Porträt: Absturz eines Senkrechtstarters

Erfurt (dpa) - Dieter Althaus, seit seinem Amtsantritt 2003 einer der einflussreichsten Ost-Politiker in der CDU, bleibt sich auch beim Abschied treu.

Vier Tage nach dem CDU-Debakel bei der Landtagswahl lässt der 51-Jährige per Mail verkünden, dass er das Handtuch wirft: als Ministerpräsident und als Vorsitzender der Thüringer CDU. Eine Vorwarnung gab es nicht, über Stunden kein Wort der Erklärung. Spitzenleute der CDU, die sich demonstrativ hinter ihn stellten, wirken wie vom Donner gerührt und machen sich Hals über Kopf zu einer Krisensitzung auf den Weg nach Erfurt. Regierungssprecher Fried Dahmen spricht von einer «persönlichen Entscheidung» seines Chefs.

Althaus gilt spätestens seit dem vergangenen Jahr, als er eine holprige Kabinettsumbildung versuchte, als «Mann einsamer Entscheidungen», aber auch als einer, auf den die erfolgsgewohnte Thüringer CDU mit ihrer zehnjährigen Alleinherrschaft nicht verzichten kann. Nach seinem Unfall am Neujahrstag, bei dem sich Althaus schwer verletzte und eine Skifahrerin ihr Leben verlor, steht die Partei ohne Wenn und Aber hinter ihm. Nach seiner Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe, der anhaltenden Kritik an seinem Umgang mit der Schuld und der medialen Inszenierung des Unfalls bleibt es dabei. Im Wahlkampf setzt die CDU alles auf eine Karte: Dieter Althaus.

Auch nach dem Absturz bei der Landtagswahl um fast zwölf Prozentpunkte scheint weiter zu gelten: Es gibt keinen «Plan B». Einstimmig wird Althaus beauftragt, Sondierungsgespräche mit der SPD zu führen, obwohl die zumindest hinter vorgehaltener Hand seinen Abgang fordert. Doch an der Parteibasis und bei einflussreichen Kommunalpolitikern sitzt der Frust offenbar tief. «Kein Wort zu seiner persönlichen Verantwortung, keine erkennbare emotionale Regung - und die kritische Analyse des Debakels vertagt auf die Bundestagswahl. Das hat viele gegen ihn aufgebracht», sagt einer aus der erweiterten Führungsmannschaft.

Der Rücktritt zeigt, dass Althaus dünnhäutiger geworden ist. Der gläubige Katholik, der seine Wurzeln im Thüringer Eichsfeld hat, will offenbar nicht warten, bis er geopfert wird, sondern selbstbestimmt entscheiden. Er sei über fehlenden Rückhalt in seiner Partei maßlos enttäuscht, sagt ein Vertrauter.

Der einsame Abgang ist der Tiefpunkt in der Karriere eines Mannes, der sich als politischer Senkrechtstarter in der Ost-CDU einen Namen gemacht hat. Seit 1990 ist der gebürtige Thüringer auf der Karriereleiter stetig nach oben gestiegen. 1990 wird der Mathematik- und Physiklehrer in den Landtag gewählt. Zwei Jahre später beruft ihn Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) zum Kultusminister, 1999 übernimmt Althaus den Vorsitz der Fraktion.

Er avanciert zum Kronprinzen Vogels, der ihm 2003 das Ministerpräsidentenamt überlässt. Die «geschenkte Macht» kann Althaus bei der Landtagswahl 2004 knapp verteidigen. Er profiliert sich als Anhänger und Unterstützer von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Sein Verhältnis zu ihr beschreibt er als «freundschaftlich, an Inhalten orientiert und konstruktiv». Mit Merkel teilt er die ostdeutsche Herkunft und die naturwissenschaftliche Ausbildung.

Ob ihm seine Frau - seit mehr als 25 Jahren ist er mit der Lehrerin Katharina Althaus verheiratet - oder die beiden erwachsenen Töchter nach den Verletzungen zum schnellen Rücktritt geraten haben, ist offen. Sie haben ihm bei seinem politischen Comeback den Rücken gestärkt, aber immer auch deutlich gemacht, dass es ihnen um den Ehemann und Vater geht.

Koalition / Thüringen
03.09.2009 · 17:07 Uhr
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