Schwachpunkte aufgedeckt: René Benko vor Gericht
Es ist ein Bild der Gegensätze: René Benko, einst gefeierter Milliardär und prominentes Mitglied der High Society, wirkt von den vergangenen Monaten gezeichnet. Der Unternehmer, in Untersuchungshaft seit neun Monaten, erscheint schmal, aber wachsam vor dem vollbesetzten Schwurgerichtssaal in Innsbruck. Die Kameras richteten sich auf ihn, während er von Justizbeamten begleitet wird. Der Prozess markiert den Beginn der strafrechtlichen Aufarbeitung der Pleite des Signa-Imperiums zwei Jahre nach dessen Zusammenbruch.
Laut Anklage der Staatsanwaltschaft habe Benko bei seiner Insolvenz seinen Gläubigern Schaden zugefügt, indem er nicht gerechtfertigte Zahlungen tätigte: 360.000 Euro als Mietvorschuss und überdies 300.000 Euro an seine Mutter. In Österreich wird dies als 'betrügerische Krida' bezeichnet.
Vor Gericht zeigte sich Benko unbeeindruckt von den Vorwürfen, agierte mit Kopfschütteln und verschränkten Armen. Sein Verteidiger, der versierte Norbert Wess, bemühte sich darzustellen, dass die umstrittenen Zahlungen gerechtfertigt waren; die Mietvorauszahlung sollte der Familie einen Rückzugsort bieten, ein legitimer Wert.
Trotz der Brisanz des Themas verlief der erste Prozesstag überraschend kurz. Eine längere Befragung war vorgesehen, doch Benko beschränkte seine Ausführungen auf das Nötigste. Ohne gegenwärtiges Einkommen wollte er keine Angaben zu Vermögen oder Schulden machen und bekannte sich unschuldig.
Sollte am zweiten Prozesstag, an dem Zeugenaussagen eingeplant sind, keine weiteren Beweisanträge gestellt werden, könnte sich das Gericht rasch zu einem Urteil durchringen. Damit endet ein weiterer Tag für Benko - zurück in die Zelle. Die Verhandlung könnte der Startschuss für eine Serie von Prozessen sein, bei der die größte Insolvenz in Österreichs jüngerer Geschichte weiter ins Blickfeld rückt. Die gewaltigen Forderungen von Gläubigern gegen Benko alleine belaufen sich auf bemerkenswerte 2,7 Milliarden Euro, während insgesamt das Signa-Konglomerat von Forderungen über 27 Milliarden Euro belastet wird.

