Star Wars: Battlefront – Ein offener Brief an DICE

12. Mai 2015, 05:56 Uhr · Quelle: next-gamer.de

Was? Schon 10 Jahre? Dabei kam es mir wie gestern vor, als ich im Cockpit des X-Wings durchs dunkle Sternenmeer flog und nach einem soliden Landemanöver die Landebucht des feindlichen Sternzerstörers von fiesen Sturmtruppen befreit habe. Die Schüsse meines Blasters streckten zahlreiche der weiß gepanzerten Soldaten nieder, während meine Rebellenfreunde im Hintergrund turbulente Flugmanöver absolvierten, um Beschuss durch TIE-Fighter auszuweichen.

Kopfkino prallt auf Business

Ein Szenario, welches Ich wohl vorerst an den virtuellen Nagel hängen muss. Es wird keine Weltraumschlachten enthalten, das neue Star Wars: Battlefront. Sternzerstörer werden bloß als Pixelkulisse im weit entfernten Hintergrund dienen, während die Schlacht auf dem Boden tobt und sich die wenigen Glücklichen die sich einen Gleiter sichern konnten, nur vereinzelnd Feuergefechte über meinem Kopf liefern. Na gut, dann werde ich eben mit der Waffe in meiner Hand mein Bestes geben und meine Kameraden zum Sieg führen. Es heißt also taktisch vorgehen, gezielte Schüsse abliefern und hoffen, dass der Feind seinem Ruf als niemals treffende Sturmtruppe gerecht wird. Aber gezielte Schüsse? Ich sehe doch das meine Waffe über Kimme und Korn verfügt, wieso kann ich davon keinen Gebrauch machen? DICE, ihr seit Veteranen im Shooter-Segment. Ihr habt die Battlefield-Reihe aus dem Boden gestampft, ihr habt Erfahrung in diesem Genre wie kaum jemand sonst und wisst über den Gebrauch von Feuerwaffen bescheid. Auch wenn ich mich im Star Wars-Universum bewege, habe ich gehofft anspruchsvolle Kugel… pardon, Laserwechsel serviert zu bekommen. Schießen aus der Hüfte kann ich stressigen Situationen ja ganz hilfreich sein, aber blieb keine Zeit mehr für ein solches Feature? Erachtet Ihr es gar als störend? Naja.. eine Pille die ich wohl oder über schlucken muss.

“Ihr seid nerdige Star Wars-Fans…”

In 10 Jahren kann sehr viel passieren. Die Technik schreitet mit großen Schritten voran, die “Next-Gen” steht bereits in den heimischen Spielerhallen. Die Möglichkeiten die Ich mir in meiner Vorstellung zusammenschraube sind kein Zukunftsgeschwafel mehr. So viel ist möglich. So viele Ideen. Viele die Ihr in da drüben in Stockholm sicher auch hunderte Male durchgekaut habt, verworfen habt, über die Ihr hitzige Diskussionen geführt habt und über die Ihr entschieden habt. Wir Spieler bekommen das auf unseren Monitoren und Fernsehern, was Ihr für richtig erachtet. Auch Ihr seid nerdige Star Wars-Fans, habt die Filme akribisch studiert, jedes Detail notiert und setzt mit Eurer jahrelangen Erfahrung das um, was diese kultige Film-Reihe an Maßstäben gesetzt hat. Ich vertraue Euch. Aber ich habe auch Angst. Angst das ihr der Erwartungshaltung nicht gerecht werdet. Das es an Entscheidungen “von Oben” scheitert. Das Termine, Zeitfenster und Quartalspläne Eure Kreativität einschränkt.

Kalkulierter Shitstorm

Wir dürfen die gigantischen AT-ATs nicht nach unserem belieben steuern. Ihr degradiert eines der gefährlichsten, best ausgestattetsten und feuerkräftigsten Gefährte zu einem auf Schienen beweglichen Moorhuhn-Panzer. Dabei hätte ich so gern hinter dem Knüppel gesessen, den für mich klügsten Pfad durch die Pampa bestimmt und meinen Feinden alles was das Arsenal zu bieten hat, entgegenzuwerfen und als Schild- und Schwert gleichermaßen den Sieg zu sichern. Im Bauch meines stählernen Monsters hätte ich ein zähneknirschendes Squad über die feindlichen Linien gebracht und ihnen im günstigen Moment das Kommando zum Ausstieg gegeben. Auch dies bleibt mir verwehrt. Schade.

Zugegeben, was Ihr uns gezeigt habt sieht umwerfend aus. Eure Detailverliebtheit ist beeindruckend. Wir haben verstanden, dass Ihr jeden Baum, jeden Stein, jedes Wrack und jedes Gebäude so platziert habt, dass wir Fans mit einem Lächeln vor dem Bildschirm sitzen und denken “Jawoll. Das ist Star Wars. Das Feeling kommt rüber!”. Aber Feeling und Details sind leider nur die halbe Miete. Ihr wolltet das Internet mit Eurer Ankündigung zum Absturz bringen. In gewisser Weise habt Ihr dies auch getan. Der anschließende Sturm der Entrüstung hat Euch sicher hart getroffen. Aber wie gesagt, Ihr seid schon lange im Geschäft. Das habt Ihr sicher miteinkalkuliert. Ihr seid euch bewusst, dass es noch an Inhalt mangelt. Ihr seid euch bewusst, dass Fans Vergleiche ziehen. Vergleiche zu dem, was die Reihe 2005 in Form von Star Wars: Battlefront II auf den Markt gebracht hat. Wir wollen spüren, dass ein neues Battlefront in der “Next-Gen” angekommen ist.

Vielleicht war es noch etwas zu früh für eine Ankündigung. Zu früh, um sich selbst mit einem Veröffentlichungstermin unter Druck zu setzen. Ihr hättet ein weiteres Jahr nutzen können, um an Inhalten zu arbeiten. Was wir bisher über den Umfang wissen, bereitet uns Sorge. Und Sorge führt in diesen Zeiten sehr schnell zu Entrüstung und Hate. Das Internet bietet eine Plattform, in dem sich Meinungen schnell verbreiten, in dem unüberlegt gehandelt wird und in dem Ihr euch als Zielscheibe hinstellten müsst. Fragwürdige Entscheidungen, gestrichene Features und DLC-Pläne dienen als Benzin für das lodernde Feuer, dem Ihr euch gerade gegenüber steht. Wie Ihr damit umgeht, liegt allein in Eurer Hand.

“Please be good…”

Ich bin Fan. Fan von Euch. Fan von Star Wars. Und ich freue mich über ein neues Star Wars: Battlefront. Ich werde es mir kaufen, ich werde es spielen und ich werde es bewerten. So wie es Millionen andere Spieler auch tun werden. Ich hoffe auf das Beste und die kommenden Monaten werdet Ihr hoffentlich nutzen, um dem Strom der Anspannung entgegen zu schwimmen und ein Spiel auf den Markt bringen, welches sein Versprechen einlösen wird. Star Wars: Battlefront…. please be good.