Tesla zu $242 Millionen Schadensersatz verurteilt – Autopilot erstmals in US-Bundesverfahren mitverantwortlich erklärt
In einem richtungsweisenden Urteil hat eine US-Bundesjury Tesla für mitverantwortlich an einem tödlichen Unfall im Jahr 2019 erklärt und dem Konzern Schadensersatzzahlungen in Höhe von insgesamt $242 Millionen auferlegt. Es ist das erste Mal, dass ein Bundesgericht Tesla für die Rolle seines Fahrerassistenzsystems haftbar macht.
Konkret ging es um einen Fall in Florida, bei dem ein Tesla Model S mit aktiviertem Autopilot mit rund 80 km/h ungebremst in ein geparktes Fahrzeug raste. Eine 30-jährige Frau wurde dabei getötet, ihr Freund schwer verletzt. Laut Urteil trägt Tesla ein Drittel der Verantwortung, da das System nicht für die genutzte Straßenkategorie ausgelegt war und dennoch keine Nutzungsbeschränkung existierte.
Die Geschworenen sprachen $200 Mio. an Strafschadensersatz sowie $42,6 Mio. an Kompensationszahlungen zu. Die Kläger warfen Tesla vor, Kunden durch Marketingaussagen in falscher Sicherheit zu wiegen. Aussagen von Elon Musk, wonach der Autopilot „besser fahre als ein Mensch“, hätten die Erwartungen an das System unrealistisch erhöht, so der Anwalt der Kläger.
Tesla verteidigte sich damit, dass der Fahrer selbst das Lenken hätte übernehmen müssen und sogar das Gaspedal betätigt habe, während er auf der Suche nach seinem heruntergefallenen Handy abgelenkt gewesen sei. Zudem verweist der Hersteller darauf, dass der Autopilot klar als Assistenzsystem deklariert sei, das aktives Fahrerverhalten voraussetze.
Das Urteil betrifft eine ältere Softwareversion. Dennoch dürfte es Einfluss auf Teslas Zukunftspläne haben: Das Unternehmen testet aktuell in Austin und San Francisco seinen Robotaxi-Service – bislang allerdings nur mit menschlichen Fahrern, da für ein vollständig autonomes Angebot noch keine Zulassung vorliegt.
Die Entscheidung fällt in eine Phase wachsender regulatorischer Unsicherheit. Eine Untersuchung der US-Verkehrsbehörde NHTSA hatte bereits 2023 ergeben, dass Teslas Autopilot „systematische Sicherheitslücken“ aufweise, die zu vermeidbaren Unfällen führten.
Für Elon Musk steht viel auf dem Spiel: Tesla setzt zunehmend auf autonome Fahrdienste als künftige Wachstumsquelle, während der klassische Fahrzeugabsatz unter politischen Spannungen und nachlassender Nachfrage leidet. Das Urteil könnte nun zum rechtlichen Präzedenzfall werden – mit Folgen für das gesamte autonome Fahren.


