Michel Ancel spricht über die schwierigen Entstehungsprozesse von Beyond Good & Evil 2 und WiLD
Michel Ancel, der Schöpfer von Rayman und Beyond Good & Evil, hat in einem Interview mit der französischen Website Superpouvoir Einblicke in die Entwicklungen rund um Beyond Good & Evil 2 und WiLD gegeben.
Die Projekte, die große Erwartungen geweckt hatten, scheiterten letztlich an einer Mischung aus internen Konflikten, Managementproblemen und strategischen Fehlentscheidungen.
Laut Ancel war die Entwicklung von Beyond Good & Evil 2 von grundlegenden Meinungsverschiedenheiten zwischen Schlüsselpersonen bei Ubisoft Montpellier geprägt. So wollte der Artistic Director das Design ständig überarbeiten, während sich der Game Director nur auf prozedural generierte Inhalte konzentrierte. Ancel selbst träumte hingegen von einem epischen Weltraumabenteuer. Diese Uneinigkeit führte dazu, dass die Teams keine klare Richtung hatten.
Dazu kam Managementversagen: Der Produzent, der eigentlich Konflikte hätte lösen sollen, agierte laut Ancel nicht effektiv. Ubisoft-CEO Yves Guillemot musste sogar persönlich eingreifen, ohne dass sich die Lage entscheidend besserte.
In der Öffentlichkeit kam es zu Fehlwahrnehmungen: Ancel wurde oft als Hauptverantwortlicher dargestellt, obwohl er angibt, kaum Entscheidungen infrage gestellt zu haben. Er betont jedoch, dass er seinen Teil der Verantwortung trägt, insbesondere in Bezug auf den Umgang mit Mitarbeitern.
Ancel glaubt, dass das Projekt mittlerweile durch personelle Veränderungen und neue Manager eine stabilere Basis gefunden hat.
Das zweite schwierige Projekjt ist WiLD. Das Spiel entstand in Ancels Wild Sheep Studio, während Sony IE der Publisher war. Das Open-World-Survival-Spiel hatte zunächst mit einer technologischen Umstellung zu kämpfen: Nach einer spielbaren Version im Jahr 2018 entschied man, die Entwicklung auf die PS5 umzustellen. Dies verzögerte die Produktion erheblich.
Dann gab es größere Managementwechsel bei Sony, wodurch das Projekt gestoppt wurde. Ubisoft wollte aushelfen und WiLD unterstützen. Doch kurz danach trat auch Sony auf den Plan und wollte WiLD weiterentwickeln - sogar mit dem doppelten Budget. Allerdings waren die Verträge zwischen Ubisoft und Wild Sheep Studio schon so weit fortgeschritten, dass Ancel Sonys Angebot ablehnen musst. Was aus heutiger Sicht ein Fehler war.
In dieser Zeit hatte Ancel ein Burnout, wodurch das Spiel bei Ubisoft Paris landete. Dort herrschte allerdings pures Chaos. Ancel war nicht mehr da, um das Spiel zu verteidigen, das von den Leuten dieser Abteilung, die alle möglichen Änderungen verlangten, ohne das Spiel wirklich zu spielen, buchstäblich zerstört wurde.
Nach zwei Jahren wurde WiLD schließlich eingestellt, weil es auch nichts mehr mit dem ursprünglichen Spiel zu tun hatte.

