Revolution in der Rechtsbranche: Künstliche Intelligenz als Chance und Herausforderung für junge Anwälte
Die Einführung künstlicher Intelligenz (KI) in Unternehmensbüros auf der ganzen Welt zwingt junge Anwälte, sich auf die neuen Technologien einzustellen. Laut Brendan Gutierrez McDonnell von K&L Gates sind jüngere Anwälte im Allgemeinen technologisch versierter. Dennoch sind sie aufgrund von Bedenken bezüglich der Genauigkeit von KI in professionellen Anwendungen bislang eher zurückhaltend in ihrer Nutzung.
Dabei birgt der korrekte Einsatz von KI das Potenzial, die Arbeit junger Juristen grundlegend zu transformieren. Technologieunternehmen setzen stark darauf, dass KI ein wesentlicher Bestandteil der juristischen Profession wird. Prognosen zufolge könnte das jährliche Investitionsvolumen in Technologien der Rechtsindustrie bis 2030 von derzeit 26,7 Milliarden US-Dollar auf über 46 Milliarden US-Dollar ansteigen.
Die juristische KI-Plattform Harvey sammelte im Juli beeindruckende 100 Millionen US-Dollar in einer von Alphabet und OpenAI geführten Finanzierungsrunde ein, wobei das Unternehmen mit 1,5 Milliarden US-Dollar bewertet wurde. LexisNexis und Thomson Reuters bauen ebenfalls ihr KI-Angebot aus, doch die Frage, wie schnell diese Technologien Teil des Arbeitsalltags junger Anwälte werden, bleibt offen.
Rechtsfakultäten integrieren zunehmend KI-Themen in ihre Lehrpläne, so eine Umfrage der American Bar Association. Die NYU ist eine der Schulen, die bereits einschlägige Kurse anbietet. Andrew Williams von der NYU betont jedoch die Bedeutung der Grundlagen im Rahmen der Ausbildung – ähnlich wie in der Kunst die Grundlagen von Schattierung und Perspektive.
Auch Francisco Morales Barrón von Vinson & Elkins in New York sieht die zukünftige Praxis im Wandel. Sein Unternehmen vergibt Fortbildungspunkte für den Umgang mit KI, warnt aber vor den Risiken, die einsehen will, was KI richtig und falsch macht.
Gerichte in den USA bleiben skeptisch gegenüber dem Einsatz von generativer KI in der Fallbearbeitung, was durch eine von Ropes & Gray entwickelte Website zur Verfolgung der Akzeptanzregeln veranschaulicht wird. Auch Unternehmen stehen dem Einsatz von KI im Rechtsbereich kritisch gegenüber – insbesondere wegen potenzieller Vertraulichkeitsverletzungen.
Bei Goodwin werden Anwälte in den ethischen Implikationen der Technologie geschult. Gutierrez McDonnell rät jungen Anwälten, die neuen Möglichkeiten der KI anzunehmen, jedoch auch kritisch und wachsam zu bleiben.
