Investmentweek

Russlands Antwort auf westliche Sanktionen: Der Superjet-100

20. März 2025, 12:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Moskau treibt den Umbau seiner Luftfahrtindustrie voran. Der Superjet-100 soll künftig ohne westliche Bauteile auskommen – doch Experten zweifeln an der Qualität und Wettbewerbsfähigkeit des Projekts.

Russland gibt sich unbeeindruckt von westlichen Sanktionen – zumindest offiziell. Die staatliche Rüstungsholding Rostec hat bekannt gegeben, dass eine vollständig mit russischen Bauteilen ausgestattete Version des Regionalflugzeugs Yakovlev Superjet-100 erfolgreich einen 40-minütigen Testflug absolviert hat.

Damit soll das Verkehrsflugzeug, das einst auf westliche Zulieferer angewiesen war, vollständig „russifiziert“ werden. Doch hinter den Erfolgsmeldungen steckt eine enorme technische Herausforderung – und eine wirtschaftliche Realität, die das Projekt in Frage stellt.

Ein Flugzeug „aus eigener Kraft“ – aber mit vielen Hürden

Der ursprüngliche Superjet-100 war Russlands Versuch, in den Markt der Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge einzusteigen. Doch von Beginn an war das Modell stark von westlicher Technologie abhängig: Avionik von Thales (Frankreich), Flugsteuerungssysteme aus den USA und Triebwerke, die gemeinsam mit der französischen Safran-Gruppe entwickelt wurden.

Die westlichen Sanktionen nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Jahr 2022 haben diese Lieferketten jedoch weitgehend unterbrochen.

Rostecs Lösung: Eine vollständige Neuentwicklung mit ausschließlich russischen Bauteilen. Das wichtigste Element ist das neue PD-8-Triebwerk, das den PowerJet SaM146 ersetzt, das zuvor gemeinsam mit Safran gefertigt wurde.

Der überarbeitete Yakovlev Superjet-100 soll den westlichen Superjet-100 ersetzen. Doch mit Sanktionen, eingeschränktem Zugang zu westlicher Technologie und einer lückenhaften Lieferkette bleibt fraglich, ob das Projekt den internationalen Sicherheitsstandards gerecht wird.

Die russische Luftfahrtindustrie arbeitet zudem daran, alle weiteren westlichen Komponenten durch einheimische Alternativen zu ersetzen. Laut Rostec-CEO Sergey Chemezov ist dies eine gewaltige Herausforderung:

„Das Projekt wird in einer extrem kurzen Zeitspanne umgesetzt – das ist in der globalen Luftfahrtindustrie nahezu beispiellos.“

Technische Herausforderungen und Zweifel an der Sicherheit

Experten sehen jedoch mehrere Probleme. Erstens ist das PD-8-Triebwerk noch nicht vollständig zertifiziert, und die bisherigen Tests lassen viele Fragen offen.

Zweitens sind die westlichen Avionik- und Steuerungssysteme durch russische Pendants zu ersetzen – ein Prozess, der Jahre dauern könnte und erhebliche Sicherheitsrisiken birgt.

Luftfahrtexperten warnen zudem, dass die russische Luftfahrtindustrie seit Jahrzehnten unter mangelnden Investitionen und Know-how-Verlusten leidet. „Ein modernes Flugzeug zu entwickeln, ist ein hochkomplexer Prozess. Wenn Russland in wenigen Jahren alle westlichen Komponenten ersetzen will, dann bedeutet das eine radikale Beschleunigung, die sicherheitskritische Kompromisse mit sich bringen könnte“, sagt ein westlicher Branchenkenner, der anonym bleiben will.

Kaum Marktchancen außerhalb Russlands

Selbst wenn das Projekt erfolgreich umgesetzt wird, bleibt eine zentrale Frage: Wer kauft den „Superjet-New“? Die westlichen Sanktionen schließen die meisten internationalen Märkte aus, und selbst traditionell russlandfreundliche Länder zögern bei Investitionen in russische Luftfahrttechnologie.

Die größte Abnehmerin wird die russische Fluggesellschaft Aeroflot sein, die 339 dieser „russifizierten“ Flugzeuge bestellt hat – darunter auch das Mittelstreckenmodell MC-21, das ebenfalls von westlicher Technologie entkoppelt werden soll. Doch Analysten sehen darin eher eine staatlich erzwungene Abnahme als eine wirtschaftlich fundierte Entscheidung.

„Die russische Regierung kann die heimische Luftfahrtindustrie zwar mit Aufträgen stützen, aber das wird nicht reichen, um international konkurrenzfähig zu sein“, sagt ein Experte für die Luftfahrtindustrie. „Ohne westliche Komponenten könnten die Flugzeuge teurer, ineffizienter und weniger zuverlässig sein – ein massives Problem für Airlines, die auf Betriebskosten achten müssen.“

Erfolg oder Propaganda?

Der Superjet-100 mit russischer Technik ist für Moskau mehr als nur ein Luftfahrtprojekt – er ist ein politisches Signal. Russland will beweisen, dass es westliche Technologie ersetzen und sich autark aufstellen kann. Doch ob das Flugzeug am Ende auch sicher, zuverlässig und wirtschaftlich tragfähig ist, bleibt fraglich.

Mit der geplanten Zertifizierung bis Ende 2025 und den ersten geplanten Auslieferungen ab 2030 wird sich zeigen, ob Russland tatsächlich eine konkurrenzfähige Alternative zu westlichen Herstellern entwickeln kann – oder ob der Superjet-100 letztlich ein Prestigeprojekt bleibt, das nur für den Binnenmarkt relevant ist.

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