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SPD-Ministerin will Rentenrevolution – doch der Widerstand ist programmiert

16. Mai 2025, 11:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
SPD-Ministerin will Rentenrevolution – doch der Widerstand ist programmiert
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2023 zahlte der Bund rund 6,8 Mrd. € für Beamtenpensionen – Bas will neue Beamte künftig in die Rentenkasse einzahlen lassen. Verfassungsrechtlich wäre das nur für zukünftige Jahrgänge möglich.
Bärbel Bas fordert den Einstieg in ein gemeinsames Alterssicherungssystem für alle – inklusive Beamte, Abgeordnete und Selbstständige. Was als sozialpolitische Zeitenwende verkauft wird, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Langfristprojekt mit vielen Risiken – und kaum kurzfristigem Nutzen.

Ein System für alle – oder nur alter Wein in neuen Schläuchen?
Kaum im Amt, setzt Bundesarbeits- und Sozialministerin Bärbel Bas (SPD) ein Thema auf die Agenda, das seit Jahrzehnten polarisiert: Die Öffnung der gesetzlichen Rentenversicherung für bislang außenstehende Gruppen.

Beamte, Selbstständige, Politiker – wer heute nicht ins gesetzliche System einzahlt, soll künftig verpflichtet werden.

Das Ziel: mehr Gerechtigkeit und langfristige Stabilität der Rentenkasse. Doch was in Talkshows populär klingt, stößt in der Praxis auf rechtliche Hürden, politische Blockaden – und ernste Zweifel an der Wirksamkeit.

Beamte, Richter, Soldaten – Symbol oder Substanz?

Der Vorstoß der Ministerin trifft einen Nerv – nicht nur bei den Wählern, sondern auch bei ökonomischen Grundsatzfragen. Die Pensionslasten des Bundes sind real und steigen rasant: Laut Bundesinnenministerium lagen die Ausgaben für Beamtenpensionen und Hinterbliebenenversorgung im Jahr 2023 bei rund 6,8 Milliarden Euro – allein im unmittelbaren Bundesbereich. Und sie werden steigen, auch ohne neue Reform.

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Doch die Integration von Beamten in die gesetzliche Rentenversicherung ist ein dickes Brett. Bestehende Pensionszusagen gelten als unantastbar, die Verbeamtung ist ein juristisches Sonderverhältnis – verfassungsrechtlich geschützt.

Eine Umstellung wäre nur für künftige Beamte möglich – und selbst das würde Jahrzehnte dauern, bis spürbare Effekte eintreten.

Die Rentenversicherung kämpft mit Strukturproblemen

Dass die gesetzliche Rente vor einem Finanzproblem steht, ist kein Geheimnis. Das Sicherungsniveau von 48 Prozent soll laut Koalitionsvertrag bis 2031 gehalten werden – doch was danach passiert, bleibt offen.

Das demografische Gefälle – weniger Beitragszahler, mehr Leistungsempfänger – spitzt sich zu. Ökonomisch gesehen, löst die Einbeziehung weiterer Gruppen das Problem nicht, sondern verschiebt es lediglich.

Wirtschaftsweise Monika Schnitzer bringt es auf den Punkt:

„Künftige Renten und Pensionen müssen von künftigen Beitrags- und Steuerzahlern bezahlt werden.“

Die entscheidende Variable ist also nicht, wer einzahlt, sondern wie viele überhaupt noch einzahlen können. Und hier helfen Beamte, Selbstständige oder Abgeordnete nicht entscheidend weiter.

Sozialpolitische Symbolik trifft fiskalische Realität

Bärbel Bas erhält dennoch Applaus – vor allem von der linken Opposition und Sozialverbänden. Der VdK nennt es einen „mutigen Start“, Linken-Chefin Schwerdtner sieht sogar die Chance, das Rentenniveau dauerhaft anheben zu können.

Doch selbst innerhalb der Regierung ist der Rückhalt dünn. CDU und CSU lehnen den Vorschlag strikt ab, verweisen auf den Koalitionsvertrag – dort finden sich solche Pläne nicht.

CSU-Landesgruppenchef Hoffmann spricht von „alten SPD-Ideen“, die nun durch die Hintertür wiederbelebt würden. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann fordert stattdessen die Umsetzung der bereits vereinbarten Aktivrente – statt neuer, langfristig kaum finanzierbarer Großprojekte.

Beamtenbund warnt vor einer Einheitsversicherung

Auch von den direkt betroffenen Berufsgruppen kommt scharfer Gegenwind. Der Deutsche Beamtenbund (DBB) lehnt die Einbeziehung in die gesetzliche Rentenversicherung ab.

Vorsitzender Ulrich Silberbach warnt vor einer „Zwangs-Einheitsversicherung“ und verweist auf die Konsequenzen: Würden Beamte künftig Beiträge zahlen, müssten ihre Gehälter angehoben werden – mit spürbaren Folgen für die Haushalte von Bund und Ländern.

Die Gewerkschaft der Polizei sieht die Gefahr, dass durch neue Verpflichtungen genau jene Berufsgruppen belastet werden, die besonderen Belastungen ausgesetzt sind – etwa im Vollzugsdienst. Auch dort lehnt man die Pläne ab.

„Stärken Sie die Rente – aber lassen Sie die Pensionen in Ruhe“, so GdP-Chef Jochen Kopelke.

Selbstständige zuerst – Beamte vielleicht nie

Differenzierter äußert sich die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, Gundula Roßbach. Sie unterstützt die Einbeziehung nicht abgesicherter Selbstständiger – ein Schritt, der auch im Koalitionsvertrag vorgesehen ist. Doch Beamte? Zu komplex. Zu langfristig. Zu wenig kurzfristiger Nutzen.

Denn selbst wenn die Pläne umgesetzt würden, wäre der Effekt auf die Finanzlage der Rentenkasse minimal – jedenfalls kurzfristig. Die eigentlichen Hebel liegen woanders: beim Renteneintrittsalter, beim Rentenniveau, bei der Finanzierung über Steuern.

Eine offene Rentenkommission – oder doch ein fertiger Plan?

Bas will die Rentenkommission zügig einsetzen, um Reformvorschläge zu entwickeln. Doch es ist ein offenes Geheimnis, dass ihre Idee dort bereits die Richtung vorgibt.

Wer die Diskussion beobachtet, erkennt: Der Vorschlag ist kein Impuls, sondern ein politischer Pflock. Die SPD testet, wie weit man gehen kann. Und ob es für ein Einheitsmodell der Altersvorsorge Mehrheiten gibt – in der Gesellschaft wie im Parlament.

Politik
[InvestmentWeek] · 16.05.2025 · 11:00 Uhr
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