 brechen Gewinne ein
Ein Umbau, der wehtun soll – und muss
Hugo Boss schraubt nicht mehr an Stellschrauben, sondern setzt das ganze Getriebe neu auf. Unter dem Titel „Claim 5 Touchdown“ beginnt der Modekonzern die nächste Phase seines Umbaus, die interne Abläufe straffen, das Sortiment neu ausrichten und das Vertriebsnetzwerk umbauen soll. Vorstand und Aufsichtsrat haben den Plan am Dienstagabend beschlossen. Am Mittwoch folgen weitere Details.
Die Konsequenz: 2026 wird ein Übergangsjahr – mit spürbaren Einschnitten. Das Unternehmen kündigt einen währungsbereinigten Umsatzrückgang im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich an. Auch das operative Ergebnis (Ebit) soll sinken.
Was die Strategie beinhaltet
Die neue Ausrichtung greift an drei zentralen Punkten an: der Marke, den Vertriebskanälen und der internen Organisation. Insbesondere im Sortiment will der Konzern deutlicher differenzieren, weniger Komplexität zulassen und zugleich das Preisniveau gezielt anheben. Weniger Rabattware, besser gesteuerte Nachfrage – so lautet das Motto.
Das Vertriebsnetzwerk soll effizienter werden, sowohl stationär als auch digital. Die Straffung von Prozessen soll nach Unternehmensangaben bereits 2026 Wirkung zeigen, auch wenn sie kurzfristig belastet.
Der finanzielle Fahrplan bis 2026
Schon 2025 rechnet Hugo Boss mit einer leichten Schwächephase: Der Umsatz soll von 4,3 Milliarden Euro auf rund 4,2 Milliarden sinken. Das Ebit wird zwischen 380 und 440 Millionen Euro erwartet – nach 361 Millionen im Vorjahr.
2026 schlägt dann der Umbau voll durch. Hugo Boss plant nur noch mit einem Ebit von 300 bis 350 Millionen Euro. Gleichzeitig soll sich die Bruttomarge verbessern: effizientere Beschaffung, höhere Preise, geringere Rabattquote. Die Verschiebung weg vom volumengetriebenen Geschäft hin zu stärkerer Wertschöpfung ist ein Kernziel der Strategie.
Warum der Umbau gerade jetzt kommt
Die Modebranche befindet sich mitten in einem strukturellen Umbruch. Konsumenten kaufen selektiver, steigen häufiger zwischen Marken um und reagieren empfindlich auf Preisaktionen. Gleichzeitig sinkt die Planbarkeit, weil Trends schneller kommen und verschwinden. Viele Unternehmen kämpfen mit hohen Kosten und verstopften Lieferketten.
Hugo Boss versucht, diese Entwicklungen in eine Chance zu verwandeln: ein schlankeres Sortiment, klarere Markenführung und ein schärferes Kostenprofil sollen langfristig mehr Profitabilität ermöglichen – selbst wenn die Erlöse kurzfristig sinken.
Ein riskanter Schnitt – aber ein notwendiger
Dass Hugo Boss den Rückgang bei Umsatz und Gewinn offen ankündigt, ist ungewöhnlich offen für die Branche. Es ist aber auch ein Zeichen, wie ernst die Lage eingeschätzt wird. Die Frage ist nicht mehr, ob das Modegeschäft sich verändern muss, sondern wie schnell Unternehmen darauf reagieren.
Für Kunden heißt das: weniger Auswahl, dafür klarere Kollektionen und höhere Preise. Für Investoren: ein Jahr mit gedämpften Erwartungen, aber der Hoffnung auf ein profitables Comeback.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob der Metzinger Konzern den Mut zum radikalen Umbau auch im Tagesgeschäft durchhält. Klar ist schon jetzt: 2026 wird für Hugo Boss ein Lackmustest – und ein Weichensteller für das Jahrzehnt danach.


